Mit Huskys unterwegs 

Hundeschlittentouren in Lappland, Schweden und Norwegen

 

Wenn ich heute daran zurück denke, dann immer mit einer gewissen Sehnsucht. Die Hundeschlittentouren waren nämlich jede für sich richtige Abenteuer. Hoch im Norden, in Finnisch-Lappland, wagte ich mich zum ersten Mal im März 1994 auf eine "Sledog-Safari". Wie bei jeder dieser Touren, hatte auch hier jeder Teilnehmer seinen eigenen Schlitten mit vier bis sechs Hunden als Gespann, je nach Gewicht, und war für "seine" Huskys verantwortlich. Das hieß sie als allererstes morgens füttern, dann ihnen das Geschirr anlegen, danach nach Rangordnung einspannen, die Leithündin immer zuerst, und schließlich eigenverantwortlich den Schlitten lenken. Nach der Tagestour wurden als allererstes die Hunde, wiederum streng nach Rangordnung, jetzt die Leithündin zu letzt, abgespannt, für die Nacht an ein langes Seil gebunden, dann gefüttert, und dann erst konnten wir uns um uns selbst kümmern. Egal wie kalt und naß es war, wie kaputt wir waren oder entsetzlich froren, die Hunde hatten immer Vorrang. Zu fressen bekamen sie meist ganz fette Salami, die mit heißem Wasser vermischt war. 

 

Besonders am Anfang war alles gar nicht so einfach. Die Huskys sind so quirlig und begierig zu laufen, dass es oft ein schweißtreibendes Unterfangen war. Nach ein paar Tagen bekam man zwar etwas Routine, und man wußte, wie man z.B. den Huskys am besten die Geschirre anlegte, ohne dass man selbst verzweifelte oder sie sich losrissen. Aber es kam am Anfang auch vor, dass der Schlitten in einer Kurve umgeworfen wurde, und man, mit einer Hand am Haltegriff des Schlittens festgebunden, auf dem Bauch hinter dem Schlitten hergezogen wurde. Sich dann während der Fahrt wieder auf die Kufen zu hieven, war wirklich nicht einfach. Oder bei Anstiegen mussten wir die Huskys unterstützen und wie bei einem Tretroller fleißig uns mit dem Fuß abstoßen. Da kam man schnell ins Schwitzen, und zweimal blieb mir dabei sogar im tiefen Schnee ein Stiefel stecken  Mit der Zeit lernte man jedoch, wie man durch Gewichtsverlagerung die Kurven meisterte.

 

Die Hunde folgten hauptsächlich ihrem Musher, ihrem Besitzer. Der fuhr immer voraus, einmal um die Richtung vorzugeben, und zum anderen, um eingreifen zu können, wenn sich die Hunde z.B. selbstständig gemacht hatten oder mit einem leeren Schlitten voranstürmten. Denn das passierte öfters. Die Schlitten hatten zwar eine Bremse, einen Haken, den man fest in den Schnee treten musste, wollte man anhalten, aber die Huskys zogen mit so einer Kraft, dass sich der Haken oft wieder löste, und weg waren sie mit dem Schlitten. Nach ein paar Tagen folgten sie auch uns Touristen, allerdings nur bedingt. 

  

Jede Tour war ein extrem tolles Erlebnis. Neben vielem anderen war es auch der Umgang mit den Tieren. Mein Verhältnis zu Hunden ist nicht ohne Spannungen, da ich schon dreimal gebissen wurde, aber mit den Huskys gab es nie Probleme. Auch wenn sie über mich kletterten und ich ganz unter ihnen lag. Sie waren immer lieb, total verschmust, und wollten viel gelobt werden. Besonders nach jeder Fahrt oder sogar zwischendrin. Vor der Fahrt waren sie wie wild und kaum zu bändigen, sobald die Fahrt aber begann, verstummte sofort das Gebell. Ab da war nur noch das Zischen des Schnees unter den Kufen zu hören. Die Huskys rannten mit Ausdauer, schnell, leichtfüßig, beinahe elegant, selbst bei - 25 Grad und kälter. Das war ihr Leben. Das liebten sie.

 

Während der Safaris legten wir täglich 30 bis 40 km von Hütte zu Hütte zurück. Die Unterkünfte, einfache Wildmarkshütten, waren meist tief eingeschneit und ohne Licht und Wasser. Es gab einen Tisch, einfache Hocker, einen Holzofen, und simple Holzliegen zum Schlafen. Oft lagen wir daher, Kopf gegen Fuß, zu sechst oder acht eng zusammen gekuschelt auf einem winzigen Holzpodest zur Nacht. Natürlich ohne Matratze. Aber es war alles gar nicht so unangenehm, denn im Laufe der Nacht wurde es in der Hütte immer bitterkalt, trotz sehr gutem Schlafsack. Da wärmte die Nähe des anderen. Geheizt wurde mit Holz, dass man selber fällen bzw. spalten musste. Und das Wasser wurde aus zugefrorenen Seen oder Bächen geholt. Aber um Wasser zu holen musste fast immer zuerst ein Loch in die Eisdecke eines Sees gehackt werden. Und natürlich brutzelten wir selber uns was zusammen. Zur Outdoortoilette hieß es raus in die Kälte durch den Schnee, meist ein Stück entfernt von der Hütte. Alles ziemlich abenteuerlich - einfach phantastisch. Das Gepäck wurde auf den Schlitten mitgeführt. Kaum zu beschreiben war aber das Polarlicht, welches wir manchmal abends mit Glück beobachten konnten. Einfach phantastisch! 

 

 

Die erste Huskytour machte ich im März 1994 im Westen Finnisch-Lappland

 

Die zweite Huskytour, März 1995, in Norwegen.

 

Die dritte Huskytour, März 2003, in Schweden.