Wilde Tiere - Tosende Wasserfälle -  Mächtige Sanddünen

Afrika: In 24 Tagen durch Namibia, Botswana und zu den Victoriafällen (Mai 2017)

Eigentlich wollte ich ja nach Malawi und Zambia, aber die Reise wurde leider leider wegen zu wenig Teilnehmer abgesagt. Pech, und was nun? Da ich zeitlich gebunden war, war es gar nicht so einfach, kurzfristig eine neue interessante Reise als Ersatz zu finden. Aber es gelang. Mit dem Reiseveranstalter "World Insight" besuchte ich in Afrika mehrere Nationalparks in Namibia, in Botswana, und, in Zimbawe die Victoriafälle. (Graphik von World Insight: Reiseroute). Es war eine Wildnis & Safari Tour mit dem Großteil der Übernachtungen in freier Natur und im eigenen Zelt. 

Die Reiseroute umfasste ein riesiges Gebiet dreier Länder, was viel viel Fahrerei voraussetzte. Ein Nachteil, aber auf der anderen Seite ein Vorteil, denn so sahen wir wirklich viel vom Land. Wir fuhren ja mitten hindurch. Und, wir fuhren relativ bequem, denn wir waren nur neun Teilnehmer und hatten einen großen Overland-Truck ganz für uns alleine. Das bedeutete, dass jeder von uns zwei Sitzplätze für sich alleine beanspruchen konnte. Eine große Erleichterung bei den langen Fahrten. Und auch sonst war "Komfort" angesagt. Die Zelte waren große Zwei-Mann-Safari-Zelte, in denen ich zumindest in der Mitte stehen konnte, und der Fahrer des Overland-Trucks war zugleich auch unser Koch. Egal unter welchen Umständen, mittags gab es fast immer ein Picknick und bei den Zeltübernachtungen abends ein leckeres Abendessen. Alles immer ganz frisch und abwechslungsreich. Wir mussten nur hinterher abspülen. 

 

Auf dem Programm standen Bootsfahrten mit Mokoros durch das Okavango-Delta, Fuß-Safaris quer durch den Busch, Pirschfahrten mit dem Boot oder mit offenen Allradfahrzeugen im Chobe- und Mudumu-Nationalpark sowie in der Etoscha-Pfanne, Besuch der tosenden Victoriafälle, Erklimmen der hohen Sanddünen von Sossusvlei, Wanderung durch die tiefe Schlucht der Sesriem Canyons, Begegnungen mit dem Volk der San und der Himbas, Besichtigung Jahrtausend alter Felsgravuren und Aufeinandertreffen mit der deutschen Kolonialgeschichte in Namibia. All diese Highlights waren teilweise mit Anstrengungen, extrem frühen Aufstehen, teils sehr einfachen Campingplätzen, Hitze, langen Fahrten und sogar mit einem heftigen Sandsturm beim Zelten verbunden. Die vielen wilden Tiere in ihrer natürlichen Umgebung, die wunderbaren Landschaften und der Blick in den magischen, mit Sternen übersäten Nachthimmel in der Wüste, entschädigten jedoch für alle Unbill. Es war eine sehr schöne Reise!

 

1. Tag (08.05.17): Flug Frankfurt a. M. - Windhoek

Leider ist er nun mal untrennbar mit einer Fernreise verbunden. Der lange Flug. Diesmal waren es genau 9 Std. und 48 Minuten. Aber irgendwann geht auch der vorbei. Morgens um 5:32 Uhr in Windhoek/Namibia gelandet, wobei die Uhr um eine Stunde zurück gestellt werden musste. Der Flug selbst ging mit der Fluggesellschaft Condor. Ich hatte im Vorfeld teilweise schauerliche Kommentare über diese Billigfluglinie gelesen, die sich jedoch, zumindest für diesen Langstrecken Flug, nur ganz geringfügig bestätigten. Wer Entertainment oder Bier, Wein wollte, musste allerdings dafür bezahlen. Da es ein Nachtflug war, habe ich versucht zumindest die Augen zu zu machen und mich von meiner eigenen Musik etwas einlullen zu lassen. Meine Reisetasche wog 14,5 kg inklusive  Schlafsack und Therm A Rest Matte. Auch der Rucksack mit 3,5 kg war ein Leichtgewicht. Und das Ganze für 3,5 Wochen. Es ist schon erstaunlich, wie man alles reduzieren kann, und immer noch zu viel mit hat, wie sich meist am Ende der Reise herausstellt.

 

2. Tag (09.05.17): Fahrt Windhoek - Gobabis und Begegnung mit dem Volk der San

Alles klappte reibungslos nach der Ankunft. Unser Reiseleiter erwartete uns bereits am Flughafen, schnell Namibische Dollar eingetauscht, und schon ging es mit einem großen Overland Truck in das abgelegene Gobabis, wo wir auf einer weit davon entfernten Guestfarm unsere erste Nacht in Namibia verbrachten. Das waren mal so locker über 250 km. Aber an die Fahrerei gewöhnten wir uns bald. Hatten wir es doch recht komfortabel im Truck. Jeder von uns neun Reiseteilnehmern bekam einen Fensterplatz und zwei Plätze für sich. Etwas gewöhnungsbedürftig war allerdings der Linksverkehr. Aber auch das kein größeres Problem, wir saßen ja nicht am Steuer. Nur zu Fuß, beim Straßenqueren, mussten wir in den ersten Tagen noch höllisch aufpassen. In der Hauptstadt des namibischen "Cattle Country" (Gobabis), wurde die Verpflegung für die nächsten Tage eingekauft. Die Supermärkte sind wie bei uns, jedoch stehen überall Wachleute, die sogar den Einkaufsbeleg kontrollieren. Im Stadtbild fielen mir die stattlichen Hererofrauen in ihrer viktorianischen Tracht mit weiten bunten Röcken und kunstvoll gefalteten Hauben auf.

 

Ein paar Stunden später auf der Guestfarm angekommen, schnell Zimmer bezogen, und schon ging es direkt in den Busch zu den San, die als Ureinwohner des südlichen Afrikas gelten. Auf einer gemeinsamen Wanderung mit ihnen lernten wir viel über das tägliche Leben im Busch und über Früchte, Knollen und Heilpflanzen, die den Buschleuten als Nahrungsmittel und Apotheke dienen. Zum Abschluss führten sie einige Tänze und Gesänge vor, die eine erfolgreiche Jagd beschreiben oder herbeirufen sollten. Schon ziemlich müde zurück auf der Guestfarm wartete dort noch ein Highlight auf uns. Ein kleiner Zoo mit Stachelschweinen, Emus und, zwei Leoparden, die als Tierbabys gefunden und hier aufgewachsen waren, wurden gefüttert. Zwar durch einen Zaun getrennt, aber dennoch nur knapp zwei Meter entfernt. Sie kamen nur zur Fütterung her, ansonsten streiften sie frei durch ein riesiges Wildgehege. 

 

Zum Abendessen gab es Kudufleisch und Springbock, was beides wirklich sehr gut schmeckte. Aber dann war für mich der Tag zu Ende. Todmüde sank ich schon um 20 Uhr ins Bett. Der Flug am vergangenen Tag, die durchwachte Nacht, der lange Fahrtag, die Buschwanderung, die Hitze, all das forderte nun seinen Tribut.

 

3. Tag (10.05.17): Auf zum Okavango Delta in Botswana

Trans-Kalahari-Highway
Trans-Kalahari-Highway

Heute lag ein langer Fahrtag vor uns. Weit über 500 Kilometer mussten zurückgelegt, Namibia verlassen und in Botswana eingereist werden. Daher hieß es extrem früh aufstehen, frühstücken und um 7 Uhr morgens ging es schon los. Ich hatte herrlich geschlafen und fühlte mich daher topfit. Auf dem mittels EU-Geldern geteerten Trans-Kalahari-Highway, entlang an Farmzäunen und Buschland, erreichten wir nach ca. einer Stunde die Grenze zu Botswana. Das bedeutete aussteigen, anstehen, Ausreiseformalitäten aus Namibia erledigen, Ausreisestempel im Pass bekommen, weiterfahren, an Grenze zu Botswana wieder aussteigen, anstehen, Passformalitäten und Einreisestempel. Aber keinerlei Probleme und nette Grenzbeamte. Zurück im Bus wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt, da hier wieder die mitteleuropäische  Sommerzeit galt. 

 

Die Fahrt ging weiter. Rechts und links der Straße Buschland und alles ganz flach. Ab und an kleine Siedlungen mit drei bis fünf Rundhütten, die alle zusammen mit einem Zaun aus ineinander verflochtenen Ästen ringsherum geschützt wurden. Am Straßenrand grasten viele Rinder oder wechselten die Straßenseite. Der Besitz von Rindern gilt auch heute noch in den ländlichen Gebieten von Botswana als Zeichen von Wohlstand und als Gradmesser des sozialen Standes eines Mannes. Allerdings ist die exzessive Viehzucht inzwischen eines der größten Umweltprobleme und des Naturschutzes, da die ca. 3 Mio. Rinder die kargen Böden der Kalahari extrem stark belasten. 

 

Picknick auf Parkplatz
Picknick auf Parkplatz

Später in Ghanzi, der Distrikthauptstadt des Westen Botswanas, Geld gewechselt. Diesmal erhielten wir den Botswanischen Pula. Und bald darauf war Mittagsrast mit Picknick auf einem Parkplatz am Highway angesagt. Wobei mich immer Owen, unser Fahrer und Koch faszinierte, der unter den primitivsten Umständen stets schnell leckere Sachen zauberte. Nach kurzer Zeit hieß es dann jedoch schon wieder weiter, wobei Owen stark auf die Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h achtete, da hier immer mit Geschwindigkeitskontrollen gerechnet werden musste. Bei der Gelegenheit wird dann auch kontrolliert, ob alle Insassen angeschnallt sind. Während der Fahrt fiel mein begeisterter Blick aber immer wieder auf die runden Hütten aus Lehm oder engem Zweigengeflecht mit spitzen Rieddächern. Direkt daneben sah ich einmal ein Dorf mit Hüten aus Beton. Welch Kontrast. Und weit weit im Land konnte ich ganz vereinzelt einige Farmen erkennen. Ob das Leben da wirklich so erstrebenswert ist. So weit von allem, so hart und entbehrungsreich? 

Erst kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir schließlich Maun und unseren ersten Zeltplatz. Mit der Stirnlampe an baute jeder schnell sein Zelt auf. Der Aufbau der Zelte ging relativ einfach, so dass keiner Probleme damit hatte. Außerdem half jeder, der schon fertig war, dem anderen. D.h., wir wuchsen bereits zu einer Gemeinschaft zusammen, die während der gesamten Reise bestehen blieb. Um 21 Uhr gab es unser erstes Essen am Lagerfeuer mit dem funkelnden afrikanischen Himmel über uns. Einfach überwältigend. Und mit diesem Gefühl legte ich mich später schlafen. Mit viel Vorfreude auf die nächsten Tage.  

 

4. Tag (11.05.17): Im Okavango Delta

Die Kalahari ist der Inbegriff einer lebensfeindlich trockenen und kargen Wüste. Aber mittendrin liegt das üppig grüne, wasserreiche Okavango Delta. Ein Tierparadies ohnegleichen. Und genau da wollten wir für die nächsten beiden Tage hin. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt im offenen Geländewagen auf tiefen Sandwegen und über kleine Brücken, zusammengeschustert aus Mopaneholz, brachten uns traditionelle Kanus "Mokoros" durch ein Labyrinth aus Lagunen und Kanälen des Okavangos auf eine kleine Insel mitten im Nirgendwo. Früher waren die Mokoros (Einbäume) aus Holzstämmen geschnitzt, heute sind sie aus Umweltschutzgründen aus Fiberglas, was ihren Reiz aber nicht im Mindesten mindert. Gestakt werden sie von "Poolern", ähnlich den Gondolieris in Venedig. 

Die Mokoros glitten mit jeweils zwei Personen, unserem Gepäck und dem Pooler, eineinhalb Stunden lang fast lautlos mitten durch das Riedgras und Papyrus, welches oft über einem zusammenschlug. Wer genau hinsah, entdeckte darin Spinnen und ihre Netze, die in der Sonne glitzerten, Wasserschlangen, winzige Frösche, und auf freieren Flächen wunderschöne Wasserlilien die sich gerade geöffnet hatten. Aber die friedliche Stimmung trügte. Wir selbst entdeckten ein Krokodil, welches auf der Lauer lag.

 

 Als wir die Insel erreichten, war die Freude groß. Unsere Zelte standen schon aufgebaut da, und, wir waren ganz alleine, außer dem Begleittrupp des Veranstalters. Da wir unser Hauptgepäck im Truck zurückgelassen, und nur das Nötigste für die zwei Übernachtungen mitgenommen hatten, waren unsere Zelte schnell eingerichtet. Kurz darauf folgte eine intensive Einweisung in das Verhalten in der  Wildnis. Wir sollten uns nur innerhalb der Campgrenzen, und keinen Schritt darüber hinaus, aufhalten. Der Grund für das strikte Verbot war, dass wir uns mitten in der Wildnis befanden und Elefanten, Büffel und Co besonders nachts manchmal mitten durch das Lager laufen konnten. Sollte jemand daher dann unbedingt mal raus müssen, durfte das nur in Begleitung geschehen. Es gab auch keinen Strom und kein fließendes Wasser, aber eine - wunderschöne" Outdoor-Toilette und sogar eine ebenso malerische Freiland-Dusche mit Gießkanne. Wasser für Tee und Kaffee sowie zum Kochen, wurde direkt aus dem Okavango entnommen und abgekocht. 

Unser Zeltlager
Unser Zeltlager

Zur Stärkung gab es mittags leckeren frischen Salat und Toastbrot. Genug, um anschließend einen kleinen Spaziergang zu einer ungefährlichen Badestelle zu machen. Zurück im Camp und nach einem Tee brachen wir zu einer zweistündigen Fußsafari auf. Schön hintereinander und in beiger oder olivfarbener Kleidung. Zu helle Farben würden die Tiere irritieren. All zu viele Tiere bekamen wir nicht zu Gesicht, aber es war trotzdem aufregend und schön. Schon das Gefühl, dass sich im hohen Gras vielleicht irgend ein Löwe etc. verbarg, und nur auf uns lauerte, war stimulierend! Nach dem Abendbrot veranstalteten unsere Begleiter noch einen unterhaltsamen Abend mit Gesängen und Tänzen. Alles am Lagerfeuer und unter dem überwältigenden Sternenhimmel. Kaum zu überbieten. 

 

5. Tag (12.04.17) Im Okavango Delta (Tag 2)

Trotz öfteren Aufwachens in der Nacht und bangen Lauschens, ob vielleicht gerade ein Elefant, Büffel oder Sonstiges um mein Zelt schlich - hatte ich nicht auch ein Grunzen oder Knacken gehört - relativ gut geschlafen. Aber nicht all zu lange, denn schon vor dem Frühstück brachen wir zu einer langen Fußsafari auf. Erst eine halbe Stunde mit den Mokoros durch das teilweise noch im Dunst liegende Schilf, dann zu Fuß weiter. 

Zu Fuß auf Pirsch
Zu Fuß auf Pirsch

Ganz brav im Gänsemarsch und in zwei Gruppen. Jeweils ein Ranger vorne, der uns auf vieles hinwies und erklärte, und einer als Schlusslicht, der uns beschützen sollte. Und diesmal hatten wir Glück mit Tierbeobachtungen. Große Gnu- und Zebraherden, mehrere Giraffengruppen, unzählige Antilopen, Warzenschweine, Ibise, Gänse, Trappen, viele große und kleine Vögel etc. grasten oder flogen friedlich in unserer Sichtweite. Mit der Zeit aber wurde der Fußmarsch ganz schön anstrengend, denn inzwischen brannte die Sonne kräftig herunter und die Spur, meist ein schmaler Tierpfad, war voller Unebenheiten und Löchern. Und wegen des hohen Grases mussten wir teilweise wie ein Storch gehen, was jede Gymnastikstunde locker ersetzte. Nach vier Stunden daher ziemlich kaputt und hungrig zurück zu den Booten und zurück zum Camp. Dort wartete ein leckerer Brunch auf uns mit anschließendem Relaxen.

Aber wir waren ja nicht zum Faulenzen hier. Zwei Stunden später hieß es erneut los. Wieder zu Fuß. Diesmal sollte ein Hippo Pool unser Ziel sein, aber nach knapp einer Stunde kehrten wir um. Der Weg dorthin wurde immer nässer, so dass wir die Schuhe hätten ausziehen müssen, worauf keiner so richtig Lust hatte. Also zurück ins Camp. Mit insgesamt sechs Stunden in glühender Sonne waren wir heute genug gelaufen. Nach kurzer Pause aber wieder in die Mokoros und mit ihnen in den Abend und Sonnenuntergang gefahren. Ein wunderschönes, stimmungsvolles Erlebnis - mit Krokodil. 

 

 

6. Tag (13.05.17) Zurück in Maun

Ach, immer das frühe Aufstehen. Aber was half's, da musste man durch. Also wieder früh raus, Sachen gepackt, Frühstück und dann um halb acht schon mit den Mokoros unterwegs. Gottseidank brauchten wir die Zelte nicht selbst abzubauen, das erledigte die Agentur.  Wir konnten uns ganz dem Abschiednehmen vom Okavango Delta widmen. Und das fiel schwer. Dieses lautlose Gleiten durch das grüne Dickicht aus Schilf, Gras und Papyrus, die vielen Tiere, das Zelten in der totalen Wildnis, der Sternenhimmel, einfach alles. 

Unser Hotel
Unser Hotel

Nach dem Abschied  von unseren Poolern und der einstündigen Rückfahrt mit dem Geländewagen auf der Sandpiste, erreichten wir gegen Mittag unseren ersten Campsite wieder. Aber diesmal zelteten wir nicht, sondern durften in der angrenzenden Lodge übernachten. Nach drei Tagen zelten in der Wildnis war das hoch willkommen. Daher als erstes die Sachen kurz durchgewaschen, zum Trocknen aufgehängt, die Haare gemacht, und anschließend das großläufige Gelände erkundet. Am Pool gesonnt und geplaudert, im Reiseführer gelesen, WhatsApp Nachrichten gecheckt und geschrieben und im angrenzenden Souvenirshop etwas rumgestöbert. Halt alles, was man macht, wenn man etwas Zeit hat. War auch mal schön. Abends dann alle gemeinsam im an der Lodge angrenzenden Restaurant gegessen und einfach nur genossen.

 

7. Tag (14.05.17) Zu den Greater Makgadikgadi-Salzpfannen und den Baobabs

Ausschlafen! Wer hätte das gedacht. Erst um 9 Uhr machten wir uns wieder auf die Reise. Die allerdings nach einer Stunde schon unterbrochen wurde. Wir passierten eine "Disease Control" Stelle, wo ein Veterinärzaun das seuchenfreie Farmland vor der Maul- und Klauenseuche schützen soll. Dieser Zaun besteht seit den 1960er Jahren und soll verhindern, dass Viehseuchen von Nord nach Süd durch Viehtransporte oder durch Tierwanderungen übertragen werden. Für uns hieß das aussteigen und die Sohlen von allen Schuhen mit einer Desinfektionslösung abzuspülen. Auch die Autos mussten durch solch eine Lösung fahren. Schaden kann es auf keinen Fall. 

Weiter auf der Fahrt in die Greater Makgadikgadi-Salzpfannen, die mit mehr als 12.000 Quadratkilometer Fläche die weltgrößten ihrer Art sind, und durch einen Teil  dieses Makgadikgadi-Nationalparks. Lag es daran, dass wir hier in tierreichere Gegenden kamen. Jedenfalls ertönte plötzlich der Schrei: Elefanten! Und tatsächlich, eine Clique von Junggesellen (Bullen) stand am Straßenrand und machte sich an den Baumrinden und -Ästen gütlich. Ganz nah waren sie. Höchstens 3 Meter entfernt von uns. Einfach phantastisch. Jeder schaute aus den offenen Fenstern und knipste wie verrückt. Und von nun an ging es Schlag auf Schlag. Immer mehr Elefanten tauchten auf. Mehrere große Herden näherten sich der Straße und auch riesige einzelne Bullen. Dann sahen wir auch die ersten Kudus, Giraffen, Zebras und wieder Warzenschweine und Gazellen. Rechts und links der Straße war Buschland, welches ca. 20 m auf beiden Seiten der Straße abgemäht war, damit die Autofahrer die Tiere sahen und Unfälle so vermieden werden konnten. Und wir sahen nicht nur Tiere. In Fahrtrichung links fuhren wir lange an überschwemmten Gebieten vorüber. Das hätten wir hier nicht erwartet. Muss wohl viel geregnet haben. Ob die vielen Tiere daraus flüchteten?

Nach wenigen Stunden erreichten wir dann unser Tagesziel. Den Campground der Baobab Lodge. Baobab Lodge, weil es hier viele der imposanten Affenbrotbäume (Baobab) gab. Schnell bauten wir unsere Zelte auf, wobei ich mir einen Platz direkt neben einen der Giganten aussuchte. Wie alt mochte der wohl sein. Als Faustregel gilt, dass ein Durchmesser von 5 m auf ein Alter von ca. 1000 Jahre hinweist. Es gibt aber Baobabs, die ein Alter von über 4000 Jahre ereichen, wie mit der Radiokarbonmethode festgestellt wurde. Zudem ist er der reinste Medizinschrank. Die Blätter werden von den Sans gegen alle Arten von Durchfall, Magen-Darm-Entzündungen oder sogar bei Ruhr und Koliken angewendet. Die Früchte helfen bei Infektionen und bei Krankheiten wie Pocken und Masern. Aus der Rinde flechten die Frauen Körbe. Welche Ehre also, neben so einem 

 

"Urgetüm" zu nächtigen! Außerdem glauben die Sans, dass es gar keine jungen Baobabs gibt, sondern dass Gott die ausgewachsenen Exemplare vom Himmel auf die Erde wirft. Und, weil sie so kopflastig sind, sie mit den Wurzeln nach oben auf der Erde landen. Schaut man sich diese Bäume genau an, ist man direkt gewillt, das zu glauben. Wegen ihres Gewichts benötigen sie felsigen oder steinigen Untergrund, an dem sich ihre Wurzeln klammern können. Daher wachsen sie nur an wenigen Orten. Am späteren Nachmittag, nach Lunch und einer Ruhepause, gingen wir mit einem San-Ranger durch und außerhalb des weitläufigen, mit Sicherheitszaun abgegrenzten Campgrounds, auf Entdeckungstour. 

Voller Begeisterung, und im perfektem Oxford-Englisch, welches er sich selbst beigebracht hatte, erzählte er uns viel über das Leben im Busch, über Pflanzen und Tiere. So z.B., dass die Büffelwebervögel ihre Nester ganz außen an einem Zweig, mit dem Eingang nach unten bauen, um vor Feinden sicher zu sein. Und, da der Wind immer aus Osten kommt, richten sie ihre Nester stets nach Westen aus. Daher eignen die sich auch gut als Ost-West Kompass. 

Auch die gewaltigen Termitenhügel riefen unsere Bewunderung hervor. Erbaut von Abermillionen von Termiten aus Sand, vermischt mit ihrem Kot und Speichel, sind verlassene Termitenhügel ein begehrtes Baumaterial für die Hütten der San. Zum Abschluss der hochinteressanten zweistündigen Wanderung wartete noch eine kleine Überraschung auf uns. An einem kleinen See war alles vorbereitet für einen Sundowner, mit dem wir den Untergang der Sonne stilvoll beobachten konnten. Zurück im Camp, und nach einem leckeren Abendessen am Grill, funkelten inzwischen die Sterne auf uns herunter. Ein Himmel über Afrika wie er im Buche steht. Über und über mit Sternen übersät. Schöner geht es nicht! Am liebsten hätte ich außerhalb des Zeltes geschlafen, nur um direkt bei jedem Augen aufmachen ihn zu sehen, aber dann zog ich mich doch ins wärmere Zelt zurück, denn nachts ist es hier bitterkalt.

 

 

8. Tag (15.05.17) Auf zum Chobe National Park

Oh je, wieder hieß es früh aufstehen und früh wegfahren. Um 7 Uhr morgens saßen wir schon, nach Packen, Zeltabbau, Frühstück und Beladen in unserem Overland-Truck. Vorher hatte ich noch kurz wehmütigen Abschied von den Baobabs genommen, die auf mich einen extrem tiefen Eindruck hinterlassen hatten. Und dann fuhren wir los. Erneut lag eine lange Fahrstrecke von weit über 400 km vor uns. Aber es war schön, so in den erwachenden Tag hineinzufahren. Träumen durfte unser Truck Fahrer allerdings nicht, denn die Straßen waren teilweise eine echte Herausforderung. 

Schon nach einer Stunde mussten wir einen abenteuerlichen Umweg fahren, da die offizielle Straße überschwemmt war. Große und kleine, flache und tiefe Löcher und richtig kleine Flüsse "belebten" die Straße. Was wurden wir nicht im Truck hin und her geworfen. Es war so schlimm, dass ich sogar eine Reisetablette nehmen musste, sonst hätte ich die Fahrt nicht überstanden. Und wer während der Fahrt versuchte sein Reisetagebuch zu schrieben, konnte hinterher die eigene Schrift kaum lesen, so krakelig war sie. Und dann, wir hatten gerade getankt und uns Wasser gekauft, passierte es. Unser Auto machte immer schrecklichere Klopfgeräusche, so dass wir anhalten mussten. Vermutlich kein Öl. Also wieder umgekehrt, zurück zur Tankstelle, nachgeschaut, Öl aufgefüllt, dann voller Optimismus weiter. Das Ganze hatte eineinhalb Stunden gedauert, währenddessen wir in der Sonne am Straßenrand saßen und warteten.

Eine Heuschrecke
Eine Heuschrecke

Nach vier Stunden, und inzwischen wieder auf der Hauptstrasse, passierten wir erneut eine Veterinär Kontrolle. D.h. wieder alle Schuhe und Autoreifen desinfizieren. Aber schließlich fuhren wir auch durch drei Naturschutzzonen. Den Sibuyu-, Kazuma- und durch das Kasane Natur Schutzgebiet. Und schon sahen wir viele Elefanten, Warzenschweine, Zebras etc. am Straßenrand. Leider durfte nicht angehalten werden, aber wir schlichen sozusagen dahin, damit wir auch wirklich alles aufs Bild bannen konnten. Neben den Tieren entdeckten wir im Vorbeifahren auch Plantagen mit Hirsefelder u.ä. Kurz vor unserem Tagesziel hielten wir kurz in Kasane, dem Tor zum Chobe National Park. Hier wurde Proviant für die nächsten Tage eingekauft, und wer musste, konnte noch einmal Geld tauschen. Dann ging es weiter. Aber irgendwann geht auch die längste Fahrt zu Ende. Am späteren Nachmittag erreichten wir unseren Zeltplatz am Ufer des Chobe-Flusses, nahe des Chobe Nationalparks. 

Diebische Affen
Diebische Affen

Unser zugewiesener Campground war diesmal nicht so schön, übervoll und direkt neben einem Generator, aber dafür waren die Toiletten und Waschräume ganz nah. Also Zelt schnell aufgebaut, eingeräumt und dann ab zum Ufer des Chobe Rivers, Krokodile suchen. Das ging am besten von einer Hotel Terrasse aus, zu der der Zeltplatz gehörte. Hier warteten allerdings schon diebische Affen, die einzeln oder in kleinen Gruppen versuchten etwas zu ergattern. Aber nicht mit uns. Wir passten höllisch auf. Und etwas später schon sahen wir unsere ersten Krokodile. Faul und träge lagen sie am Ufer. Wehe dem, der sich davon täuschen lässt. 

Auf dem Weg zurück zu unseren Zelten begegneten wir einer Familie von Warzenschweinen, die frei auf dem Gelände herumliefen. Bin immer fasziniert, wie die fressen. Sie knicken dabei nämlich die Vorderbeine ein. Sieht irgendwie ulkig aus. Nach dem Sonnenuntergang, der immer um 18 Uhr stattfindet, gab es auch schon bald Abendessen aus unserer "Feldküche". Wie immer alles frisch zubereitet und gut schmeckend. Und da der morgige Tag wieder sehr früh beginnen sollte, zogen wir uns alle bald danach in unsere Zelte zurück. 

 

 

9. Tag (16.05.17): Safaris zu Land und zu Wasser im Chobe National Park 

Diese Tour war wirklich nichts für Langschläfer. Heute ging es schon um 5:45 Uhr los. Aber wer was sehen will... Also auf zur Safari im Chobe National Park. Mit einem offenen Geländewagen erstmal 20 Minuten bis zum Eingang des Chobe NP gefahren. Dort waren wir beileibe nicht die einzigen, die sich zu so früher Stunde aufgemacht hatten. Ein Safariwagen neben dem anderen stand vor dem Eingang und wartete auf die Öffnung des Parks. Kaum eingefahren, verteilten sich die Autos jedoch schnell im Gelände. Wir hatten das Gefühl, alleine unterwegs zu sein.

Dick eingemummelt in unsere wärmsten Sachen, zu so früher Stunde war es in dem offenen Fahrzeug bitterkalt, fuhren wir auf tiefen Sandpisten langsam durch das Gelände. Am Anfang gab es noch wenig zu sehen. Wahrscheinlich war es den Tieren auch noch zu kalt. Aber dann entdeckten wir sie. Elefanten, Giraffen, Zebras, Impalas, Adler, Geier, Warzenschweine, eine riesige Herde von Büffel mit ganz vielen Jungtieren, viele Marabus, große Affenfamilien, Mangusten und auch Löwen. Die aber nur aus weiter Ferne.

Nach drei Stunden ging es wieder zurück. Alle ein klitzekleinwenig enttäuscht, denn jeder hätte sich gern noch mehr Tiere gewünscht. Aber wir machten generell die Erfahrung, dass auf den Frühpirschs meistens nicht so viele Tiere gesichtet wurden. Bei einer Pirsch am Abend jedoch lachten unsere Herzen und unsere Kameras kamen kaum mit dem Knipsen nach. Und genau so war es auch an diesem Tag. Nach der Rückkehr ins Camp gab es erstmal Brunch mit einem leckeren Omelett. Wir hatten ja noch nicht gefrühstückt. Danach hatte jeder etwas Zeit für sich, bis das absolute Highlight dieses Tages kam. Die Bootsfahrt auf dem Chobe River. Sie hätte nicht schöner sein können. Bequem vom Boot aus konnte man alles phantastisch überblicken. Das Ufer, das Wasser, die vielen vielen Tiere. Nie werde ich die grasenden Elefanten im für sie bauchhohem Wasser vergessen. Bis auf zwei Meter fuhren wir mit  dem Boot heran. Unbeschreiblich schön. Und der fast schon kitschig wirkende Sonnenuntergang rundete den Tag vollkommen ab. 

 

10. Tag (17.05.17): Tosende Wasserfälle, die Victoriafälle

Heute wartete schon wieder eines der großes Highlight auf uns. Die mächtigen Victoriafälle. Zuerst galt es jedoch aus Botswana aus- und nach Simbabwe einzureisen. Das hieß natürlich wieder anstehen, Ausreiseformulare, und später dann anstehen, Einreisevisum beantragen, die Einreiseformulare ausfüllen, Stempel im Pass etc.  Wir waren vorgewarnt, dass die Einreise nach Simbabwe lange dauern könnte, es gab nur einen Schalter für die vielen Leute, die einreisen wollten. Aber nach einer Stunde hatten wir es schon geschafft. Die LKW-Fahrer, die mit ihren Wagen in langen Schlangen vor der Grenze standen, brauchten sicherlich erheblich länger. Geld brauchte ich nicht zu wechseln, da ich US Dollars von vornherein dabei hatte. Währung in Simbabwe ist der US Dollar. Es wird kein anderes Geld angenommen.

Dann passierte aber etwas, was alle Vorurteile über Simbabwe bestätigte. Es ist auch hier vorgeschrieben, dass alle Beifahrer während der Fahrt angeschnallt sind. Kurz nach der Grenze hielt uns eine Polizeistreife an. Sie schauten kurz in unseren Truck und holten dann unseren Guide raus. Sie behaupteten, er sei nicht angeschnallt gewesen. Obwohl er das war. Aber das scheint zum Alltag an dieser Grenze zu gehören. Korruption und Machtdemonstration. Es ist sinnlos, dagegen zu protestieren und sogar gefährlich. Also hieß es zahlen. Da helfen alle schöne Schilder nichts.

Gleich nach Ankunft in Victoria Falls zog es uns zu den schon von Weitem zu hörenden Wasserfällen. Zum "Mosi-oa-Tunya", dem "Donnernden Rauch", wie er bei den Einheimischen heißt. Geführt wurden wir von einem lokalen Guide, der für jeden von uns einen Plastikregenmantel bereit hielt, welchen wir kurz danach trotz der Hitze mehr als dankend anzogen. Und dennoch, am Ende der Wasserfront der Fälle waren wir pitschnass, besonders die Schuhe. "Leider" war ein so hoher Wasserstand, dass man auch nur etwa ein Viertel der insgesamt 1,7 km breiten Wasserfront sah, die bis zu 108 m laut donnernd hinab stürzte. Der Rest wurde von dem aufsteigenden Wasserdampf vollkommen verdeckt. Es war ungemein beeindruckend. Ende April/ Anfang Mai sollen durchschnittlich 500 Mio. l Wasser pro Minute über die Steilkanten stürzen und der Sprühnebel bis zu 300 m in die Höhe steigen. Schier unvorstellbar. Ich war vor 27 Jahren schon einmal da, allerdings im November, wo der Wasserstand erheblich geringer und daher die gesamte Front zu sehen war. War das schöner? Ich kann das nicht beantworten, beides war ungemein und unauslöschbar beeindruckend. 

Unsere Unterkunft in Victoria Falls.
Unsere Unterkunft in Victoria Falls.

Nach drei unvergesslichen Stunden ging es schließlich ca. 6 km entfernt von Victoria Falls in unsere Unterkunft für zwei Nächte. Eine riesengroße Anlage mit lauter kleinen wunderschönen und äußerst komfortablen Chalets darauf. Natürlich war es sehr angenehm, nach drei Zeltnächten wieder mal Komfort um sich zu haben. Allerdings galten auch hier die strengen Regeln, dass, sobald es dunkel wurde, nur in Begleitung eines Angestellten der Lodge zum Beispiel zum Restaurant gegangen werden durfte. Der Grund war, dass Elefanten, Springböcke, Affen und sogar ein Leopard sich frei auf dem Gelände bewegten. Natürlich auch Warzenschweine, die aber immer friedlich ihrer Wege zogen. Nachts mussten alle Türen und Fenster, besonders die Küchentüren, wegen der Affen abgesperrt werden. Da jeder an dem Abend Selbstverpfleger war, zogen sich alle schnell in ihre Chalets zurück. Es war ein tief beeindruckender Tag gewesen.

 

11. Tag (18.05.17) Freier Tag mit Besuch der Victoria Falls Bridge und traditionellem Abend

An diesem Tag konnte jeder machen, worauf er Lust hatte. Zu dritt fuhren wir daher mit dem kostenlosen Shuttle Bus der Lodge noch einmal zu den Victoria Fällen. Diesmal aber zur Brücke. Die Victoria Falls Bridge (fertiggestellt 1905) ist genauso ein "Must" wie die Fälle, und sie ist im gewissen Sinn ein Kuriosum. An beiden Seiten der Brücke befindet sich jeweils eine Grenzstation der beiden Ländern Simbabwe und Sambia. Die Brücke gehört beiden Staaten und ist somit ein Niemandsland. 

Von unten sah man erst, welch tolle Konstruktion sich hier über den Sambesi spannte. Von den Wasserfällen hingegen sah man nicht viel, da eben zur Zeit die Gischt extrem stark war und den Blick in die Schlucht hinein verhinderte. So ließen sie  sich nur erahnen bzw. hören und spüren, denn selbst auf der Brücke oben und weit entfernt, merkte man am ganzen Körper die Erschütterungen und wurde zudem noch nass. Aber wir hatten ja noch die Regenumhänge von gestern. Rege genutzt wird die Brücke für den kleinen Warenverkehr, hauptsächlich von Simbabwe nach Sambia. 


Tief unten in der Schlucht sammelt sich der Sambesi nach seinem Herunterstürzen über den Felsabhang und fließt noch Kilometerlang wild tobend weiter in einer Schlucht. Ich weiß das, denn vor 27 Jahren machte ich einen ganzen Tag lang eine Rafting Tour hier auf dem Sambesi, die es in sich hatte. Das Video davon schaue ich mir noch immer gerne und voller Staunen an. Bei dem derzeitigen Wasserstand wäre das nicht möglich gewesen. Aber auch so war es ganz schön abenteuerlich und gefährlich. Über die damaligen Sicherheitsbestimmungen würden heute alle nur noch den Kopf schütteln und sofort die Sache abbrechen. Aber es ist ja alles gut gegangen. 


Anschließend alleine etwas in der Stadt rumgelaufen. Wollte schauen, was sich in der langen Zeit von 27 Jahren verändert hatte. Einiges hatte ich wieder erkannt, aber vieles war natürlich gewachsen und moderner. Vor allem der Straßenverkehr. Schön war es trotzdem. Aufgefallen ist mir die viele Polizei, die überall zu sehen war, die allgegenwärtigen Hinweise zu Sauberkeit und die vielen Bettler, die teilweise recht aufdringlich sind. Dazu muss man aber wissen, dass Simbabwe ein extrem armes Land mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit ist. Insgesamt jedoch waren die Menschen sehr nett und höflich und ließen sich sehr gerne auf ein Gespräch ein. Egal ob es der Mann im Touristenbüro, in der Post, im Restaurant oder in einem Souvenirshop war. Zum Abschluss noch ein paar Postkarten geschrieben und gleich im Postamt eingeworfen. Und tatsächlich, nach gut vier Wochen hatten sie alle ihr Ziel erreicht. 

Abends im Restaurant auf dem Gelände der Lodge an einer "Dinner & Drum Show", einer Show mit spirituellen Tanzvorführungen, interaktiven Trommeln und einem traditionellen Märchenerzähler teilgenommen. Zur Einstimmung musste jeder beim Eintritt ein buntes Tuch Toga ähnlich um sich schlingen, was jeden sofort einen Hauch von Exotik verlieh und in die passende Stimmung versetzte. Das Büffet war ausgezeichnet und bot von Krokodil, Kudu, Impala und Warzenschwein über Rindersteak bis hin zum Mapane Wurm alles an. So wurde es ein langer und wunderschön unterhaltsamer Abend. 

 

12. Tag (19.05.17) Fahrt durch die Sambesi Region zum Muduma-Nationalpark

Am Morgen musste ich einen großen Verlust beklagen. Nachts hatte irgend ein kleiner Nager getestet, ob meine Therm A Rest Matte schmeckt. Und das muss es wohl, denn es waren etliche Löcher, genau an der Naht zu sehen. Ich hatte die Matte im entleerten Zustand und zusammengerollt auf den Boden gestellt, aber nie daran gedacht, dass sich im Chalet kleine Nager aufhalten. Zwar hatte ich entsprechendes Flickzeug dabei, und auch alles versucht sie zu reparieren, aber sie ließ immer wieder Luft. Wenigstens  konnte ich den Überzug noch verwenden. Nun, das war Pech. Schluss mit dem weichen Liegen im Zelt. 

 

Aber so war es nun mal. An diesem Tag lag wieder ein langer Fahrtag vor uns. Inzwischen hatten wir uns allerdings schon fast daran gewöhnt. Die ganze Fahrt dauerte neun Stunden. Wir fuhren durch drei Länder. Da war einmal die Ausreise aus Simbabwe, die Ein- und Ausreise nach und aus Botswana und die Einreise nach Namibia. Überall galt es die jeweiligen Aus- oder Einreise Anträge auszufüllen und den Pass kontrollieren und abstempeln zu lassen. Bei der Einreise nach Botswana kam wieder die Seuchenkontrolle mit Schuhdesinfektion hinzu und, bei der Einreise nach Namibia wurden wir sogar mit einer Wärmbildkamera auf Ebola getestet. 

Gottseidank waren wir bereits früh, um 7:30 Uhr, losgefahren, so dass sich noch keine all zulange Schlangen an den Grenzen gebildet hatten. Der Caprivi Zipfel ist nämlich im Norden der einzige Weg, der nach Namibia führt. Es ist nur ein schmaler Korridor von 30 - 90 km Breite und 460 km Länge. Im Norden grenzt er an Angola und Sambia, im Süden an Botswana und im Osten an Simbabwe. Durch ihn fließt der Okavango Fluss und drei weitere Grenzflüsse. Da er zugleich Überschwemmungsgebiet der Flüsse ist, sieht man viele Trockenflussbetten, die bei Hochwasser volllaufen.

Eine Puffotter
Eine Puffotter

Wir konnten schnell fahren, da die Straße sehr gut war. Zu sehen gab es allerdings rechts und links davon nicht viel. Der Fahrer musste trotzdem aufmerksam sein, da immer wieder unvermittelt Wild die Straße querte. Besonders Elefanten liebten das. Und plötzlich entdeckte unser Guide am Straßenrand eine Puffotter. Gerade konnte ich noch ein Foto machen, dann war sie auch schon wieder verschwunden. Die Puffotter gehört zu den giftigsten Schlangen Afrikas und ist für die meisten tödlichen Bisse in Botswana verantwortlich. Das gefährliche an ihr ist auch, dass sie, im Gegensatz zu anderen Schlangen, bei Erschütterungen nicht flüchtet.

Um 16:30 Uhr dann Ankunft in unserem Camp. Es lag direkt am Kwando und man konnte die Hippos vom Fluß herauf prusten hören. Schnell Zelt aufgebaut und anschließend etwas rumgelaufen. Etwas mulmig war mir dabei schon, da überall Schilder vor umherlaufenden Hippos, Elefanten und Krokodilen warnten. Na, das war ja eine Nachbarschaft. Nach Sonnenuntergang zu Abend gegessen, noch etwas unterhalten, und dann ging jeder mit etwas gemischten Gefühlen in sein Zelt. Aber wir wollten ja alle Abenteuer.

 

13. Tag (20.05.17) Morgensafari im Mudumo Nationalpark und Weiterfahrt nach Rundu

Trotz diverser Geräusche des Nachts, die die Nerven etwas strapazierten, eigentlich friedlich geschlafen. Das war auch gut so, denn um 6:30 Uhr hieß es schon wieder "Auf zur Safari". Dazu fuhren wir erst kurz mit dem Boot auf eine Insel, um von dort aus mit einem offenen Safarifahrzeug durch den Busch zu streifen. Und dann wurde es eine richtige Safari. Wir sahen viele viele Tiere. Im Wasser, auf dem Land und in der Luft. 

Es war einfach schön, so frühmorgens in die erwachende Natur zu fahren. Vor allem auch, weil außer uns sonst keine Touristen da waren. Aber so schön die Sandwege auch aussehen, es bedarf viel Übung auf diesen teilweise tiefen ausgefahrenen Spuren zu fahren. Da kann man leicht ins Schlingern geraten oder gar liegen bleiben. Wie schnell man in eine bedrohliche Lage kommen kann, zeigte sich kurz darauf. Der Ranger hatte uns eine große Elefanten- 


herde mit vielen Jungtieren versprochen, die er am Morgen schon hier gesehen hatte. Und wir sahen sie dann auch. Aber das war keine ruhig dahinziehende Herde, sondern eine total aufgebrachte. Wir waren noch in einiger Entfernung, da kam plötzlich die Leitkuh, schrille Töne austrompetend, den Rüssel hin und her werfend und schrecklich aggressiv, auf uns zu gerannt. Das war kein Spiel mehr. Der Ranger warf nur so den Rückwärtsgang ein und preschte davon. Da hätte ich nicht im Sand stecken bleiben mögen. Nach zehn Minuten oder so probierten wir es noch einmal. Wieder die gleiche Reaktion. Diesmal rannten 


sie zu zweit auf uns zu. Drohend und trompetend stürmten sie in unsere Richtung. Man sah förmlich ihre Wut in den Augen blitzen. Also schnell wieder den Rückwärtsgang eingelegt und ab. Aber sie kamen uns nach gelaufen. Gottseidank nur ein Stück. Uns ist jedoch dabei allen, auch dem Ranger, etwas mulmig geworden. Keiner hatte je so aggressive Elefanten gesehen. 

Was war da eben los?
Was war da eben los?

Der Ranger meinte als Erklärung, dass die Herde nachts oder gerade eben von irgendetwas oder irgendjemanden bedroht worden war. Er schloss auch Wilderer nicht aus, da er einige verdächtige Autospuren im Sand gefunden hatte. Puh, war das eine Aufregung. Als wir kurz darauf ein kleines Picknick machten, saß uns allen noch der Schreck in den Gliedern, und als wir aussteigen sollten, war uns das im ersten Moment gar nicht recht. Dann verließen wir uns jedoch auf die Erfahrung des Rangers und machten eine kleine Pause. Mit dem Boot anschließend wieder zur Lodge zurück. Wir hatten unser Abenteuer gehabt. Nach kurzem Frühstück mit dem Overland-Truck dann weiter. Es galt an die 450 km zu bewältigen. Wobei wir unseren ersten Löwen sahen, leider aber nicht anhalten konnten. Jeder aber hatte ihn gesehen. Toll!

Auf der nun folgenden langen Fahrt rechts und links der Straße viele kleine Krale mit Rundhütten gesehen. Ringsherum eingezäunt und mittendrin Ställe aus Ästen für das Vieh. Später folgte noch ein Picknick in einer Haltebucht, und nach einem Großeinkauf in Rundu, erreichten wir schließlich am Spätnachmittag unsere Unterkunft. Eine schöne Lodge mit Hütten im traditionellem Stil für alle. Wieder eine Gelegenheit, all unsere Akkus für Handy und Fotoapparat aufzuladen. Und da wir zurück in Namibia waren, hieß es auch die Uhren um eine Stunde zurückstellen. Nicht schlecht, dadurch wurde der Tag um eine Stunde länger. Daher war das Abendessen um 18:30 Uhr im Restaurant der Lodge auch kein Zeitproblem. Aber alle zogen sich dennoch relativ früh in ihre Hütten zurück. Der Tag war doch lang und aufregend gewesen. 

 

14. Tag (21.05.17) Fahrt zum und Safari im Ethosha Nationalpark

Heute hieß es: Auf zur Etosha-Pfanne! Das ist eine riesige Salzpfanne, die im Laufe von 600 Mio Jahren entstand und deren jährliche Niederschlagsmenge nur ca. 400 mm beträgt, aber wo bei durchschnittlich 60 °C Oberflächentemperatur bis zu 2600 mm verdunsten. So blieb und bleibt eine riesige Salzfläche übrig, die die Tiere als Salzlecke anzieht. Nirgendwo sonst soll es so viele Tiere zu sehen geben wie hier. Also dann, auf!

"Lächerliche" 400 km mussten wir bis dahin zurückgelegen. Also wieder früh los, in Rundu, einer Stadt von 80 000 Einwohner am Ufer des Okavangos noch schnell vollgetankt, dann ab und weiter auf dem Caprivi Strip. Wir fuhren praktisch alleine auf der Straße. Nur ganz vereinzelt begegneten wir einem anderen Auto. Etliche Autowracks am Straßenrand zeugten jedoch von der Vergänglichkeit eines Autos. Und wohin man blickte teilten endlose Zäune das Gebiet ein. Hin und wieder kamen auch Schulen in barackenähnlichen Gebäuden in Sicht.  Die Schulkinder alle in Uniform. Und teilweise verlief eine Telefonleitung entlang der Straße, aber keine Stromleitung. Hier lebt man ohne Strom. Solaranlagen würden natürlich Abhilfe schaffen, aber wer sollte das bezahlen. 

Nach zwei Stunden Fahrzeit überquerten wir den "Viehzaun". Ab hier durfte kein Fleisch mehr importiert werden, was durch strenge Kontrollen gesichert wird. Sogar in unseren Truck kam jemand, um eventuelle Verstecke von Fleisch aufzuspüren. Aber alles ging gut und wir durften weiterfahren. Von nun an wurde das Buschland immer weniger, es gab keinen Fluß mehr, die Wüste dominierte und im Landschaftsbild tauchten Palmen und vor allem Schirmakazien auf. 


Während der Fahrt zweimal kurz an einer Parkbucht gehalten. Hin und wieder gibt es in Namibia dort eine Toilette, die allerdings etwas kostet. Ja, und schließlich erreichten wir die Einfahrt zum Etosha Park am Namutoni Fort, unserem ersten Übernachtungsziel. Der NP ist ringsum von einem 1640 km langen Zaun umgeben und besitzt vier Eingänge. Die Umzäunung schützt auf der einen Seite die Tiere, auf der anderen Seite schneidet er aber viele natürliche Wild-Wanderwege ab. Das ist aber wahrscheinlich das kleinere Übel, denn für die anderen Tiere ist es ein Paradies. Und somit für uns Touristen.


Nachdem alle Formalitäten wie Eintrittsgeld, Campgebühr, Einweisung in die Regeln etc. erledigt waren, fuhren wir zu unserem zugeteilten Platz und bauten ruckzuck unsere Zelte auf. Und während wir damit beschäftigt waren, zauberte Owen schon einen leckeren Lunch mit viel frischem Salat. Um 15 Uhr machten wir uns dann mit unserem großen Overland-Truck auf zur ersten Safari Tour im Etosha NP.

Es war einfach schön. Da jeder von uns einen Fensterplatz hatte, und wir die großen Schiebefenster natürlich auf machten, und hoch oben saßen, hatten wir einen herrlichen Überblick. Bereits von Beginn an erblickten wir viele große und kleine Tiere. U.a. zogen drei große Elefantenherden ganz nah an uns vorbei. Und wie die großen Giraffen gemächlich und dennoch schnell mit wiegendem Körper daherkamen, tief beeindruckend. Bis kurz vorm Sonnenuntergang unterwegs, dann hieß es schnell zurück, da der Eingang zum NP nach Sonnenuntergang geschlossen wird. Jeder muss dann im Fort und in seiner Unterkunft sein. Auf uns wartete schon unser Abendessen. Danach hatte ich Abwaschdienst, dabei aber eine super Möglichkeit gefunden alle Akkus aufzuladen. Leider wurden diese sehr schnell leer. Kein Wunder, bei all den Fotos, die man machte. Anschließend noch lange vor dem Zelt gesessen und in den unbeschreiblich schönen Sternenhimmel zu schauen. Sogar die Milchstraße war greifbar nah. Von Sternlein "bedeckt" ging dieser schöne Tag zu Ende.  

 

 

15. Tag (22.05.17) Noch ein Tag Etoscha Pfanne

Wer hat das eigentlich eingeführt, die Frühpirsch? Stellt sich doch meist heraus, dass man da gar nicht so viel Tiere sieht. Aber egal, auch für heute war eine Frühpirsch vorgesehen. Mit kurzer Verzögerung, zwei Leute hatten verschlafen, ging es ziemlich früh mit unserem Truck los. Zuerst wenig Tiere, dann aber vier Löwinnen. Leider zu weit weg, um schöne Fotos zu machen. Um 9 Uhr im Camp zurück, Zelte abgebaut,  gefrühstückt und anschließend  zu unserem nächsten Zeltplatz am anderen Ende des Etoscha NP aufgebrochen. Diesmal aber ließen wir unsere Augen auf der Suche nach Tieren nur so hin und her fliegen. 

Plötzlich kam der Ruf: Löwe, rechts. Also nichts wie auf die anderer Busseite. Es waren sogar zwei. Ein Löwe und eine Löwin. Ziemlich nahe an der Straße. Auch sie beide auf Pirsch. Toll, so etwas zu sehen. Und als ob der Knoten geplatzt wäre, kamen plötzlich ganz viele Tiere in unser Blickfeld. Massenhaft Zebras und Oryxs, Gnus, Strauße etc.. 

Etwas später standen wir direkt vor der verkrusteten Salzpfanne, dem Herzstück des Etosha Parks. So weit das Auge sah, eine weißflimmernde Fläche, die weit entfernt sogar eine Fata Morgana mit Wasser vorgaukelte. Nur ganz ganz selten, wenn es sehr viel regnet, sammelt sich hier das Wasser und bildet einen flachen See. Der Weg dahin, sowie überhaupt die gesamten Straßen im Etosha Park, sind Schotterpisten auf denen man schrecklich durchgeschüttelt wurde. Ich nahm daher schon jeden Morgen prophylaktisch eine Reisetablette, um dafür gerüstet zu sein. 

Am Nachmittag dann unser neues Lager im Okaukuejo Camp aufgeschlagen. Nach dem Zeltaufbau gab es Lunch, dann war freie Zeit. Ich also zum dortigen Wasserloch. Kaum saß ich auf einer der Bänke, die auf das Wasserloch blickten, kam eine große Zebraherde und trank. Sie blieb eine Zeitlang, dann gingen sie wieder, aber kurz darauf kam eine neue Herde. Und so ging es in einem fort. In der kurzen Zeit zählte ich fünf Herden. Das war wirklich schön. Und da wusste ich noch nicht, was ich später, nach unserem Barbecue, am Wasserloch erleben würde.

 

Während die anderen sich nach dem Abendessen noch unterhielten, wollte ich einfach noch einmal zur Tränke. Vielleicht würde ich gar Elefanten oder andere Tiere dort entdecken. Und tatsächlich. Ich kam hin und sah sechs Nashörner, die mitten in dem Wasserloch standen. Schnell holte ich die anderen und wir alle waren fasziniert von dem Schauspiel welches sich uns bot. Eine gute halbe Stunde lang fraßen und tranken die Nashörner direkt vor unsern Augen. Kamen ganz nah heran. Nur der Schutzzaun trennte uns. Man durfte zwar kein Blitzlicht beim Fotografieren benutzen, aber durch die Beleuchtung des Wasserlochs war genügend Licht vorhanden. Tagsüber kein einziges Nashorn gesehen und nun gleich sechs auf einmal. Welch ein Glück. Wenn man die Leoparden auf der allerersten Guestfarm mitrechnet, hatten wir damit die "Big Five" gesehen. Elefant, Büffel, Leopard, Nasshorn und Löwe. Super! 


Noch lange am Wasserloch geblieben und beobachtet, wie von nun an Elefanten, Giraffen, Hyänen und a. kamen, kurz tranken und danach wieder in Dunkelheit verschwanden. Alles ganz lautlos und fast gespenstisch. Einfach ein tolles Erlebnis, dass ich mit in die Träume nahm. 

 

16. Tat (23.05.17) Zu Besuch bei den Himbas

Puh, war das nachts kalt. Man merkte eben, dass man in der Wüste war. Tagsüber heiß, nachts kalt. Bin daher ganz früh aufgestanden, Sachen gepackt, Zelt abgebaut, um dann noch einmal schnell zum Wasserloch zu laufen. Vielleicht? Aber nichts. Naja, wieder Zebraherden. Die hatte ich schon genügend. Also lieber Frühstück. Um 7:30 Uhr schließlich gemeinsame Abfahrt mit gleichzeitiger Morgenpirsch. Und was gab es zu sehen, Zebras, Zebras, Impalas, Gazellen, Gnus, viele Gnus, wieder Zebras und vereinzelt Elefanten. Ja, wir waren schon ziemlich verwöhnt. 

Wir hätten gerne noch Geparden oder Leoparden gesehen, aber es  war vermutlich einfach noch zu viel hohes Gras und zu viele Büsche, um sie zu entdecken. Nach zweieinhalb Stunden verließen wir schließlich den Etoscha NP durch das Anderson Gate in Richtung Outjo. Am Horizont konnte man schon die Fransfontainberge erkennen. Schon etwas seltsam, da wir vorher nur über weite Ebenen fuhren. In Outjo machten wir Einkaufsstopp.


Das Städtchen wurde 1889 von den Deutschen als Stützpunkt für die eigenen Schutztruppen gegründet. Der Ort war ideal, da sich dort eine Quelle befand. Für die Sans hingegen war es wegen der Malaria ein "satanischer Platz". Während unser Fahrer mit unserem Guide für uns alle einkaufen ging, strolchten wir durch die Stadt und deckten uns mit Wasser ein. Ich schaute mir zusätzlich das kleine Heimatmuseum an, das im Originalhaus des ehemaligen Kommandeurs der deutschen Schutztruppe aus dem Jahr 1899 untergebracht ist. 

Nach dieser Pause ging es zu einem Projekt in der Nähe von Kamanjab, welches ähnlich unserer SOS Kinderdörfer aufgebaut ist. Die Waisenkinder vom Stamme der Himbas erhalten hier Schulunterricht und können solange dort leben wie sie möchten. Initiiert wurde das Projekt von einem Weißen, der 


mit einer Himbafrau verheiratet war, aber keine Kinder bekommen konnte. Die Himbas sind ursprünglich Rindernomaden. Sie schmücken sich gern mit selbstgefertigten Halsketten aus Leder und mit Messingringen. Die Frauen färben sich zudem die Haut mit einer Paste aus Butter und Rotholz. Ich habe diese Paste ausprobiert und meine Haut nahm sofort diesen schönen rotbraunen Ton an. Das Auftragen war einfach, das Entfernen hingegen nicht. Die Farbe ist sehr haltbar, und es bedurfte viel des Rubbelns, bis sie blasser wurde und endlich ganz verschwand.

Nach dem Besuch dieses Projektes steuerten wir kurz darauf unser Lager für die Nacht an. Es lag einfach traumhaft schön und fern ab der Stadt Kamanjab. Roter Sand, grüne Bäume und Büsche, viele kleine runde Felsen, weit ab von allem, ohne Strom, aber mit Gießkannendusche und richtigen Luxus Toiletten. Was braucht es mehr. Keine Nachbarn störten, wir waren ganz alleine. Beim Abendessen in vollkommener Dunkelheit  hatten wir die Stirnlampen an, damit man wenigstens ungefähr sah, was man aß. Dazu der überwältigende funkelnde Sternenhimmel über uns. Unvergesslich!


 

 

17. Tag (24.05.17) Twyfelfontein- das uralte Bilderbuch in Stein

Letzte Nacht ohne Sorge vor wilden Tieren tief und fest geschlafen. Einzig Stachelschweine sollten sich hierher verirren. Nachts aber umsonst gewartet, keines verirrte sich in mein Zelt. Nach einem wehmütigen Abschied von diesem wunderschönen Platz ging es heute ins Damaraland nach Twyfelfontein mit seinen Jahrtausendalten Felsgravuren. Es waren sehr staubige Kilometer bis dahin. Gottseidank fuhr praktisch außer uns kein Auto auf dieser Wellblechpiste. Nur einmal mussten wir eine Zeit lang hinter einem privaten Kleinbus herfahren. Da wussten wir dann, was es heißt in einer Staubfahne hinterherzufahren. Selbst im Truck wurde alles staubig. 

Und nur wer schon einmal auf so einer Wellblechpiste gefahren ist, kann nachvollziehen wie das ist. Einfach schrecklich. Wir wurden im Truck wild hin und her geworfen, schluckten Sand und waren alle froh, dass wir angeschnallt sein mussten. Dazu kam das hohe Tempo hinzu, in dem so eine Piste gefahren werden musste, um überhaupt fahren zu können. Außerdem waren ständig "Bumps", kleine Erhebungen, in der Straße. Mit der Folge, dass wir beim darüberfahren jedesmal vom Platz hoch hüpften. Die Straße wand sich von der Ebene langsam immer höher hinauf in die Berge. Rechts und links sah man rötlich schimmernde Gebirgsketten, davor alles Wüste. Inzwischen war es draußen sehr heiß geworden Noch heißer war es allerdings im Truck, da wir wegen des Sandes nur zwei kleine Schiebefenster oben aufmachen konnten. Aber wir durften nicht klagen, denn wir wollten ja nach Afrika.

 

Unser erster Stopp galt dem "Verbrannten Berg", einem Berg, der wie schwarz verkohlt 


aussieht. Und in der Nachbarschaft bestaunten wir die "Orgelpfeifen". Etwa 2-5 m hohe polygone Basaltsäulen die, wie der Verbrannte Berg, rund 120 Mio. Jahre alt sind.  Der Lavastrom eines im Erdmittelalter ausgebrochenen Vulkans verbrannte das dortige vorhandene Schiefergestein mit dem Effekt, dass es eben total verkohlt aussieht. 

Nur eine kurze Strecke weiter dann das größte Highlight des Tages und vielleicht auch mit eines der gesamten Reise. Die Felsgravuren von Twyfelfontein. In einem zerklüfteten Felsmassiv waren auf glatten roten Sandstein Hunderte von Felsbildern eingeritzt oder aufgemalt. Die Motive reichten von Alltagsszenen der Sans bis hin zu Wildtieren wie Zebras, Nashörner, Elefanten, Antilopen und Giraffen. Wie in einem Lageplan waren Wasserstellen und die jagdbaren Tiere in deren Umgebung aufgezeigt. Entdeckt wurden die Felsgravuren  1917 von einem deutschen Landvermesser. 1952 als Namibisches Nationalmonument anerkannt, wurde Twyfelfontein 2007 zum Weltkulturerbe ernannt. Der Weg zu den Felszeichnungen hin und zurück war durch die extreme Hitze ziemlich anstrengend. Zumal wir auch in den Felsen herum klettern mussten.


Wir waren daher alle geschafft, als wir wieder bei unserem Truck ankamen. Dort hatte Owen für uns inzwischen ein Picknick vorbereitet, welches uns zwar wieder etwas Elan gab, der sich allerdings auf den letzten 100 km Fahrt bis zu unserer nächsten Unterkunft schnell wieder verlor. Diese Hitze, diese Schotterpiste. Wir flogen hin und her in unseren Sitzen und mussten uns mit beiden Händen festhalten und anschnallen. Daher heilfroh, als wir endlich unsere Guestfarm in Khorixas erreichten. Nach drei Zeltübernachtungen wieder einmal ein normales Bett und richtige Waschgelegenheiten. Nicht zu verachten. Vor allem die Möglichkeit, die Akkus neu aufzuladen bestach. Um 19 Uhr alle gemeinsam im angeschlossenen Restaurant gegessenen, und bald darauf ging jeder in seine Hütte. 

 

18. Tag (25.05.17) Fahrt zur Skeleton Küste bis nach Swakopmund

Brandberg
Brandberg

Nun denn, es musste ja sein. Also morgens um 8 Uhr wieder rein in den Truck und auf die "geliebte" Schotterpiste. Waren ja nur über 320 km die wir zu bewältigten hatten! Bereits um 7 Uhr morgens war es sehr heiß, im Bus natürlich noch heißer. Man merkte schon, das wir durch die Wüste fuhren. Erst ging es durch das Damaraland. Rechts und links frühere Farmen von Weißen, die ihr Farmgelände eingezäunt hatten. Als sie ab 1991 alles gegen etwas Entschädigung dem Staat übereignen mussten, erhielten es die Damarer, die Einheimischen. Die konnten es aber nicht käuflich erwerben, da Grundbesitz dort bis heute nicht käuflich zu erwerben ist. Folge davon ist, dass die ehemaligen Wohngebäude und Zäune langsam aber sicher alle verfallen. Aber das meist karge und unwegsame Gelände kann sowieso nur zu einem geringen Teil landwirtschaftlich genutzt werden. 

 

Bald sahen wir rechter Hand den sogenannten Brandberg aus der Ebene herausragen. Er ist mit 2574 m die höchste Erhebung in Namibia und hat seinen Namen von seinem rötlichen Aufleuchten im Abendlicht. Leider lag er zu weit von unserer Route entfernt, als dass wir hinfahren hätten können. Dafür machten wir Halt an einem Herero Dorf, welches auf unserer Strecke lag.  Wir waren aber beileibe nicht die einzigsten.

Quasi jeder Reisebus, jedes Touristenauto hielt dort an. Die Touristen kauften Souvenirs oder ließen sich zusammen mit einer Hererofrauen in ihren imposanten Kleidern fotografieren. Die erlaubten das allerdings nur gegen Geld. Schließlich verdienen sie sich ihren Lebensunterhalt damit. Aber das ist in Ordnung. Jeder muss schauen, wie er durchkommt. Kurz danach war eine kleine Pause angesagt. Nachdem alle mal hinter den Büschen verschwunden waren, zeigte unser Guide uns eine interessante Pflanze, den Milchbusch. Der sieht relativ 


unscheinbar aus, ist aber extrem giftig. Nur dem Spitzmaulnashorn und dem Kudu kann er nichts anhaben, kein anderes Tier sonst würde überleben, sollte es an ihm knabbern. Und genau wegen dieser tödlichen Wirkung benutzen die Buschmänner ihn sogar als Pfeilgift. Sollte jemand etwas von seiner Milch in die Augen bekommen, ist eine Erblindung die Folge. Böse Zungen sagen daher zu ihm auch "Schwiegermutterbusch". Na ja. Aber weiter ging es. Über das Durchgangsstädtchen Uis, mit dem einst größten Zinntageabbau der Welt, erreichten wir bald darauf die Namib. Mit weit über 30 Mio. Jahre die älteste Wüste der Welt. Schön, aber trotzdem nicht allzu einladend.

Wir fuhren weiter. Gerade auf die Küste des Atlantischen Ozeans zu. Das ist schon eine besonders faszinierende Strecke. Auf der einen Seite die gelben Dünen, die Wüste wie es sie "wüster" nicht gibt, auf der anderen Seite der blaue Atlantik. Immer den Blick dem Meer zugewandt erreichten wir Hentjies Bay. Ein reiner Ferienort am Meer, welcher außerhalb der Ferien fast leer ist. Auffallend dort die vielen gleichaussehenden kleinen Einfamilienhäuschen. Sie gehören zu einem Projekt, welches der Staat aufgelegt hat. Jeder soll ein eigenes Häuschen aus Stein besitzen. Uns interessierten aber viel mehr die Schiffswracks, die hier an der Skeleton Küste gestrandet sind. Und waren sie es schon wert hierher gekommen zu sein, so atmeten wir noch begeisterter die frische Seeluft ein. Eine Wohltat nach der heißen Wüstenluft. Ein paar Fotos später, und kurzem Fußbad in den Wellen des Atlantischen Ozeans, fuhren wir weiter Richtung Swakopmund, der ehemaligen deutschen Koloniestadt, deren Vergangenheit 


heute noch überall zu spüren ist. Nichts desto trotz hat sie sich in den Jahren seit der Unabhängigkeit Namibias in eine afrikanische Stadt mit all ihrem bunten Treiben gewandelt. Geblieben sind viele der hübschen ehemaligen Bauten im Wilhelminischen Jugendstil. Dort angekommen machten wir zuerst mit dem Truck, dann zu Fuß mit unserem Guide eine erste Orientierungstour. Anschließend ein kleiner Imbiss in einem Café, um danach zu unserem Backpacker Hotel zu fahren. Die Zimmer dort waren nett eingerichtet und lagen sehr ruhig. Alles sehr angenehm nach den Zeltnächten. Zuerst alle Akkus und das Handy geladen, die Tasche und die Sachen wieder geordnet, ja, und dann war schon Zeit für das Abendessen. Gemeinsam gingen wir zu Fuß zu einem Restaurant, speisten a la Carte und genossen den Abend. Es war wieder einmal ein sehr schöner Tag gewesen. 

 


19. Tag (26.5.17) Ein Tag in Swakopmund

Ein Tag ohne stundenlanges Fahren im Truck, ohne Rütteln und Schütteln, nur schauen, staunen, bummeln und gut gehen lassen. Heute konnte jeder machen wozu er Lust hatte. Nach einem ausgedehnten Frühstück daher wieder zu Fuß in die Stadt, in einer Wechselstube etwas Geld eingetauscht und anschließend ins Heimatmuseum. Ich gehe gerne in Museen, da man dort immer Interessantes über die Geschichte des Landes und der Stadt erfährt. So auch hier. Liebevoll in Szene gesetzt erfuhr ich vieles über die deutsche Kolonialzeit, vorwiegend über die militärische, über das Leben der Weißen und Schwarzen und deren, besonders für die Schwarzen, teilweise erschütternden Alltag. Ich kaufte mir dort auch eine Chronik über eine deutsche Auswandererfamilie, die 1866 hierher auswanderte und bis in die 4. Generationen bis ins Jahr 2007 hineinreicht. Es gehörte schon extrem viel Mut, Ausdauer und Überlebenswille dazu, sein Leben hier aufzubauen. Natürlich auch eine robuste Gesundheit, denn ohne die Medizin, die es heute gibt, war manchmal das Leben schnell zu Ende. 

Nach gut einer Stunde im Museum setzte ich mich in das angeschlossene Museumsscafe, aß ein Eis und genoß den Blick auf den Strand. Das Wetter war sehr schön, strahlend blauer Himmeln Sonnenschein, aber an der Küste weht immer ein Wind, so daß ich eine leichte Windjacke gut vertrug. Es gibt hier viele deutschsprachige Touristen, und in den Geschäften wie auch im Museum wird man sofort auf Deutsch angesprochen. Nach acht Stunden Bummel durch Swakopmund dann doch ziemlich geschafft zurück ins Hotel. Was hatte ich nicht alles angeschaut. Zigmal durch die Innenstadt gelaufen, in Geschäften, besonders Souvenirläden, gewesen, die Strandpromenade noch einmal entlang, auf dem Yetty  lange den Wellen zugeschaut die ans Ufer schlugen, die am Straßenrand aufgebauten Kunsthandwerker Ausstellungen und die noch vielen vorhandene Historischen Häuser betrachtet, hoch oben auf den ehemaligen Leuchtturm, den Moerman Tower, geklettert und das Fußgängerviertel mit seinen vielen schönen Möglichkeiten zu essen und zu Trinken entdeckt. Und Gottseidank zum Schluss noch daran gedacht, Wasser und zwei Bierdosen für die kommende Tage in der Wüste im Zelt einzukaufen. Nicht zu spät schließlich mit zwei anderen aus der Gruppe in der Nähe Abendessen gegangen. Durch Zufall entdeckten wir ganz in der Nähe ein wirklich schönes Lokal, so dass auch dieser Tag äußerst harmonisch zu Ende ging. 

 

20. Tag (27.05.17) Vom Atlantik in die Wüste

Bei teilweise bedecktem Himmel und viel Wind, wir waren an der Küste, starteten wir heute erst um 9:30 Uhr. Erstmal knapp 40 km Richtung Süden an der Küste des Atlantiks entlang bis Walvis Bay. Inzwischen ein Wohnort für wohlhabende  Leute und ein Industriestandort, lebt die Stadt von dem einzigen Tiefseehafen des Landes und ist damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Was uns jedoch anzog war die Lagune von

Walvis Bay, deren besondere Attraktion ihr Reichtum an Wasservögeln ist. Besonders Pelikane lassen sich hier beobachten. So gibt es sogar eine extra Plattform für sie auf denen sie nisten können. Früher war ihr Kot, der Guano, ein gute Einkommensquelle. Nachdem wir alle unsere Fotos gemacht hatten, fuhren wir weiter Richtung Wüste. Vorbei am Flughafen Walvis Bay und einer großen Fabrik. Die gut befahrbare Piste ging mitten durch die Wüste. Mal waren es hohe Sanddünen, dann kam wieder flache Ebene. Kein weiteres Auto war zu sehen, nur an der Straße entlang verlief eine Telefonleitung. Das war alles.  

Obwohl man es kaum glauben kann und in der Namib praktisch kein Regen fällt, leben hier viele Tiere. Sie ernähren sich von den kargen Planzen, die hier wachsen. Diese haben ganz lange Wurzeln unterhalb der Oberfläche und beziehen die Feuchtigkeit durch den Tau und den allmorgendlichen Nebel. Bald aber war es dann schon wieder aus mit der schönen Straße. Unsere "geliebte" Rüttelpiste hatte uns wieder. Wir fuhren immer tiefer in die aus Kies- und Schotterebene bestehende Zentral-Namib. Wir befanden uns


im Naukluft Gebirge mit seinen einzigartigen Gebirgsformationen. Tapfer kletterte unser Truck die Passstraße hoch, überwand den Kuiseb-Pass, wobei wir immer mehr den Eindruck bekamen, in einer surrealen Mondlandschaft gelandet zu sein. Während einer kurzen Rast wurden wir neugierig und gierig zugleich von Pavianen beobachtet. Nach Passieren der Kuiseb Brücke, die sich über das gewaltige Trockenflussbett des Kuiseb spannt, dauerte es nicht lange und wir überwanden auch den zweiten Pass, den Gaub Pass. Eine Gerölllandschaft deren Gesteinsschichten von Ziegelrot über Schwarz bis zu Sandstein reicht. Weiter ging es auf der abenteuerlichen Straße. Inzwischen hatten wir den Wendekreis des Steinbocks überschritten, der uns sagte, dass wir uns nun in den Subtropen befanden. An Tieren beobachteten wir Bergzebras und Oryxs. Langsam gerieten wir aber in Zeitnot, denn unser nächstes 


Camp lag in einem National Park, der seine Tore bei Sonnenuntergang schließt. Also sputeten wir uns. Noch kurz eine Toi Pause in Solitaire, einem  Örtchen mit einer Tankstelle und einer Bäckerei, und schon ging es weiter Richtung Süden, immer links am Naukluft Gebirge vorbei. Schließlich am Camp angekommen, gab es zuerst eine Unstimmigkeit, da uns ein viel zu kleiner Campground zugewiesen worden war. Nach längerer Diskussion klärte sich dann aber doch alles noch auf und wir erhielten einen schönen großen Platz. Also im letzten Tageslicht schnell unsere Zelte aufgebaut und eingerichtet. Kurz darauf gab es schon Abendessen. Das mussten wir allerdings im Truck essen, denn inzwischen war ein heftiger Wind aufgetreten und blies uns ständig Sand in das Gesicht. Noch war das ja nur lästig, und ich dachte nicht im Entferntesten daran, was noch alles auf mich zukam. Daher seelenruhig ein Bier in der angrenzenden Bar getrunken, dann rein in mein Zelt. Die kleinen Sandhäufchen die dort lagen alarmierten mich noch nicht. Vielleicht hatte ich ja nur den Eingang nicht ganz geschlossen. Mit dieser naiven Vorstellung legte ich mich hin und gedachte eine angenehme Nacht zu haben. 


21. Tag (28.05.17) Im Sandsturm unterwegs in Sossusvlei 

Daraus wurde aber nichts. Es wurde eine Schreckensnacht. Ich denke, das trifft es am besten. Ein heftiger Sandsturm fiel nachts über uns her und blies Unmengen von Sand durch alle möglichen Öffnungen des Zeltes und legte schlussendlich sogar mein Zelt mit dem Eingang nach unten flach auf den Boden. Nicht aber ohne vorher mit mir und meinem Gepäck gute zwei Meter über den Boden geschlittert zu sein. Das Zeltgerüst ragte dabei hilflos in die Höhe. Schlafen war von Anfang an nicht. Der Sandsturm nahm immer mehr zu und fuhr in alle Ritzen und unter alle Planen. Es war ein wildes und tobendes Gezerre an dem Zelt, so dass es schließlich kapitulierte und ganz über mir zusammenbrach. 

Ermattet ob des langen Kampfes lag mein Zelt zerstört am Boden.
Ermattet ob des langen Kampfes lag mein Zelt zerstört am Boden.

Mühsam versuchte ich mit Armen und Beinen die Zeltplanen gegen den Sturm wenigstens von meinem Gesicht fern zu halten damit ich atmen konnte. Überall lag Sand. Auf meiner Haut, meinem Kopf, meinem Gesicht, auf meinem Schlafsack, eben überall. Lange habe ich durchgehalten, aber nach einer Stunde verließen mich langsam die Kräfte. Raus konnte ich aber auch nicht, denn der Sturm hätte mich sofort umgeblasen, und, er hatte das Zelt so umgelegt, dass der Eingangsbereich auf dem Boden lag, das Zelt darüber. Als nach 1 ½ Stunden der Sturm etwas nachließ, versuchte ich den Reißverschluß des Eingangs zu öffnen und auf dem Bauch robbend herauszukommen. War extrem anstrengend, mit einem kurzen Moment der Panik, denn der Reisverschluss war total versandet und ließ sich nur ganz schwer öffnen. Gerade hatte ich das Zelt wieder etwas aufgerichtet, kam der Sandsturm mit voller Kraft zurück. Was half's, ich wieder reingekrochen und darauf gehofft, 

dass das Inferno irgendwann vorüberging. Es war es mir inzwischen egal ob das Zelt auf mir lag, oder der Sand sich im Zelt türmte, Hauptsache ich bekam Luft zum Atmen. Die Stirnlampe behielt ich die ganze Zeit auf, um wenigstens zu sehen was passierte und wo um mich herum was lag. Um kurz nach vier Uhr morgens ließ der Sturm etwas nach und ich befreite mich mühsam aus meinem Zelt. Auch die anderen kamen so langsam heraus aus ihren. Allerdings hatte es keinen so getroffen wie mich, da ich alleine im Zelt lag  

und nur eine Tasche hatte. Das war in dem Sturm eindeutig zu wenig. Aber es blieb überhaupt keine Zeit, um groß darüber zu klagen, denn wir wollten vor Sonnenaufgang bei den großen Dünen in Sossusvlei sein und sie besteigen. Ohne Frühstück und nur mit einem Schluck Wasser bald darauf  los. Mein Zelt blieb einfach so liegen. Inzwischen hatte der Sandsturm jedoch etwas nachgelassen, 


aber nicht viel. Für die 65 km bis Düne 45 brauchten wir eine gute Stunde Fahrzeit. Vor 27 Jahren war ich auch schon hier und eroberte diese Düne. Damals waren wir aber ganz alleine. Heute fuhren schon zu dieser frühen Morgenstunde viele Autos mit Touristen dahin. Und alle wollten hoch. Da es aber immer noch schrecklich wehte und der Sand nur so flog, gaben die meisten schon gleich am Anfang auf. Ich bin wenigstens bis kurz vor dem höchsten Punkt hochgekommen, dann aber auch umgekehrt. Der Sturm hatte mich ein paar Mal richtig umgeworfen, so dass ich hinfiel. Er war einfach stärker als ich. Als ich unten wieder ankam wartete bereits ein leckeres Omelette zum Frühstück. Eigentlich sollte es nun gleich weiter gehen, aber der Sandsturm hatte sich immer noch nicht ganz gelegt. Also zurück ins Camp und beraten, was wir mit den Zelten machen konnten, vor allem mit meinem Zelt. Es musste sicherer gemacht werden. Alle halfen mit und bald standen alle Zelte eng beieinander in Reih und Glied und mit Sturm-Heringen gesichert. Meines wurde innen zusätzlich mit vielen schweren Steine beschwert, die wir von der Platzumrandung entliehen.

Das musste doch jetzt allem standhalten. Als alles Sturmsicher gemacht worden war machten wir uns wieder auf. Diesmal in den Naukluft Park. Hier sah man erst so richtig die wunderschönen Dünen, die sich durch ihre rotgoldene Farbe  malerisch gegen den blauen Himmel abhoben. Zuerst ging es mit dem offenen Jeep in den Park, dann folgte ein insgesamt knapp zweistündiger Fußmarsch tief 


unten im Canyon. War enorm, vor allem, da der Sandsturm unten nur gering zu spüren war aber oben weiter tobte. Nach der Wanderung in der Schlucht  wartete schon das nächste Highlight. Noch einmal machten wir uns zu Fuß auf und wanderten zum Dead Vlei, einem ausgetrocknetem See  

mit abgestorbenen Kameldornbäumen. Der Weg dorthin führte über ausgetrocknete Lehmsenken und brachte einem sehr deutlich vor Augen, wie bedrohlich die Wüste sein konnte. Leider war es nicht möglich  bis zum Sonnenuntergang zu bleiben, da wir vorher im Camp zurück sein mussten, sonst wären uns die Tore verschlossen geblieben. Dort angekommen versuchten wir erneut aus unseren Zelten den inzwischen wieder angesammelten Sand zu entfernen. Er lag überall. Auf der Reisetasche, auf dem Schlafsack, überall. Mit Sonnenuntergang hatte sich aber Gottseidank der Sturm etwas gelegt. Das war gut so, denn ich war inzwischen todmüde. Schließlich hatte ich die vergangene Nacht überhaupt nicht geschlafen, war total gestresst gewesen und hatte heute auch nicht gefaulenzt. Daher nach dem Abendessen bald ins "Bett". Und wenn es wieder so stürmen sollte? War mir in dem Moment egal, ich wollte nur noch schlafen.

 

 

22. Tag (29.05.17) Auf nach Windhoek

Was hatte ich nicht gut geschlafenDas Gefühl, dass wir mit den Sturmankern und den großen schweren Steinen alles getan hatten, um mein Zelt Sturmsicher zu machen, gab mir Sicherheit. Und obwohl es nachts wieder sehr stark gestürmt haben sollte, bekam ich nichts mit. Ich war selig im Land der Träume. Zwar entdeckte ich erneut kleine Minidünen im Zelt, aber das konnte mich nicht mehr stören. Welche Lappalie im Vergleich zur vergangen  Nacht. Gegen Morgen einmal aufgewacht, aus dem Zelt gekrochen und in den phantastischen Sternenhimmel geblickt. Bis zum Horizont reichte der funkelnde Sternenzauber und die Milchstraße schien zum Greifen nah. Da fällt der Abschied schon richtig schwer. Als ich eine Sternschnuppe sah, wünschte ich mir etwas. Was das war, wird nicht verraten, sonst geht der Wunsch ja nicht in Erfüllung!  

Heute also schon nach Windhoek, unserer letzten Station der Afrikareise. Wahnsinn, wie schnell alles geht. Um 8:30 Uhr machten wir uns auf den Weg. Zuerst durch den Namib Naukluft Park wieder zurück bis Solitaire. Oh je, durch die Rüttelpisten hatte ich meine ganzen Reisetabletten aufgebraucht, aber zum Glück fand sich noch ein Reisekaugummi. Ich weiß gar nicht, was ich ohne die Tabletten gemacht hätte. In Solitaire wieder Stopp 


und getankt. Jede Menge verrosteter Oldtimer standen dort in der Sonne und forderten die meisten der Fotoapparate heraus. Ich habe mir in der dortigen hochgelobten Bäckerei noch ein lang entbehrtes süßes Teilchen gekauft. Schmeckte das gut! Anschließend weiter. Durch die Rantberge Richtung Rehoboth mit der dort lebenden Volksgruppe "Rehobother Baster", die oft noch nach den strengen Sitten und Moralvorstellungen ihrer Vorfahren leben. Obwohl hier nicht viel los ist, zählt der Ort inzwischen zu den Naherholungszielen der Windhoeker. Es sind der Namib Naukluft Park und der Hardap-Stausee, der größte Stausee Namibias, die locken. 

Die Fahrt dorthin führte mitten durch die Berge auf über 2005 m und war teilweise sehr abenteuerlich. Für den Fahrer daher sehr anspruchsvoll, wir hingegen genossen die faszinierende Gebirgslandschaft. Zumal der Truck hier nur sehr langsam und vorsichtig fahren konnte. Wir passierten u.a. Klein-Aub, eine ehemalige Minensiedlung des Kupferabbaues, heute  eine Heimat für Kinder und Jugendliche, die Alkohol-/ Drogenabhängig sind. 


Kurz nach 16 Uhr in Windhoek angekommen. Noch eine Stadtrundfahrt mit unserem Truck, dann in die weit außerhalb liegende Guestfarm, wo wir übernachteten. Nichts mehr mit Zelten, nichts mehr mit Sand. Der fand sich allerdings in allen Sachen als wir für die Rückreise, den Rückflug, am nächsten Tag packten. Später, frisch geduscht, Haare gewaschen und in Schale geschmissen, fuhren wir mit dem Truck zu einem urigen Lokal, dem angesagten "Joe's Beerhouse", wo wir ein letztes Mal zusammen zu Abend aßen. Und ich kann sagen, ich habe noch nie, wirklich noch nie, ein so gutes Steak gegessen. Es war riesig, ca. 300 g schwer und 5 cm dick, aber es zerging förmlich auf der Zunge. Es wurde ein gelungener Abend. Leider saßen wir im Freien und fröstelten mit der Zeit. Also machten wir uns auf den Rückweg, wobei wir uns vorher schon von unserem Guide verabschiedeten, der bereits am nächsten Tag in Victoria Falls schon eine neue Reisegruppe in Empfang nahm. 

 

23. Tag (20.05.17) Stadtrundgang in Windhoek, dann Rückflug nach Deutschland

Ja, nun war es soweit. Heute hieß es Abschiednehmen von Afrika und von Windhoek. Reisefertig fuhren wir nochmal nach Windhoek. An der Christuskirche ließ uns Owen raus und holte uns drei Stunden später wieder dort ab. In der Zeit dazwischen konnten wir Windhoek unsicher machen. Ich lief die ganze Zeit kreuz und quer durch die Stadt. Wollte eigentlich, wie in dem Reiseführer beschreiben, in das Nationalmuseum in der alten Feste und im Museum Owela, aber keines von beiden existierte offensichtlich nicht mehr. Daher in die National Art Gallery, wo mich eine Ausstellung völlig gefangen nahm. Paul Godard präsentierte dort wunderbare utopische Fotografien, die mit realen Bildern vermischt waren. Einfach großartig. Konnte mich gar nicht daran satt sehen. Lange Zeit später weiter durch die Stadt gebummelt. So viel Verkehr, und alle fuhren links. Hatte ich total vergessen. 

Überall war es extrem sauber, allerdings gab es viel Wachpersonal vor den Geschäften und auf der Straße. An Sprachen hörte ich Deutsch, Englisch und von den Einheimischen Afrikaans. In der Stadtmitte überboten sich modernste Boutiquen mit Modelabels der ganzen Welt und mehrere Outfitter, die Safarikleidung anboten. Fasziniert blieb ich vor einem übergroßen Perücken- und Haarteilshop mit Unmengen an Haarteilen aus aller Welt stehen. Bei uns sind das meist nur kleine Ecken in einem Kaufhaus. Das interessierte mich. Ich also rein und kam sofort mit der Besitzerin ins Gespräch. Vom Hölzchen übers Stöckchen kommend palaverten wir längere Zeit. Ob das in D auch möglich gewesen wäre? Wer lieber shoppen, Essen oder Trinken wollte, fand in den vielen Cafés und Restaurants an der Straße und in den Galerien mehr als eine Möglichkeit. Nichts unterschied sich von den europäischen Innenstädten. Gut, bis auf einige Häuser und Parks, die noch aus der deutschen Kolonialzeit stammten. Und irgendwie ist es schon eigenartig, wenn man im tiefsten Afrika deutsche Straßennamen liest oder auf ehemalige deutsche Bauten trifft, die nach wie vor zu den Repäsentationbauten gehören. 

Nachher folgten nur noch die Fahrt zum Flughafen, der Abschied von Owen, unserem Fahrer und Koch, und schon checkten wir ein. Pünktlich  um 17:45 Uhr hob der Flieger schließlich ab. Welche Freude dann im Flugzeug selbst, als ich  sah, dass ich nur noch mit einem anderen Fluggast in einer Dreierreihe saß und daher jeder von uns genügend Platz hatte. Mein Nachbar war ein sehr netter Hobby-Astronom, der gerade mit Freunden gemeinsam seinem Hobby auf einer Astrofarm gefrönt hatte. Das sind Farmen, die sich ganz auf die Bedürfnisse von Hobby Astronomen eingestellt haben. Das, und anderes, bot so viel Gesprächsstoff, dass die Nacht verstrich, ehe wir es uns versahen. 

 

24. Tag (31.05.17) Ankunft in Deutschland

Überpünktlich um 5:08 Uhr (Uhr musste wieder eine Stunde vorgestellt werden) nach 9,5 Stunden Flugzeit in Frankfurt a. Main gelandet. Am Gepäckband gab es eine kurze Verwirrung, da eine andere Nummer angezeigt wurde, als es dann tatsächlich war, aber alles ging gut. Meine Reisetasche kam relativ früh und so erreichte ich noch meinen angepeilten Zug nach Hause. Wegen einer Störung mussten wir zwar unterwegs fast eine Stunde warten, aber ansonsten lief alles reibungslos. Ja, und dann war ich zu Hause. Müde zwar, aber voller schöner Erlebnisse. Die Reise war definitiv zu Ende.

 

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Interessant ist es sicherlich auch einen anderen Bericht zu dieser Reise, nur ein halbes Jahr später, zu lesen. Winfried Rusch, den ich auf der China Reise letztes Jahr kennenlernte, hat ihn geschrieben:"www.w-rusch.de"