Zu den Highlights Südamerikas 

 

22 Tage im Land der Inka, pulsierenden Weltmetropolen, dem größten Salzsee der Welt und den Iguazu  Wasserfällen (April 2019)

 

Im April 2019 ging es mit der Reiseagentur Viventura quer durch Südamerika. Vom Pazifik zum Atlantik in 22 Tagen. Vom Reich der Inkas in Peru mit der Felsenstadt Machu Picchu, entlang der Anden über das Hochland von Bolivien mit dem Titicacasee und dem Salzsee Uyuni, nach Buenos Aires, der Heimat des Tangos. Weiter zu den spektakulären Wasserfällen von Iguazu, und schlussendlich nach Rio de Janeiro mit all seinen Sehenswürdigkeiten wie z.B. dem Zuckerhut und der großen Christusstatue über der Stadt. Dazu Städte mit prächtigem kolonialen Charakter wie Lima, Cuzco, La Paz oder Salta. Alles in für uns ungewohnten Höhen bis knapp unter 5000 Metern. Zusammengefaßt läßt sich daher sagen, es war eine Reise voller wunderbarerer Naturerlebnissen und von einem Superlativ und Weltkulturerbe zum nächsten.  

 

Natürlich lagen diese vielen Höhepunkte nicht eng beieinander, sondern erforderten viele viele Stunden in geländegängigen Autos, teils über mehr als schwierige und staubige Sand- und Geröllpisten. Für die Fahrt von Buenos Aires zu den Iguazu Wasserfällen nutzten wir für die über 18-stündige Fahrt einen Überlandbus, und mit dem Flugzeug flogen wir mit Hin- und Rückreise und drei Inlandsflügen insgesamt 33 Stunden. Auch die Höhenmeter, die wir überwanden, waren nicht zu verachten. Der höchste Punkt lag bei 4750 Metern. Bei Aktivitäten in solcher Höhe lernten wir schnell, alles langsam anzugehen, ansonsten japste man nach Luft. Und wir sind viel gelaufen und Treppen gestiegen. Eine gute Fitness schadete also auch nicht bei dieser Reise. 

 

Von Beginn an begleitete uns Rogelio Flores von Viventura, ein gebürtiger Bolivianer, in dem wir einen extrem netten, äußerst kompetenten und hilfsbereiten Reiseführer fanden. Er sprach perfekt Deutsch und versuchte wirklich alle Sonderwünsche unsererseits irgendwie zu ermöglichen. Und derer waren es nicht wenige. Daher noch einmal ein dickes Danke an ihn. Er trug sehr viel dazu bei, dass diese Reise ein so wunderbares Erlebnis wurde. In den großen Städten oder bei den Sehenswürdigkeiten wurde er durch lokale Guides unterstützt, die auch alle perfekt Deutsch sprachen, und entweder dort gebürtig, oder schon Jahrzehnte dort lebten. Und auch sonst klappte alles immer total problemlos.  

 

Als Fazit kann ich ohne zu übertreiben sagen, es war eine wirklich interessante Reise mit wunderbaren Erlebnissen und Eindrücken.

 

1. Tag (Sa., 06.04.19) Anreise: Flug Frankfurt a. Main - Madrid - Lima (Peru)

Am 6. April 2019, nach Anreise mit den Zug nach Frankfurt, und einer mehr als nervigen Gruppe, die lautstark einen Junggesellenabschied im Zug feierte, startete der Flieger pünktlich um 19:30 Uhr Richtung Madrid. Von dort ging es nach 2,5 Std. Umsteigezeit weiter nach Lima, der Hauptstadt Perus. Auf dem Flug nach Madrid hatte ich einen netten Sitznachbarn, der jedoch einer anderen Reisegruppe angehörte. Durch ihn traf ich aber während der Wartezeit in Madrid einen 


Teilnehmer meiner Gruppe, mit dem ich mich auf Anhieb verstand, was auch während der gesamten Reise so blieb. Im Flieger nach Lima, stellte ich meine Uhr sofort auf die dortige Uhrzeit ( - 7 Std.) um, um mich schon mal auf die Zeitverschiebung einzustimmen, und dank meiner nunmehrigen Sitznachbarin, einer Peruanerin, verging die doch recht lange Flugzeit von 12,5 Std. überraschend schnell vorbei. 


 

2. Tag (So., 07.04.19) Lima:  Plaza San Martin - Plaza Major - Franziskaner Kloster - Kathedrale - Museo Larco - Barranco

Morgens, um 05:32 Uhr Ortszeit, in Lima pünktlich gelandet. Das Abenteuer Südamerika konnte beginnen. Die Einreise nach Peru gestaltete sich völlig problemlos. Alles ging ruck zuck, und schon um 06:45 Uhr Ortszeit saßen wir in einem kleinen Bus, der uns in unser Hotel brachte. Uns, das waren wir zehn Teilnehmer der Reise, und Rogelio, unser Guide, der uns am Flughafen bereits erwartet hatte. Nicht erwartet hatten wir das trübe Nieselwetter, welches uns empfing. Aber so ist es eben an einer Küste. Immer der Morgennebel. Und während wir etwas müde durch den Flug und den Jetlag aus dem Fenster schauten, stimmte uns Rogelio schon mal auf etwas ein, was uns etvl. erwarten könnte. Nämlich ein Erdbeben. 

 

Lima liegt auf einem sehr unruhigen Grund und wird immer wieder durch heftige Beben massiv zerstört. Die letzten großen Beben waren 2007, davor 1970 und 1940. Eine seismisch aktive Zone läuft direkt parallel zur Küstenlinie des Pazifischen Ozeans, und mindestens alle zwei Wochen gibt es kleinere Beben. Im Jahr 2019 hatte es sogar schon drei größere gegeben. Wegen dieser permanenten Bedrohung wird dreimal im Jahr für die Bevölkerung eine Erdbebenübung durchgeführt. Zusätzlich zu den Erdbeben sorgt noch das Wetter Phänomen El Nino für heftige Stürme und Überschwemmungen in Lima. So schön das Land und die Stadt ist, um hier leben zu können, braucht es anscheinend starke Nerven.

Aber wir waren im Hier und Jetzt. Also weiter zum Hotel, Koffer deponiert und gefrühstückt, dann folgte schon eine Stadtbesichtigung. Zuerst zog es uns zum geschäftigsten Platz Limas, der Plaza San Martin mit dem Reiterstandbild des Generals José de San Martin, der 1821 die Unabhängigkeit Perus proklamierte. Weiter ging es zum Herzen Limas, zum Plaza Major, dem früheren Plaza de 


Armas und dem schönsten Platz der Stadt. Umgeben von historischen Palästen und der imposanten Kathedrale, deren ursprünglicher Bau auf das Jahr 1555 zurückgeht. Davor aber besichtigten wir das berühmte Franziskaner Kloster. Obwohl oft von Erdbeben zerstört, wurde es jedesmal liebevoll wieder aufgebaut. Berühmt ist das Kloster für seine Bibliothek mit unzähligen historischen Aufzeichnungen, seinem Kreuzganz mit idyllischem Innenhof sowie den Kacheln aus Sevilla, die das Leben des heiligen Franziskus von Assisi aufzeigen. Am faszinierendsten aber war es tief unten in den erst 1951 wiederentdeckten Katakomben. Dort stapelten sich die Knochen von über 70.000 Toten, die bis 1808 hier begraben wurden. 

Nachdem wir mit einem leisen Grauen aus der Unterwelt wieder auftauchten, folgte eine Besichtigung der imposanten Kathedrale, wo Pizarro, der Gründer der Stadt Lima (1535) beigesetzt ist. Die Kirche ist aus Holz errichtet und mit Gips verkleidet, was sie relativ Erdbebensicher macht. Beim Bummel durch die Stadt wunderten 


wir uns über die Autofreien Straßen. Die Erklärung war ganz einfach. Sonntags ist die Hauptstraße für den Verkehr gesperrt, damit die Bewohner Limas ihren Sport ausüben können. Und so sah man viele Jogger, Radfahrer und Inlineskater mitten auf den Straßen laufen oder fahren. Eine tolle Einrichtung. Danach besichtigten wir das kleine aber exzellente Privatmuseum "Larco" mit etwa 50.000 Ausstellungsstücken, vorwiegend aus der Mochica-Kultur, einzigartige Kunstschmiedearbeiten und Mochica-Keramiken mit erotischen Darstellungen. 

Mit knurrendem Magen ging es dann aber endlich zu unserem Wellcome Dinner. Die Agentur hatte uns in Barranco, einem feinen und teurem Viertel, direkt in ein an der Küste gelegenes Lokal eingeladen. Als wir dorthin fuhren, entdeckte ich am Strand in kurzen Abständen immer wieder Warnschilder, die darauf hinwiesen, dass diese Strandabschnitte bei einem Tsunami gefährdete Abschnitte sind. Im Moment hatten die vielen Surfer, die auf den Wellen tanzten, aber nichts zu  befürchten. Nach dem Essen bald ins Hotel zurück, denn inzwischen waren wir alle total übermüdet und wollten nur noch schlafen. 

 

3. Tag (Mo., 08.04.19) Flug nach Cusco - Tambomachay - Quenco - Alpaka Werkstatt und Stadtbesichtigung Cusco

Die Zeitverschiebung von 7 Std. hatte mich nachts voll im Griff. Alle zwei Stunden wachte ich auf, hatte aber dennoch das Gefühl, gut geschlafen zu haben. Das war gut so, denn heute ging es schon weiter nach Cusco, der ehemaligen Hauptstadt der Inka, oder, wie diese sagten, dem „Nabel der Welt“. Daher schon um fünf Uhr aufgestanden, um sechs Uhr gefrühstückt, und kurz darauf zum Flughafen. Überall in der Abflughalle standen Terminals zum „online check in“ durch die Passagiere selbst. Nach kurzem Studium - wie funktioniert das - klappte es bei den meisten, nur ein Ehepaar hatte das Nachsehen. Als sie so weit waren, war der Flug bereits überbucht und sie erhielten keine Sitzplätze mehr. Dank Rogelios Unterstützung fand sich aber bald ein Ersatzflug, der nur eine halbe Stunde später als der der Gruppe flog. Zumindest dachten wir das alle. Aber es kommt meist anders als man denkt. Als wir anderen nämlich schon in unserem Flieger saßen und starten sollten, wurde der Flug abgebrochen. Ein Reifen musste ausgewechselt werden. Was so alles passieren kann. Nach zwei Stunden im Flugzeug erhielten wir eine neue Starterlaubnis und hoben endlich ab. 

Bei strahlendem Sonnenschein flogen wir über die grandiose Gebirgskette der Anden. Ich saß auf einem Fensterplatz und konnte den Flug daher voll genießen. Zuerst unter den Wolken, dann zwischen den Wolken und zuletzt über den Wolken. Und wenn die Wolken aufrissen, erkannte ich sogar die kleinen Pfade, die sich die Berge hinaufwanden. Einfach toll. Spektakulär war auch der Anflug auf Cusco. Aber als ich dort den Boden zum ersten Mal betrat, wurde mir kurz schwindelig, immerhin liegt Cusco auf 2430 m ü M., und diese Höhe waren wir alle nicht gewohnt, aber das ging bald vorüber. Auf dem Flughafen erwartete uns Ruben, ein lokaler und sehr netter kompetenter Guide, der uns in den nächsten Tagen begleitete. Da unsere Gruppe so klein war, konnten wir immer mit einem Minibus fahren. Sobald unsere Koffer eingeladen waren, ging es daher zuerst ins Hotel, bald darauf aber schon weiter. Das Programm war gespickt voll mit Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken galt. 

 

Unser erstes Ziel Tambomachay lag in 2800 m Höhe, und das hieß für uns vom Parkplatz aus mit vielen Pausen ganz langsam dahin zu laufen, um uns besser an diese Höhe zu gewöhnen. Tambomachay ist ein Wasserheiligtum der Inkas mit Wasserkaskaden und Aquädukten, die vermutlich zur Verehrung des Wassers, einem wichtigen Element der Weltanschauung der Andenbewohner, errichtet wurden. Weiter ging es zur geheimnisvollen Kultstätte Quenco, die in der Inka-Mythologie auch als Eingang zur Unterwelt gilt. Es ist eine große, in den Fels gehauene Anlage mit bizarren Felsblöcken, glatt geschliffenen Wänden, Gängen und Höhlen. Beeindruckend und zugleich geheimnisvoll wirkte auf mich besonders der Opfertisch, der wie ein Stuhl aussieht und in einer Höhle zu bewundern ist. Die Anlage war ein Tempel für die Mutter Erde und die vier natürlichen Elemente. 

 

Da es inzwischen angefangen hatte zu regnen, wurde etwas später kurzerhand das Programm abgeändert, wir besichtigten eine Alpaka Werkstatt mit VerkaufsausstellungHier lernten wir u.a. auch den Unterschied von echten Alpaka und gemischten Alpaka erkennen. Produkte aus echtem Alpaka fühlten sich kühl an beim Darüberstreichen, wohingegen gemischtes Alpaka viel wärmer war. Lange verweilten wir jedoch nicht, denn nun galt es die Stadt Cusco selbst zu entdecken. 


Zuerst marschierten wir zum Kloster Santo Domingo mit seinem wunderschönen Kreuzgang und Innenhof. Vor seiner Zerstörung durch Pizarro stand hier der mächtigste Sonnentempel des gesamten Inkareiches. Die Eroberer schleiften ihn und bauten auf den Ruinen des Tempels dann das Kloster San Domingo. Mächtige Original Inkamauern erinnern aber heute noch an den Tempel. Sie widerstanden allen Zerstörungsversuchen und wurden daher kurzerhand als Basis für die neuen Bauten benutzt.

 

In der beginnenden Dunkelheit liefen wir weiter durch die Stadt mit ihren malerischen kleinen und engen Gässchen, durch die sich aber endlose Autoschlangen quälten. Und dabei war noch nicht einmal Hochsaison und relativ wenige Touristen. Später müssen sich diese Massen dann auch noch durch diese Gässchen schieben. Kaum vorstellbar. In der längsten und gut erhaltenen Mauer des ehemaligen Palastes des Inca Roca, in der Calle Hatunrumiyoc, bewunderten wir den berühmten zwölfeckigen Stein, der fugenlos und passgenau in das Mauerwerk eingefügt war. Und durch das Künstlerviertel kamen wir anschließend zum Plaza de Armas, dem früheren Herz der Stadt, der von Arkadengängen mit kleinen Geschäften umgeben ist. 

Nach etlichen Fotos der größten Kathedrale Perus, und den vielen winzigen Häuserlichtern, die an den Berghängen am Rande der Stadt emporkletterten, erreichten wir ein traditionelles Restaurant, in dem wir uns endlich mal hinsetzen und zu Abend essen konnten. Trotz der angebotenen gegrillten 


Meerschweinchen und Alpakafleisch, hatte ich aber kaum Hunger. Wie viele von uns sehnte ich mich inzwischen nur noch nach einem Bett. Per Taxis fuhren wir daher nicht viel später in unser Hotel, welches weit außerhalb lag. Ein vollbepackter Tag mit lauter interessanten Sehenswürdigkeiten lag hinter uns. 

 

4. Tag (Di. 09.04.19): Von Cusco nach Saqsaywuamán, anschießend ins Heilige Tal der Inka mit Pisac und Ollantaytambo 

Schon um fünf Uhr wieder aufgestanden. So ganz hatte ich den Jetlag wohl immer noch nicht überwunden. Aber das machte nichts. Ich puzzelte in aller Ruhe herum und trank später beim Frühstück einen Tee aus Coca-Blättern. Die Peruaner trinken ihn prophylaktisch zur Vermeidung der Höhenkrankheit. Warum also ich nicht auch. Um 8:30 Uhr dann Abfahrt mit Gepäck. Zunächst nahmen wir uns Sacsayhuamán vor. 

 

Die Anlage gehört mit zu den faszinierendsten Inka-Ruinen in Peru. Es gilt als ziemlich sicher, das sie ursprünglich zwei Aufgaben hatte. Einst als religiöse Stätte zur Verehrung des Sonnengottes „Inti“ erbaut, wurde sie kurz vor dem Ende der Inka-Zeit zur Festung. Nach dem Fall Cuscos während der spanischen Eroberungszüge, fanden hier nämlich die blutigsten Schlachten zwischen den Inka und den Spaniern statt. Heutzutage existiert nur noch etwa ein Drittel der Anlage, da die spanischen Eroberer den Großteil davon zerstört hatten, lediglich die wuchtigen Steinblöcke, die zu groß für den Transport waren, verblieben an Ort und Stelle. Als Teil von Cusco zählt Sacsayhuamán seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO. 

Es war strahlender Sonnenschein und alles so faszinierend anzuschauen, dass ich am liebsten hätte verweilen wollen, aber natürlich ging das nicht. Der nächste Programmpunkt lockte schon mit der ehemaligen Bergfeste Pisac im Valle de Sagrado, dem Heiligen Tal. Sie liegt ca. 30 Kilometer von Cuzco entfernt, und der


Weg dahin führt durch das Heilige Tal, in dem einst das Jagdrevier der göttlichen Könige lag. Das Tal selbst liegt 800 m tiefer als Cusco, weshalb es bis Pisac fast stetig abwärts ging. Das war schön, denn so erhaschten wir immer wieder spektakuläre Aussichten hinunter ins Tal. Kurz darauf fuhren wir in Pisac ein, welches ebenfalls zu den besterhaltenen und bedeutendsten archäologischen Fundstätten der Inka Perus zählt. Der Stadtkern von Pisac besteht aus zwei Stadtteilen. Der eine Teil ist die eigentliche Stadt unten im Tal, das zweite Zentrum ist der 300 m höher gelegene heilige Bezirk mit dem Sonnentempel. Auf dem höchsten Plateau dort oben fanden die Archäologen nämlich einen Felsblock, an dem, dem Glauben der Inka nach, die Sonne angebunden war. Der Ort stellte zugleich die Mitte des Tempelbereiches dar. Nach kurvenreicher Fahrt hinauf auf den Parkplatz zur Anlage, kletterten wir daher zu Fuß in heißer Sonne über schmale Pfade bis auf eine Höhe von 2972 m Höhe ü. d. M..

Neben dem Fort, welches den Zugang zum Heiligen Tal der Inka schützte, umfasst die Anlage einen religiösen Bereich mit dem Sonnentempel sowie zwei Wohnbereichen. Einen befestigten Sektor, in dem die Bevölkerung der Umgebung im Angriffsfall Zuflucht fand, sowie das Viertel der Adeligen. Viele Bauten davon sind noch gut erhalten. Die künstlich angelegten Terrassen die den Berg umgeben und viele Höhenmeter den Hang des Berges hinabreichen, zeugen zudem von der landwirtschaftlichen Nutzung der Berghänge in großer Höhe. Um die Versorgung mit Wasser zu gewährleisten, bauten sie außerdem zahlreiche Kanäle entlang der Terrassen. In den gegenüberliegenden Felswänden von Pisac entdeckten wir unzählige kleine Höhlen bzw. Löcher, die sich als Grabnischen herausstellten, und einen der größten Inka Friedhöfe Perus bildeten. 

 

Nach einer langen und Treppenintensiven, heißen und windigen Besichtigung mit spektakulären Ausblicken auf die Anlage und ins Heilige Tal, fuhren wir zurück in die Stadt Pisac im Tal. Dort konnte jeder für sich noch den bunten Textil- und Kunsthandwerkermarkt anschauen und durch die Straßen bummeln. In einem Ausstellungsraum für Handarbeiten gab es anschließend die Möglichkeit eine Kleinigkeit, wie z.B. leckere Tapas, zu essen und sich eventuell ein typisch peruanisches Souvenir auszusuchen. Hier, wie überhaupt überall bei den Attraktionen, war es von Vorteil, dass die Touristensaison erst etwas später anfing, so dass sich der Andrang noch in Grenzen hielt.

Bald darauf hieß es jedoch weiter, denn noch hatten wir ja Ollantaytambo nicht gesehen, die berühmte Felsenfestung der Inkas. Da wir am Morgen die Besichtigung des Sonnenpalastes in Sacsyhuaman nachgeholt hatten, die am Tag vorher wegen Regen ausgefallen war, wurde der Tag recht lang und so trafen wir erst in der Abenddämmerung am westlichen Ende des Heiligen Tales dort ein. Ollanta gilt als einer der ältesten ständig bewohnten Orte Südamerikas und ist zugleich die einzige Inkastadt die nicht von den Conquistadores gestürzt wurde. Dadurch lässt sich die typische Städtebauplanung der Inka gut erkennen. Erst dachte ich, wir würden die Festung nur vom Boden aus betrachten, da es schon spät war und die Dämmerung bereits herein brach, aber nichts damit. Unerschrocken kletterten wir fast senkrecht auf den in den Felsen gehauenen Stufen in die Höhe, und kämpften dabei noch gegen den starken Wind an, der uns entgegen blies. Wie auf einem Adlerhorst thronte die Festung dort in der Höhe. Von hier konnten die Inka die gesamte Gegend kontrollieren und ihre Festung so ausbauen, dass die Spanier vergeblich dagegen anstürmten. Ollantaytambo hatte aber auch eine große religiöse Bedeutung, da die Herzen großer Inkaherrscher hier bestattet wurden. 

 

Nach einem ebenso steilen Abstieg wie vorher der Aufstieg, marschierten wir zu Fuß zurück zum Hotel. Kurz unsere Koffer und Reisetaschen ausgepackt, um bald darauf als Gruppe zum Essen zu gehen. Auf dem Weg zurück ins Hotel streifte mich doch glatt ein Bus am linken Arm. Die Straßen in Ollantaytambo sind extrem schmal und ohne Fußgängerweg, so dass so etwas anscheinend ganz normal ist. Einen Schrecken hatte ich aber doch bekommen. Daher schnell ins Bett und schöne Träume herbeigesehnt. 

 

5. Tag (Mi. 10.04.19): Von Ollantaytambo nach Aqua Calientes und Wanderung am Rio Urubamba entlang

Mit großer Vorfreude stand ich heute auf, denn es ging mit dem Machu Picchu Rail nach Aqua Calientes, dem Ausgangsort für alle, die nach Machu Picchu wollen. Allerdings fuhr der Zug erst am späteren Vormittag, so dass noch Zeit blieb, sich das kleine Städtchen Ollantaytambo anzuschauen. Daher erst gut gefrühstückt, zwei große Tassen Coca-Tee getrunken, und dann zu zweit durch die noch relativ leeren Sträßchen gebummelt. Dabei entdeckten wir etwas abseits den Gemüsemarkt, auf dem die doch kargen Erzeugnisse der Felder angeboten wurden. Schade, das wir uns nicht mit den Leuten unterhalten konnten, aber ein, höchst wahrscheinlich falsch betontes „Allianchu“ ("Hallo" auf Quechua, der Sprache der Inka-Nachfahren) unserseits, wurde stets mit einem Lachen beantwortet. 

Viel zu schnell mussten wir jedoch wieder zurück zum Hotel, unsere Rucksäcke holen und zu Fuß zum Bahnhof laufen. Das große Gepäck blieb im Hotel. Wir hatten nur die Sachen für eine Nacht dabei. Die Zugfahrt mit der Schmalspurbahn, die nur für Touristen mit lange im Voraus getätigter Reservation erlaubt ist, dauerte etwa 1,5 Std. Die Fahrt verlief längs des Flusstales des Rio Urumbamba entlang. Rechts und links davon erhoben sich steile aber begrünte Berge. Da Aqua Calientes tiefer als Ollantaytambo liegt, rauschte der Fluß fast wie ein Wildwasser durch sein enges Bett. Während der Fahrt wurde Coca-Tee oder Kaffee und ein paar Kekse angeboten. 

 

Schließlich in Aqua Calientes, oder Machu Picchu Pueblo, angekommen. Das Dorf lebt fast ausschließlich vom Tourismus, da jeder Tourist, der nicht den Inka Trail gewählt hat, von hier aus laufen oder mit einem Shuttle Bus bis zum Eingang der Ruinenstadt fahren muss. Wir jedenfalls übernachteten hier eine Nacht. Es war ein sehr buntes Treiben, in welches wir eintauchten. Hotels und Restaurant reihten sich entlang der einzigen Straße, die vom 


Bahnhof in den kleinen Ort ging. In der Mitte der Straße fuhr der Zug. Schnell im Hotel eingecheckt, um kurz darauf zu einer kleinen Wanderung aufzubrechen. Sie sollte bis zu einem Wasserfall gehen. Für mich wurde es allerdings sehr viel länger. 

Ich fühlte mich unheimlich stark und fit. Daher informierte ich Rogelio, dass ich schon mal vorweg laufen würde. Und dann lief ich und lief ich. Es ging immer den schmalen Gleisen des lokalen Zugs von Aqua Calientes nach Hydroelectric Plant, der nur für Einheimische war, nach. Das war kein richtiger Weg, sondern nur ein Trampelpfad direkt neben den Gleisen. Teils rechts davon, teils links davon, teils musste ich auf einfachen Gleisschwellen rauschende Wasserläufe überwinden, teils zwischen Büschen und Sträuchern, teils sogar auf den Gleisen gehen. Manchmal war es festgetretener Lehmboden, manchmal aber auch grobkörniger Kies oder nur Steine. Mir machte das alles nichts aus. Ich lief mit großen und schnellen Schritten über alles hinweg. In meiner Richtung lief kaum jemand, aber es kamen mir Scharen von abgekämpften jungen Leuten mit schweren Rucksäcken entgegen. Später erfuhr ich, dass sie sich auf dem Rückweg des Salkantay Treks befanden, der beliebtesten Alternative, und wie viele sagen schöneren Strecke, zum Inka-Trail. Hin und wieder schaute ich mich um, ob von meiner Gruppe jemand zu sehen war, aber nichts. Nun ja, die waren halt sehr viel langsamer als ich, dachte ich. 

 

Selbst die Hitze machte mir nichts aus. Zwar kam es mir mit der Zeit schon etwas merkwürdig vor, dass ich immer noch keinen von meiner Gruppe sah und auch keinen Wasserfall hörte, der ja das Ziel sein sollte, aber es sollte ja auch ein Weg von zwei Stunden bis dahin sein. Also lief ich immer weiter, bis ich in der Ferne ein wildes Rauschen hörte, der Wasserfall. Endlich, den wollte ich sehen, also noch etwas weiter. Nach knapp zweieinhalb Stunden wurde es mir aber doch unheimlich. Da hörte ich aber plötzlich das Donnern eines Wasserfalles, und durch dichtes 


Gestrüpp konnte ich ein Umspannwerk sehen. Dass musste mein Ziel sein, hier wurde aus Wasser Strom gemacht. Nun konnte ich umkehren. Kurz zuvor war ich an einer Haltestelle des Zuges und einem einfachen Imbiss vorbeigekommen, also umgekehrt, eine Cola getrunken, einen Fitnessriegel gegessen und dann zurück. Gerade hatte ich die ersten Schritte zurückgelegt, kam mir Rogelio entgegen. Sein Gesicht werde ich nie vergessen. Erhitzt von der Anstrengung des Laufens, gleichzeitig aber unendlich erleichtert mich zu sehen. Hinterher sagt er mir, dass er noch nie so eine lange Strecke gelaufen sei. Jedenfalls hatte ich wohl eine ziemliche Aufregung wegen meines Verschwindens ausgelöst. Was mir im Nachhinein immer noch echt leid tut und ich Rogelio und die Gruppe nur noch einmal um Entschuldigung bitten kann. Und so mit Abstand denke ich, dass ich möglicherweise einen kleinen Coca Rausch hatte. So muss es sich anfühlen, wenn man gedopt ist. Zum Frühstück viel Coca Tee und im Zug auch noch zwei große Tassen. Jedenfalls machte ich mich nun mit noch schnellerem Schritt auf den Rückweg. Da ich mein Tempo aber beibehalten wollte, und Rogelio einen Hauch schneller war als ich, lief er voraus. 

Nach insgesamt viereinhalb Stunden praktisch ununterbrochenem schnellen Laufens merkte ich, dass ich langsam müde wurde. Ich fing an zu stolpern. Ein sicheres Zeichen, dass die Kondition nachließ. Und dann brach auch noch die 


Dunkelheit herein. Da kam bei mir doch Angst auf, ob ich es noch vor der völligen Dunkelheit schaffen würde. Also schnell weiter. Selbst ein Bahntunnel konnte mich nicht mehr aufhalten. Obwohl streng verboten, und es im Tunnel schon stockdunkel war, lief ich hindurch. Ansonsten hätte ich umkehren und weit zurücklaufen müssen, ich aber wollte nur noch "heim". Um wenigstens etwas zu sehen, suchte ich im Dunkeln des Tunnels die winzige Taschenlampe an meinem Handy. Und, mich mit der rechten Hand an der glitschigen feuchten Tunnelwand vortastend und mit der linken Hand den winzigen Lichtstrahl auf die Gleise gerichtet, schaffte ich es ohne Stolpern oder sonstigem. Unmittelbar danach sah ich etwas unterhalb von mir die Straße nach Aqua Calientes, auf der ich am Anfang gekommen war und rutschte auf dem Hosenboden einen kleinen Abhang zu ihr hinunter. Nicht lange danach brauste ein Zug durch den Tunnel. Puh, da hatte ich aber ganz schön Glück gehabt. Dann nochmals alle Kräfte mobilisiert und mit sozusagen letzter Kraft die Steigung hoch in den Ort und zum Hotel. Dort wartete Rogelio bereits auf mich und zeigte mir, wo die Gruppe zu Abend aß. Ein paar Minuten später traf ich dort auch ein, nach 28 km in 2000 Meter Höhe und über 700 Hm. Ich hatte während des gesamten Rückweges meine GPS Weg-Aufzeichnung an. Für diese Strecke werden auf dem Salkantay Trek drei Stunden Gehzeit eingerechnet, für hin und zurück also sechs Stunden. Ich hatte dafür nicht ganz fünf Stunden gebraucht. Ich war also nicht gerade langsam unterwegs. Zumindest war ich für diesen Tag mit insgesamt 35 km auf jeden Fall genug gelaufen. Daher kurz nach dem Essen zurück ins Hotel und ins Bett. 

6. Tag (Do., 11.04.19) Besichtigung Machu Picchu - Rückfahrt nach Cusco

Was war das für ein phantastischer Tag. Wir besuchten Machu Picchu, das unbestrittene Highlight jeder Peru Reise. Ein Weltkulturerbe, das alle "Versprechungen" mehr als erfüllte, und dessen Geheimnis bis heute noch nicht ganz geklärt werden konnte. 

Bevor wir es mit eigenen Augen sehen und erleben durften, hieß es allerdings mitten in der Nacht aufstehen und bereits um 4:15 Uhr mit einem Shuttlebus 400 Meter hoch zu der auf 2400 Meter Höhe liegenden Inka Stadt zu fahren. Lange Schlangen warteten bereits an der Haltestelle der Busse in Aqua Calientes, und lange Schlangen warteten später vor dem Eingang Machu Picchu auf Einlass. Um Punkt 6 Uhr wurden schließlich die Tore geöffnet und die Massen strömten hindurch. Unsere Gruppe war mit unter den Ersten, und hatte so für einen kurzen Augenblick einen fast noch ungestörten Blick auf die gesamte Anlage. War schon die Anfahrt hinauf durch den sich lichtenden Nebel wunderbar, verschlug es mir von dem grandiosen Anblick der sich mir nun bot, fast den Atem. 

Zuerst stiegen wir zu einem Aussichtspunkt auf, von wo aus wir einen ungehinderten Blick über die gesamte Anlage hatten. Fast noch ganz ohne Besucher. Es war unbeschreiblich schön, besonders so früh am Morgen. Nebelschleier zogen über die "verlorene" Stadt, hüllten sie ganz ein, nur um sie ein paar Minuten später wieder frei zugeben. Und auch nur kurze Zeit später wimmelte es in der Anlage nur so von Besuchern. Besonders machte sich das an den Stellen bemerkbar, von denen aus die schönsten Bilder geschossen wurden. Jeder wollte genau an diese Stelle. Besonders die Selfie-Knipser versperrten dort aber oft lange den Blick. 

Bis heute ist noch relativ wenig über die Inka-Stadt bekannt. Sehr wahrscheinlich war es ein religiöses Zentrum und damit Wohnort von Priestern, hohen Funktionären, Handwerkern und Dienern. Die Stadt ist entsprechend in mehrere Bereiche eingeteilt. Es gibt die Straße der Brunnen, ein Bürgerviertel mit kleinen Wohnhäusern, ein Gefängnisviertel sowie einen Friedhof. Und natürlich verschiedene Tempel und Paläste. Besonders bemerkenswert wie geheimnisvoll ist der "Heilige Platz", das "Intihuatana" mit dem Tempel der drei Fenster.


Insgesamt ergibt die Stadt ein hervorragendes Beispiel, wie das Volk der Inka lebte und ihr Zuhause in die Natur integrierten. Sie ist auf mehreren Ebenen erbaut und zwischen den Ebenen liegt eine Steinterrasse neben der anderen. Die Landwirtschaft und das Wohngebiet befinden sich im unteren und oberen Teil des Komplexes. Wahrscheinlich im 15. Jh. erbaut wurde es bereits 100 Jahre später wieder verlassen. Der Grund dafür war vermutlich der Ausbruch des Gelbfiebers, gegen dass die Inka keine Rettung wussten. Danach lag alles für ca. 350 Jahr unentdeckt, bis 1911 ein Forscher die Ruinenstadt sozusagen per Zufall fand. 

Nach über fünf Stunden ständigem hoch und runterklettern brachte mich der Shuttle-Bus wieder zurück nach Aqua Calientes. Erstaunlicherweise war ich von meiner "Wanderung" am vorangegangenen Tag weder müde noch hatte ich Muskelkater. Gegen 14 Uhr brachen wir dann alle zuerst mit dem Zug und später mit dem Bus nach Cusco auf. Dort am Hotel angekommen, brachte uns ein Taxi in die Innenstadt, wo wir zu Abend aßen. Ein unbeschreiblich beeindruckender und wunderschöner Tag ging seinem Ende zu. 

 

7. Tag (Fr., 12.04.19) Fahrt von Cusco über die Altiplano nach Puno am Titicacasee

Der heutige Tag begann ziemlich entspannt. Wer wollte konnte am Vormittag noch einmal in die Innenstadt von Cuzco fahren. Mir war aber nicht danach, denn irgendwie fühlte ich mich ungut, womit ich nicht alleine war. Auch noch zwei andere aus der Gruppe hatten damit zu kämpfen. Wer weiß, was das war, jedenfalls blieb ich bis zur Abfahrt unseres Busses im Hotel, packte, schrieb Tagebuch und kaufte noch Wasser und ein paar Kekse für die anstehende lange Fahrt. Denn es wurde eine lange Fahrt. Ca. 7 Std. fuhren wir von Cuzco aus quer durch das Altiplano bis nach Puno am Titicacasee. 

Was mir heute und auch schon in den Tagen zuvor im Hotel und auf den Straßen auffiel, war der hohe Anteil an männlichen „Zimmermädchen“ und weiblichen Polizisten. Da ist wirklich Emanzipation auf dem Vormarsch. Jedenfalls holten wir die „Stadtgänger“ um 11 Uhr am Marktplatz von Cusco ab, und los ging es. Zuerst durch die ärmlichen Vororte von Cuzco. Oft nur winzige Häuschen und Verschläge, und unfertige Häuser, aus denen überall noch die Armierungseisen herausragten. Allerdings meist aus dem Grund, da sie so noch als im Bau befindlich galten und somit keine Steuern kosteten. An einer Straße sah ich Frauen, die an einem ärmlichen Gerinnsel Wäsche wuschen und direkt neben der Straße zum Trocknen auslegten. Das ist leider auch Wirklichkeit. 

 

Weit außerhalb der Stadt begann langsam die Altiplana, eine ca. 1000 km lange abflusslose Hochebene, die sich zwischen den östlichen und westlichen Andenketten, den Kordilleren, erstreckt. Hier soll der Großteil der andinen Bevölkerung leben. Mir kam es jedoch vor, als ob wir durch eine absolut menschenleere Ebene fuhren. Aber was für eine. Rechts und links begrünte hohe Berghügel und hinter diesen die schneebedeckten Sechstausender. Dazwischen grasten Herden von Lamas oder Alpakas, und sogar die seltenen Vicunja sprangen öfters über den Weg. Strahlend blauer Himmel mit weißen Wolken rundeten das fast unwirkliche Bild ab. Dabei war es ziemlich kalt und stets wehte ein Wind. Wenn ein Dorf auftauchte, sah man meist nur ältere Frauen in ihrer bunten Tracht mit den hohen Hüten, oder arbeitend auf dem Feld. 

 

Mit ein paar kurzen Stops, und in die untergehende Sonne hinein, erreichten wir gegen 18 Uhr Puna, unser Ziel für diesen Tag und größte Stadt am Titicacasee, den wir am nächsten Tag erkunden wollten. Noch schnell zu Abend gegessen und bald darauf voller Vorfreude auf den morgigen Tag zurückgezogen.

 


8. Tag (Sa., 13.04.19): Zu den schwimmenden Inseln im Titicacasee - Grenzübertritt nach Bolivien - Copacabana in Bolivien 

Die Peruaner sind ein fröhliches Volk, welches jede Gelegenheit nutzt, um laut und farbenfroh zu feiern. Schon in Cuzco war nachts von draußen laute Musik zu hören, in Puno feierte man anscheinend die ganze Nacht durch. Aber wozu gibt es Ohropax. Allerdings merkte ich doch, dass wir uns auf immerhin 3810 Meter befanden. Mein Kreislauf wollte nicht ganz so wie ich wollte, aber eine Teilnehmerin gab mir Kreislauftropfen, die mich wieder auf Trab brachten. Und so war ich nach dem Frühstück wieder voll da. 

 Insel der Uri mit Schilfboot
Insel der Uri mit Schilfboot

Gleich als erster Punkt auf dem Tagesprogramm standen die schwimmenden Inseln der Uro auf dem Titicacasee. Der Titicacasee ist das höchstgelegene schiffbare Gewässer der Welt und fünfzehnmal größer als der Bodensee. Er liegt genau zwischen Peru und Bolivien und gilt als Naturschutzgebiet. Was ihn für die Touristen so reizvoll macht, sind die schwimmenden Inseln. Mit einem Motorboot fuhren wir daher zu einer der 49 Inseln. Die Inseln treiben auf dem Wasser und werden von ihren Bewohnern selbst in ca. 12 Monaten erbaut. Drei bis fünf Hütten und ein großer Platz in der Mitte haben darauf Platz. Einen Haken hat die ganze Sache jedoch, Sie müssen alle 10 bis max. 15 Jahre neu erbaut, und in der Zeit dazwischen alle zwei bis drei Monate mit einer neuen Schilfauflage bedeckt werden, da die untere Lage ständig wegfault. 

Mit Hilfe unseres lokalen Guides Esteban, der uns am Hotel abgeholt hatte, wurde uns der Aufbau der Inseln genau erklärt. In kleine Gruppen aufgeteilt durften wir später sogar die Hütten selbst besichtigen. Jede Hütte bestand aus einem Raum der Wohn-, Koch-, Arbeits- und Schlafraum zugleich war. Im ersten Moment sah alles ganz einladend aus, aber als ich hörte, dass sich hier auch Taranteln (selber gesehen) und gelbe Mäuse in dem Schilf heimisch fühlen, wurde mir doch ganz anders. Außerdem hat das Leben hier den Nachteil, dass die meisten Bewohner unter Rheuma und Wasserparasiten leiden. Und fuhr ein Boot draußen vorbei und machte Wellen, schwankte die ganze Insel. Nein, ganz ehrlich, das wäre nichts für mich. 

 

Nach einer Fahrt mit einem der schönen Boote aus Schilf hieß es für uns später mit dem Bus immer an der Küste entlang weiter Richtung Bolivien. Der Grenzübertritt nach Boliven selbst gestaltete sich völlig reibungslos. Das Gepäck wurde per Handkarren zwischen den Grenzen transportiert, wir liefen zu Fuß nach Bolivien und stellten unsere Uhren um eine Stunde vor. 


Bereits kurz hinter der Grenze lag unser Tagesziel: CopacabanaUnd zwar das wahre Copacabana. Das in Rio de Janneiro ist nur ein späterer Namensvetter mit einer Kopie der Jungfrau von Copacabana. Jedenfalls ist dieser Ort hier der bedeutendste Wallfahrtsort Boliviens. Anfang Februar kommen Tausende Gläubige hierher, um der Jungfrau von Copacabana zu huldigen. Ansonsten ist es ein netter kleiner Touristenort auf 3820 m Höhe, der überwiegend von Rucksacktouristen besucht wird.  

 

Nach dem Check-in im Hotel, schauten wir uns alle noch etwas in dem Städtchen um. Zu bewundern gab es natürlich die große Basilica de la Virgin de la Candelaria, deren Bau 1605 begonnen, aber erst 1820 vollendet wurde. In ihrem Innern befindet sich eine wundertätige,


aus schwarzem Holz geschnitzte Madonna, die im 16. Jh von einem Indigena - Künstler angefertigt wurde. Anschließend folgte ein Bummel durch den Einkaufsboulevard und einen bunten und reich bestückten Obst- und Gemüsemarkt. Später lief eine Gruppe noch auf den Kleinen Kalvarienberg, von dem aus ein wunderschöner Blick auf den Titicacasee und die umliegenden Berghänge möglich war. Und zum Ausklang des Tages erlebten wir noch einen traumhaften Sonnenuntergang am Strand. Schöner geht es kaum. 

 

9. Tag (So., 14.04.19): Mit dem Boot zur Sonneninsel - Besuch einer Bauerngemeinde - Ankunft in La Paz

Der erste Inka mit Frau
Der erste Inka mit Frau

Dahin, wo die Sonne zur Welt kam. Also, das war nun wirklich etwas, was nicht jeder erlebt. Wir schon, denn wir brachen nach dem Frühstück auf zu einer Bootsfahrt, die uns zur Sonneninsel im Titicacasee brachte. Die Isla del Sol ist die größte und zugleich heiligste Insel am See. Laut der Legende soll die Sonne dort das Licht der Welt erblickt haben. Die Sage berichtet zudem, dass Manco Capec, der erste Inka, und seine Frau, Mama Ocila, von dem Sonnengott hier auf die Erde geschickt wurden, um das Reich der Inka zu gründen. Die Insel ist also quasi die Keimzelle des Inka-Imperiums. Ursprünglich hieß die kleine Insel „Titicachi“ und ist so vermutlich Namensgeberin des Sees. 

Nach unserer Landung dort liefen wir einen langen schmalen und steilen Pfad am Hang entlang nach oben bis nach Yumani, der größten Siedlung der Insel, auf der 2000 Menschen leben. Während der Wanderung konnten wir immer wieder die grandiose Aussicht auf den tief unter uns liegenden tiefblauen Titicacasee  


und das grandiose Andenpanorama geniessen. Wir nahmen uns die Zeit dazu, denn die Höhe von max. 3925 m zwang uns langsam und mit Pausen zu gehen. Kaum oben angekommen, hieß es aber schon wieder eine alte und steile Inka-Treppe, die Escalera de la Inca, hinab zum Hafen von Yumani nehmen. Dabei kamen wir an den terrassierten Hängen vorbei, auf denen Zypressen und Eukalyptus wuchsen und in mühevoller Handarbeit Gemüseanbau betrieben wurde. In der Höhe ist alles anstrengend, und daher tat eine kleine Pause unten am Strand gut. Man hätte auch noch das kleine Museum besichtigen können, aber einfach so mal in der Sonne unter einem Sonnenschirm zu sitzen, war auch nicht zu verachten. Die Rast dauerte jedoch nicht lange. Bald darauf saßen wir schon wieder im Boot, welches uns diesmal zu der Bauerngemeinde Santiago de Okola brachte. Eine Gemeinde, die abseits des großen Tourismus lebt, und uns daher die Gelegenheit bot, einmal eine unverfälschte Lebensweise kennenzulernen. 

Nach einem mehr als üppigen bolivianischen Essen mit lokalen Produkten im Innenhof des Bauernhauses brachen wir satt und gestärkt wieder auf. Am „Schlafenden Drachen“ vorbei, einem Felsen, der wie ein Drache aussieht, fuhren wir nun durch die „Altiplano“, auch das Dach Südamerikas, genannt. Ein Plateau, welches sich entlang der Gebirgszüge von Peru, Bolivien, Chile und 


Argentinien auf einer durchschnittlichen Höhe von 3600 m zieht. Eine faszinierende Landschaft mit endlosen kargen und vegetationsarmen Hochebenen, über die der Wind tobt. Dennoch trotzen die Bewohner der Anden dem Boden etwas Land für Ackerbau und Viehzucht ab.

Am Ostrand der Alti Plano liegt „La Paz“, die Zweimillionenstadt in den Anden. Über El Alto, ein früherer Vorort und nunmehrige eigenständige Einmillionenstadt, näherten wir uns der Andenmetropole, um von einem Aussichtsplatz aus einen ersten Blick auf die Stadt zu werfen. Da inzwischen die Dämmerung eingesetzt hatte, breitete sich vor uns ein funkelndes Lichtermeer aus. Die Lichter kletterten vom Talkessel von 3100 m Höhe auf bis zu 4000 m Höhe hinauf. Ein unvergesslicher und verzaubernder Anblick. Mit diesem traumhaften Bild vor Augen fuhren wir kurz darauf mit unserem Bus durch die überfüllten Straßen steil hinunter ins Zentrum von La Paz zu unserem Hotel. Nach Bezug der Zimmer trafen wir uns alle etwas später im Restaurant des Hotels, um dort in einer ansprechender Umgebung zu Abend zu essen. Ein wahrhaft schöner Tag ging wieder zu Ende. 

 


10. Tag (Mo., 15.04.19): Ausflug zum Mondtal und Stadtführungen in La Paz mit Friedhof und Hexenmarkt 

Hatten wir gestern der Sonne "gehuldigt", kletterten wir an diesem Tag durch das Mondtal. Und später beschäftigen wir uns mit "Hexen" und Friedhofskultur. Dazwischen lagen zwei Stadtbesichtigungen, die jeweils andere Hauptthemen bedienten. Damit lag ein vielversprechendes Tagesprogramm vor uns. 

Daher starteten wir gleich frühmorgens zur Fahrt ins ca. 10 km entfernte Valle de la Luna, dem Mondtal mit seinen bizarr geformten Erd- und Steinhügeln. Wind, starker Regen und Temperaturschwankungen hatten durch beständige Erosion der Berge über Jahrtausende hinweg hier Säulenpyramiden und Felspilze geformt, die wie eine Mondlandschaft aussehen. 

 

Nach einem Rundgang durch diese irreale Landschaft fuhren wir zurück nach La Paz, dem Regierungssitz Boliviens, der höchstgelegenen Metropole der Welt. Zusammen mit der höchsten Seilbahn der Welt, dem größten Seilbahnnetz der Welt und dem größten Höhenunterschied innerhalb einer Stadt der Welt, ist diese wahrlich ein Superlativ. Zwischen Tal und dem oberen Stadtrand liegen fast 1000 Meter, was einen Temperaturunterschied von bis zu 10°C ausmacht. Daher wohnen die wohlhabenderen Familien unten im Tal, und, je höher es geht, um so ärmer werden die Bewohner. Fast müßig zu erwähnen ist die traumhafte Lage. Die Stadt ist über ein wunderschönes Tal verteilt, umgeben von massiven Bergen, auf die die Häuser hinauf klettern.

 

Auf den ersten Blick erscheint La Paz wie ein undurchdringlicher Dschungel aus Häusern. Um sie etwas näher kennenzulernen, machten wir daher eine City Tour, die uns zu den historischen Sehenswürdigkeiten wie die Plaza Murillo, mit Parlamentsgebäude, Präsidentenpalast und Kathedrale mit deren erst 1988 endgültig fertiggestellten Türmen, die Altstadt mit der San Francisco Basilika und belebte Märkte wie den Hexenmarkt führte. Dieser strotzte gerade zu von allerlei obskuren Dingen, Mittelchen und käuflicher Zauberkunst, denn alte Bräuche und der Glaube an Heilkräfte sind in Bolivien auch heute noch tief verwurzelt. Natürlich durften auch Fahrten mit der Seilbahn nicht fehlen, die beide Städte (La Paz und El Alto) seit 2014 miteinander verbindet und damit das Verkehrschaos zumindest abmildert. 

 

Am Nachmittag nahm ein Großteil der Gruppe noch an der optionalen Stadtführung „La Paz ungeschminkt“ teil, die mir sogar etwas besser als die City Tour am Vormittag gefiel, da wir uns mehr durch die vielen Straßenmärkte mit ihrem ganz besonderen Charme bewegten. Erst aber „gondelten“ wir mit der Seilbahn hinauf auf 4100 Meter und genossen schon während der Fahrt die grandiose Aussicht. Zu Fuß spazierten wir dann hinunter bis zum riesengroßen Zentral Friedhof. Für den unbeteiligten Betrachter ein quicklebendiger Ort, da er rege von vielen Touristen und von den Hinterbliebenen besucht wird. Auf fünf Etagen werden die Särge hier in Grabfächer geschoben. Man sieht die Särge nicht, aber der Verschluss des „Sarg-Schließfaches“ wird wie ein Schaufenster dekoriert, in welchem an die Verstorbenen und deren Vorlieben wie z.B. Bier, ein Auto oder ein Fußball, erinnert wird. Alles drückte sehr viel Liebe aus, und ein Schmaus vor dem Grab ist nichts Ungewöhnliches. 

 

Danach weiter durch die vielen Viertel, von denen jedes einem anderen Geschäftszweig wie z.B. Gemüse-, Kleidungs-, Elektronik-, Tanzkostüme- oder Baumarktartikeln gewidmet war. Nebenbei erfuhren wir von unserer Stadtführerin etwas über die koloniale Geschichte der Stadt, über Legenden und Mythen der vielen Gebäuden und Straßen, über alte Traditionen und über die


moderne Kultur. Alles war hoch interessant, so dass ich richtig traurig war, als die Führung zu Ende ging. Bald darauf aber traf sich die Gruppe auf Einladung der Reiseagentur zum Abendessen, gemeinsam mit dem Chef der Niederlassung von World Insight in La Paz. Ein herrlicher Tag fand einen schönen Abschluss.

 

 

11. Tag (Di., 16.04.19) Von La Paz mit dem Bus über das Altiplano nach Uyuni

Was hatten wir in den vergangen Tagen nicht alles gesehen, bewundert, gelernt, sind viele steile Treppen rauf und runter geklettert und haben uns viel in für uns ungewohnte hohen Höhen bewegt. Da passte es gerade gut, dass heute ein langer Fahrtag mit dem Bus anstand. Bequem im Bus sitzend und die Landschaft an einem vorbeifliegen zu sehen, ja, das hörte sich gut an.

Nach einem für uns etwas mageren bolivianischem Frühstück, fuhren wir von La Paz aus durch das Altiplano nach Uyuni im Hochland von Bolivien. Dem Ausgangspunkt für Touren zum Salzsee Salar de Uyuni. Aber noch war es nicht soweit. Erst einmal wurde unser Gepäck im Auto verladen, dann marschierten wir zu Fuß zur nächsten Seilbahnstation und genossen noch einmal die Gondelfahrt über die Dächer von La Paz. Nach zweimal umsteigen erreichten wir den höchsten Punkt von El Alto, wo schon unser Bus samt Gepäck auf uns wartete. Na ja, das dauerte noch eine Weile, da er im Stau stand. Aber schließlich kam er doch und die Fahrt konnte losgehen.

Erst einmal Richtung Oruro, einer Stadt, die ursprünglich als Bergarbeiterstadt bekannt war, deren Silber- und Zinnminen aber längst geschlossen sind. Auch wir fuhren wegen Zeitmangels nur an ihr vorbei, sahen jedoch von Ferne die größte Marienstatue Lateinamerikas, die in Oruro auf einem Berg 45 m in die Höhe ragte. Die Straße auf der wir fuhren, war eine zweispurige ausgebaute und 


kostenpflichtige Autobahn. Die karge, aber deswegen auch schöne Landschaft, hingegen war kostenlos, und der Blick, der weit in die Ferne schweifen konnte, stieß erst ganz in der Ferne auf Bergketten. Dank der guten Straße konnten wir zügig fahren und machten zwischendurch nur kurz Toipausen, oder kauften an den Tankstellen eine Kleinigkeit zum Naschen. Während der Fahrt erzählte uns Rogelio viel über das Land Bolivien, seine Geschichte und die dortige Politik. 

Hin und wieder sahen wir kleinere Windhosen über das Land tanzen, und zwischendrin mussten wir öfters kurz anhalten, da Lamas oder Pekunjas die Straße kreuzten. Und ganz vereinzelt sah man kleine Hütten oder Felder, auf denen die Bewohner  


ganz ohne moderne Geräte arbeiteten. Begleitet wurden wir von einem wunderschönen blauen Himmel mit vielen kleinen weißen Wolken. Meist waren wir alleine unterwegs, nur ganz selten kam uns ein Bus oder Personenwagen entgegen. 

Nach langen Stunden erreichten wir schließlich die Salzwüste. In Colchoni wurden wir auf drei Autos mit Allradantrieb verteilt und fuhren damit auf den Salar de Uyuni hinaus. Ein unbeschreiblich faszinierender Anblick. Ich kann es bis heute nicht fassen, dass diese riesige große weite glitzernde weiße Fläche Salz sein sollte. Immer wieder probierte ich davon, und musste immer wieder feststellen, dass es tatsächlich Salz war. Und während ich nach wie vor ungläubig um mich schaute, wurde von den Fahrern unserer Autos ein kleiner Tisch aufgebaut, und kurz darauf zu einem Umtrunk eingeladen. Nach vielen Bildern und einem traumhaften Sonnenuntergang hieß es aber danach schnell weg, denn es wurde sofort bitterkalt. 

 

Nach nochmals 20 km Strecke mit unserem Bus erreichten wir schließlich unser Hotel in Uyuni. Und nur ein paar Minuten später machten wir uns schon auf den Weg zu einem Restaurant, wo wir zu Abend aßen. Das Lokal war urig, unsere Stimmung bestens, also wieder einmal ein schöner Ausklang des Tages.

 

12. Tag (Mi. 17.04.19) Von Uyuni zum Zugfriedhof - weiter zum Salzsee Salar de Uyuni - zur Insel Inkahuasi - nach San Juan

Ein weißes Meer, rostige Loks und Riesenkakteen waren die Highlights an diesem Tag. Tolle Sehenswürdigkeiten, auf die wir uns freuen konnten. Nicht gefreut hatte ich mich frühmorgens, als streunende Hunde lange Zeit wie wild vor meinem Fenster kläfften und gar nicht mehr aufhören wollten. Anscheinend ging es um eine läufige Hundedame, die von den Herren Hunden heiß begehrt war. Irgendwann aber war der Kampf entschieden und es kehrte wieder Ruhe ein. 

Für uns dagegen begann der Tag erst relativ spät. Um 9:30 Uhr holten uns die 4x4 Geländewagen samt Gepäck ab, um nach knapp drei Kilometern aber schon wieder zu stoppen. Wir standen mitten im größten Eisenbahnfriedhof der Welt auf 3.676 Meter Höhe. Mehr als 100 Lokomotiven und Waggons, teils noch aus dem 19. Jh., rosteten hier vor sich hin. Sie sind Zeugen der Zeit, als in Uyuni noch Züge produziert und 1899 die erste Zugstrecke des Landes von Uyuni nach Antafagosta, eingeweiht wurde. Damals wurden Metalle und Edelmetalle damit transportiert. Als die Vorkommen der Minen erschöpft waren, blieben die Züge einfach zurück. Nun sind sie eine Sehenswürdigkeit. Wir aber wandten uns danach dem anderen Superlativ zu, der größten Salzfläche der Welt, dem Salzsee "Salar de Uyuni".


Am Tag vorher schon kurz gesehen, durchquerten wir ihn heute komplett. Vorher noch kurz über den Handwerkermarkt in Colchoni geschlendert und einem Salzbauer bei der Weiterverarbeitung des gewonnen Salzes über die Schulter geschaut, dann aber endlich los. Es war noch viel beeindruckender als gestern. Eine gigantische absolut weiße Fläche breitete sich wie ein Meer vor uns aus. Umrahmt von Bergen und Vulkanen. Ein surreal anmutender Anblick, unter dem enorme Lithiumvorkommen schlummern. Für mich sah es wie eine planierte Schneedecke aus, die in der Sonne glitzerte und wie Schnee unter jedem Tritt knirschte.

Nach einem Picknick mitten auf dem Salzsee, und kurzem Halt am Hotel ganz aus Salzblöcken (Playa Blanka), durch welches 2016 die Rallye Dakar fuhr, tauchte dann wie eine Fata Morgana eine Erhebung aus dem Weiß auf, die Insel Incahuasi, die Kakteeninsel. Dort standen Hunderte von Jahrhundertalten, über 10 m hochgewachsenen Säulenkakteen, stolz auf dem Felsen. Ein schmaler Pfad führte bis zum höchsten Punkt der Insel, von wo aus ein einzigartiger Panoramablick über den Salzsee möglich war. Zu Inka-Zeiten war diese Insel heilig und diente als Opferstätte. 

 

Als wir später weiterfuhren hatte sich inzwischen eine ca. 10 cm hohe Wasserschicht auf der Salzoberfläche gebildet und wurde somit zu einer spiegelnden Fläche, die mit Vorsicht zu befahren war. Vorsicht u.a. auch deshalb, da die Gefahr eines Einbrechens in das Wasser unter dem Salz jederzeit möglich war. Und natürlich auch, um die Autos so weit es ging zu schonen. In dieser Luft und bei diesen Wegen halten sie sowieso nur fünf Jahre. Dadurch wurde es aber viel später als geplant, und der gesamte Zeitplan geriet durcheinander. Das war aber nicht so ein Problem wie das, welches Straßenmäßig nach der Durchquerung des Salzsees folgte. Das waren keine Straßen mehr, sondern die abenteuerlichsten Sand- und gröbste Wellblechpisten, über die wir mit Tempo 85 km/h hinweg brausten. Langsamer hätte man überhaupt nicht fahren können. 


Ordentlich durchgerüttelt kamen wir um 19:30 Uhr im Hotel in San Juan an. Daher nur schnell Zimmer bezogen, und schon wurde das Abendessen aufgetischt. Es war ein ganz einfaches Hostel, aber urig eingerichtet, und der vom Reiseveranstalter spendierte Rotwein ließ die Stimmung steigen. Toller Tag, viele Erlebnisse, Gute Nacht. 

 

13. Tag (Do., 18.04.19) Fahrt zur Laguna Colorado u.a. - Siloli-Wüste mit "Árbol de Piedra" - Villa Mar

Vulkane – Lagunen – Flamingos, das waren unsere Begleiter für diesen Tag. Eines schöner als das andere, und alles in einer kargen aber umso faszinierender Wüstenlandschaft. Ein wahrer Traum für jeden Naturliebhaber. 

Beim Start am frühen Morgen wussten wir nur in etwa, was uns erwartete, die Wirklichkeit übertraf jedoch alle Vorstellungen. Bereits um 7 Uhr morgens fuhren wir mit unserem Bus los. Und gleich wurden wir auf den abenteuerlichsten Pisten heftigst durchgeschüttelt. Dass man auf solchen Wegen überhaupt fahren kann ist schon ein Wunder. Jedenfalls befanden wir uns inzwischen auf einer Höhe zwischen 3.850 und 4.727 Meter (höchster Punkt). Da kann die Luft schon mal ganz schön dünn werden. Aber wer lässt sich davon abhalten, wenn ihn eine solch phantastische Landschaft erwartet. Es war wie auf einem fremden Planeten.


Denn schon erblickten wir einen aktiven, rauchenden Vulkan, den Vulkan Tanupa mitten in einer wilden Gebirgslandschaft. Was für ein mächtiger imposanter Anblick. Kurz darauf bogen wir ab zur Lagune Canopa. Der ersten in einer Kette von mehreren. Alle zeichneten sich durch einen hohen Salzgehalt mit entsprechenden Ausblühungen (Effloreszenzen) am Ufer aus. Und in ihrer Umgebung wuchs karges Büschelgras. Aber alle waren heiß begehrt von Flamingos, die in dem Plankton Vorkommen auf den Seen eine reich gedeckte Tafel fanden. Wir wiederum erfreuten uns an dem meist nur einen halben Meter tiefen Wasser, welches durch die Algen und Mineralien in vielerlei Rottönen spektakulär gefärbt war, und über das die Flamingos elegant schritten. 

Etwas entfernt davon rochen wir die Lagune Hediona zuerst, bevor wir sie sahen, denn ein satter Schwefelgeruch stieg von ihr auf. Und dennoch verfiel spätestens hier jeder in Ausrufe des Staunens. Das Ufer auf der anderen Seite bildete nämlich durch die Perspektive eine Symmetrieachse. Daher schlägt diese Lagune, mit dem stahlblauen Himmel darüber und den braunen Bergen im Hintergrund, jedes „Postkarten-Foto“. Aber nicht nur wegen dieses Anblicks musste ich öfters tief einatmen, und kurz stehen bleiben, um Luft zu bekommen. „Es war die Höhe, und nicht der Anblick“. Auch die Nase und die Augen trockneten total aus. Nun denn, alles hat seinen Preis. Und so fuhren wir weiter auf der abenteuerlichen Fahrt durch die Anden und passierten dabei den höchsten Punkt mit 4.727 Metern laut GPS Messung. Natürlich war das für jeden ein Anlass, ein Foto zu machen. 


Nach einem Picknick mit Viscachas (Verwandte der Chinchillas) als Zaungäste, ging es eine Stunde später weiter. Und schon waren wir im National-park „Andina Eduardo Avaroa“, und in der Wüste Siloli mit Halt am sogenannten Stein-


baum (Arbol de Piedra), einer bizarren Steinformation, die von Wind und Sand so geschliffen wurde. Danach weiter entlang an der Grenze zu Chile bis zur wohl berühmtesten Lagune, der Laguna Colorada. Aufgrund 


kupferhaltiger Materialien und eines Planktons erscheint der 60 qkm große See rot gefärbt. Zusammen mit der Blauspiegelung des Himmels und den Schwärmen von rosaroten Flamingos, bot er eine grandiose und zugleich surreale Landschaftsszene. Mit heißgelaufenen Kameras in der Hand, und den im Dämmerlicht fast sanft aussehenden Bergen im Rücken, kamen wir im Dunklen aber dann doch noch in „Villa Mar“, einem Ort in der Ortschaft Potosi, und damit in unserer Unterkunft, an. Nach Problemen mit den Zimmern, die aber dank Rogelio gelöst werden konnten, folgte ein spätes Abendessen. Es war ein langer Tag, wie er aber spektakulärerer kaum hätte sein können. Die von Vulkanen gesäumten Lagunen schienen wie mit einem Pinsel auf die Leinwand gebracht worden zu sein. Einfach traumhaft. 

 

14. Tag (Karfreitag, 19.04.19) Villa Mar - Tupiza - Villazón (Grenze zu Argentinien) nach Humahuaca

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Heute reisten wir schon in das 3. Land unserer Reise durch Südamerika, nämlich nach Argentinien. Und während der Fahrt dorthin fuhren wir durch oder entlang einer atemberaubende Gebirgslandschaft mit tief beeindruckenden Felsformationen und Tälern, was die lange Fahrt fast vergessen machte. 

Schon um 6:30 Uhr morgens ging es los. Ich saß diesmal ganz vorne in unserem Jeep und war daher den ganzen Tag der glühenden Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Ich kochte fast. Wobei die anderen im Inneren des Wagens es auch nicht viel besser hatten. Nur saßen sie etwas mehr im Schatten. Dummerweise konnten wir aber auch kein Fenster aufmachen, da sonst innerhalb von ein paar Minuten alles voller Sand gewesen wäre. Und so half es nichts, wir mussten da durch. 

 

Unsere Wagen kletterten tapfer in Serpentinen über Pässe, furteten durch Bäche oder fuhren entlang ausgetrockneter Flußbetten. Am Anfang waren es noch die fürchterlichen Offroadpisten der letzen Tage, erst ab dem späteren Nachmittag kam eine Art Autobahn. Während der Fahrt durch die wenig besiedelte Altiplano Region sahen wir viele Lamas, die auf den kargen Böden mit den harten Grasbüscheln grasten, und im Hintergrund erhoben sich die mit Schnee bedeckten Berge. Einmal ging es hoch, dann wieder runter. Berg – Tal – Berg. Manchmal tat sich auf einer Seite ein Abgrund auf, auf der anderen steiler Felsen. Die berühmt berüchtigten Straßen von Bolivien. Auch die Kurven waren nicht zu verachten. Gottseidank sah man aber fast kilometerweit schon vorher die Sandfahnen der Autos. Aber - die vielfarbig leuchtenden Berge und deren Formationen selbst waren traumhaft. 

Relativ zu Beginn machten wir einen kurzen Stopp in San Cristobal, einer Minensiedlung im Hochland auf 3.761 Meter Höhe. Allerdings gab es außer einer  


hübschen kleinen Kirche nicht viel zu sehen. Das Besondere an der Kirche war jedoch, dass sie, als die ganze Stadt wegen des Bergbaus umgesiedelt wurde, Stein für Stein ab- und an dem neuen Ort wieder aufgebaut wurde. Alle anderen Bauten wurden komplett neu errichtet. Auf dem weiteren Weg war die Landschaft danach von bunten Felsen und Steinformationen geprägt. Bei entsprechendem Licht leuchteten die Berge fast glutrot auf. Der beste Blick darauf war kurz vor Tupiza, am Aussichtspunkt „El Sillar“. Wer hiervon nicht begeistert war, dem konnte man nicht mehr helfen. Nach diesem Traumblick ging es weiter nach Tupiza hinein und dort zum Mittagessen. 

Ab jetzt gab es nur noch eine Autobahn ähnliche Straße. Die Landschaft hingegen blieb nach wie vor tief beeindruckend. Langsam aber wichen die Berge einer grünen Ebene. Und bald darauf erreichten wir in Villazón die Grenze zu Argentinien. Der Grenzübertritt war wieder völlig problemlos. Wir liefen mitsamt Gepäck hindurch, um kurz hinter die Grenze in unseren neuen Bus mit neuem Fahrer einzusteigen. Die Uhr noch eine Stunde vorgestellt, und wir waren in Argentinien angelangt. Nun waren es nur noch knapp zwei Stunden bis wir die Kolonialstadt Humahuaca erreichten, unserem Tagesziel. Inzwischen war es allerdings bereits 20:30 Uhr, so dass jeder auf sein Zimmer ging und für sich den Tag ausklingen ließ. 

 

15. Tag (Karsamstag, 20.04.19): von Humahuaca über die bunten Felsen zur Kolonialstadt Salta

Eintönige graue Felsen – das war gestern. Wir sahen heute die buntesten Felsformationen die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Und Farbenfrohheit spiegelten auch die imposanten Kolonialgebäude und Kirchen der Stadt Salta wider, in der wir übernachteten und eine Stadtführung machten.

Relativ spät, und nach einem mageren Frühstück, brachen wir aber erst einmal zu einem Spaziergang durch das Städtchen Humahuaca auf. Ein typisches Bergdorf in 3.000 Meter Höhe, welches sich völlig auf Touristen eingestellt hat. Überall wurden Web- und sonstige Handarbeiten in buntesten Farben angeboten. Bevor wir jedoch in den engen Gässchen entlang bummelten, kletterten wir erst viele Stufen zu dem Denkmal für die Helden der Unabhängigkeit hinauf. Eine imposante Skulpturengruppe auf einem Hügel mit wunderschönem Blick auf die Stadt. 

 

Wieder im Bus, und auf den Weg Richtung Norden nach Salta, konnten wir während der Fahrt wohl eine der spektakulärsten Landschaft der Welt bewundern, nämlich die farbenfrohe Gebirgslandschaft des Andenhochlandes. Rechts und links unseres Weges erhoben sich hohe Bergketten in mehreren Reihen hintereinander die in den buntesten Farben wie angemalt erschienen. Nicht umsonst wurde die Schlucht Quebrada de Humahuaca 2003 von der UNESCO als Teil des Inka-Pfades zum Welterbe erklärt. 


Die kahlen Felsen an beiden Seiten hatten nur eine karge Vegetation, leuchteten dafür aber in den schönsten Erdfarben. Natürlich machten wir hier Halt und ließen unsere Kamera fleißig arbeiten. Nach diesem wirklich schönen Stopp ging es weiter Richtung Norden, an Maimará vorbei. Dort nur kurz an der Straße gehalten, von wo aus man die beiden Besonderheiten der Ortschaft gut sehen konnte. Den Friedhof, es soll der älteste Friedhof der Region sein, und dahinter die ebenfalls bunten Felsen La Palette del Pintor (Farbpalette des Malers). 

Auf der Weiterfahrt schliefen die meisten der Gruppe, was ich nie kann. Ich denke mir immer, wann komme ich schon mal wieder hierher. Also saugte ich geradezu alles in mich auf was ich sah und erfreute mich an der wechselnden Landschaft. Wir fuhren nun durch eine grüne Ebene voller Büsche, spärlichen Ortschaften und wenig Straßenverkehr. Während einer Pause gab es leckere Burritos, die mit Fleisch gefüllten Teigtaschen. Nach insgesamt 245 Kilometer erreichten wir gegen 14 Uhr unser Hotel in Salta. Nur kurz das Gepäck ausgeladen, dann erwarte uns bereits eine Stadtführung. 

 

Salta liegt auf 1187 Meter Höhe und ist eine ursprüngliche Stadt mit Flair. Sie heißt auch "Die Schöne", was hundertprozentig stimmt, wie wir während der Führung selbst feststellen konnten. Der Rundgang begann in der Altstadt an der Plaza 9 de Julio, dem Hauptplatz der Stadt. Neben jeder Menge an Architektur aus der Kolonialzeit der Spanier sahen wir die wichtigsten Kirchen und historischen Gebäude. So z.B. die Kathedrale, das ehemalige Regierungsgebäude und heutige Historische Museum, die Kirche San Francisco mit ihrem 57 m hohen Kampanile und das Konvent de San Bernardo mit der wunderschön geschnitzten Eingangstür. 


Nach der Stadtführung fuhren wir ins Hotel zurück, um nur etwas später mit Taxis in ein angesagtes Restaurant aufzubrechen. Die Fleischportionen dort waren so riesengroß, dass kaum jemand sie ganz bewältigen konnte. Lecker geschmeckt hat es allemal. Der Wein dazu auch, so dass es sehr spät wurde. Trotzdem mit Vorfreude auf den nächsten Tag ins Bett. 

 

16. Tag (Ostersonntag, 21.04.19): Abschiedsblick auf Salta - Flug nach Buenos Aires - Tangoshow am Abend

Kaum angekommen, nahmen wir schon wieder Abschied von Salta. Aber es war kein wehmütiger Abschied, denn Buenos Aires lockte. Und wer konnte diesem Ruf widerstehen. Also schnell hin.  

Aber ganz so schnell musste es ja nun auch wieder nicht sein. Daher „gondelten“ wir noch mit der Teleferico (Seilbahn) hoch hinauf auf den Hausberg der Stadt Salta, dem Cerro San Bernardo, und genossen den herrlichen Blick über die Stadt und das Umland. Nach einem kleinen Rundgang brachte uns die Seilbahn aber schon wieder zurück, denn nun hieß es zum Flughafen zu fahren. Der Flug nach Buenos Aires wartete. 

Im Friedhof Recoleta
Im Friedhof Recoleta

Ich hatte wieder das Glück einen Fensterplatz ergattert zu haben, da das Flugzeug nur zur Hälfte besetzt war. Ein Gruppenmitglied musste vor dem Flug allerdings noch etwas bangen, da, wie häufig üblich, sich das Sicherheitspersonal oft eine Person samt Gepäck aus einer Gruppe heraus pickt und gründlichst auf Drogen oder sonstiges Schmuggelgut untersucht. Aber alles war in Ordnung und einem problemlosen Flug stand nichts mehr im Weg. Der Anflug selbst auf Buenos Aires war ein tolles Erlebnis. Immer tiefer ging es über die riesige Stadt hinweg, bis wir fast im Wasser landeten. Der Flughafen liegt nämlich direkt am Rio de la Plata, dem Mündungstrichter der größten Flüsse Argentiniens.

Kaum gelandet, fuhren wir in unser Hotel im Zentrum. Bis zur gebuchten Tango-Show am Abend blieb aber noch gut Zeit. Was damit anfangen. Peter hatte sich bereits zu Hause kundig gemacht und wollte unbedingt den Friedhof Recoleta besuchen. Wegen seiner historischen und künstlerischen Bedeutung gilt dieser als einer der weltweit berühmtesten Friedhöfe. Daher haben wir uns zu dritt, Rogelio, unser Guide, begleitete uns, ein Taxi geschnappt, welches uns dorthin brachte. Der Friedhof war tatsächlich ein unbeschreiblich tolles und eindrückliches Erlebnis. Als wir durch das Hauptportal eintraten kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall riesige und monumentale Mausoleen. Viele davon für ehemalige Präsidenten Argentiniens, für reiche Familien oder andere Berühmtheiten. Mit Abstand das meist besuchte Grab ist jedoch immer noch das von der Familie Duarte, wo die berühmte Eva Peron beigesetzt wurde. Kurz vor 18 Uhr läutete eine große Glocke, und kündigte damit an, dass der Friedhof schloss.  

Zurück im Hotel endlich etwas Zeit zum Postkarten schreiben, aber kurz darauf war es schon wieder soweit. Der letzte Programmpunkt für diesen Tag stand an, eine Tango-Show mit Abendessen. Zu Fuß liefen wir, gebührend für das Ereignis „aufgeputzt“, zu einem wunderschönen Gebäude in Form eines Theaters, welches eine einzigartige Kulisse für die Show bot. Eine Show, gewidmet dem größten Meister der Tango Musik, Astor Piazzollo. Es war eine wirklich tolle Inszenierung mit Tänzern, Live-Sängern und der Magie des Tangos und argentinischer Folklore. Zwischen den 


Auftritten wurde ein gutes Menü serviert, und zusammen mit dem hervorragenden Wein, wurde es daher wieder einmal sehr spät. Aber wer fragt nach so einem schönen Abend schon danach. Daher halt erst etwas später ins Bett. Das passte schon.

 

17. Tag (Ostermontag, 22.04.19) Stadtführung durch Buenos Aires - mit dem Nachtbus nach Iguazu

Heute lernten wir Buenos Aires aus verschiedenen Perspektiven kennen und testeten einen der komfortablen Nachtbusse auf der Fahrt nach Iguazu. Beides ganz unterschiedliche Ereignisse, aber jedes für sich interessant und ein Erlebnis.

Der Vormittag gehörte der Immigrationsstadt des 18. und des 19. Jh.. Damals schwappte eine riesige, aber gewollte Einwanderungswelle aus Europa hier ans Land. Arbeiter mit ihren Familien wurden für den Aufbau der Republik von Argentinien massiv angeworben und gefördert. Der 2. Weltkrieg brachte dann noch einmal viele Schutzsuchende nach Buenos Aires und Südamerika. Auch aus meiner Verwandtschaft hatten welche nach Ende des 2. Weltkrieges diesen Weg beschritten. Das Ergebnis all dieser Einwanderungen ist jedoch, dass fast jeder Argentinier auf einen Migrationshintergrund verweisen kann. Nicht umsonst heißt es im Volksmund „Die Mexikaner stammen von den Azteken ab, die Peruaner von den Inka, die Argentinier von den Schiffen“. Die Immigranten kamen ja alle mit dem Schiff über das weite Meer.

Wir jedenfalls lernten während der Stadtführung das Historische und das Moderne Buenos Aires kennen. Startpunkt war der Plaza de Mayo (Platz der Mai-Revolution), der Städtische Platz, der nach der Revolution von 1810 benannt wurde, die letztendlich zur Unabhängigkeit Argentiniens führte. Dort bewunderten wir das Alte Rathaus, in dem sich heute ein Museum befindet, die Pirámide de Mayo, eines der ältesten Denkmäler der Stadt und natürlich die "Basilika Unserer lieben Frau“ sowie das Casa Rosado, der Regierungssitz des Präsidenten von Argentinien. Das Stadtzentrum insgesamt bot eine prächtige Kulisse mit breiten Straßenzügen, Prunkgebäuden und Jakaranda-Bäumen. Über den vielen Kuppeln und Erkern der vornehmen Häuser mit eleganten Passagen, Marmortreppen und Kronleuchtern lag allerdings der melancholische Hauch vergangener Zeiten. 

 

Zu Fuß marschierten wir später zu den Docks vom Puerto Madero, dem restaurierten und jüngstem Stadtteil des Hafens am Fluß Riachuelo, um schließlich zu dem bekannten Stadtteil Boca zu kommen. Einem sehenswerten und bunten Künstlerviertel am El Caminito. Einer kleinen Gasse mit bunt gestrichenen Wellblechhäusern, die an die Frühzeit der Gegend als


Einwanderungsviertel erinnert. Ganz so idyllisch geht es aber in diesem Viertel nicht zu. Von frühmorgens bis 17 Uhr ist die Polizei ständig präsent, danach zieht sie ab, und das Viertel verwandelt sich in einen gefährlichen Drogen Umschlagplatz u.ä. 

 

Zwischen den einzelnen Stationen benutzten wir das sehr gut ausgebaute Stadtbusnetz, welches uns preiswert und schnell transportierte. Und neben den Erklärungen zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten gab uns unsere Stadtführerin zusätzlich noch einen kleinen Einblick in das heutige tägliche Leben mit der immer weiter fortschreitenden hohen Inflation. So enthalten Mietverträge für Wohnungen inzwischen Klauseln, dass man sich einverstanden erklärt, dass alle sechs Monate die Miete um 13 % erhöht wird. Die Mietnebenkosten und andere täglich Kosten erhöhen sich ca. jeden 2. Monat. Das Wetter hatte ich mir allerdings viel wärmer vorgestellt, jeder hatte eine Jacke oder einen Mantel an. Man merkte, dass es hier schon dem Herbst entgegen ging.

Im Anschluss an die Stadtbesichtigung fuhren wir zum Hotel zurück, holten unser dort deponiertes Gepäck ab, und trafen kurz darauf am Bus-Terminal ein.


Von hier starteten wir schließlich eine knapp 19-stündige Fahrt mit dem Nachtbus nach Iguazu. Entgegen aller Befürchtungen stellte sich der Bus aber als äußerst geräumig und komfortabel dar. Die Rückenlehnen ließen sich wie in der Business-Class im Flieger nahezu in flache Betten umwandeln, und die einzelnen Sitze hätte man mit einem Vorhang abtrennen können. Dazu gab es Vollverpflegung mit Getränkeausgabe. Einzig nervig fand ich die ständige Musikberieselung. Aber dagegen half wieder einmal Ohropax. Und um wirklich schlafen zu können, nahm ich vorsorglich eine leichte Einschlaftablette, mit der ich tatsächlich die lange Fahrt glänzend überstand. 

 

18. Tag (Di., 23.04.19) Ankunft in Puerto Iguazu - Fahrt zu den Wasserfällen von Iguazu auf argentinischer Seite

An diesem Tag waren das alleinige Highlight die Iguazu Wasserfälle. Im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Paraguay gelegen, verläuft die Grenze von Brasilien und Argentinien direkt zwischen ihnen. Sie gehören zu den eindrucksvollsten Naturwundern der Welt und sind von der UNESCO zum Welterbe ernannt worden. Auf einer Breite von 2,7 Kilometern stürzen 275 kleinere und größere Wasserfälle bis zu 82 Meter in die Tiefe. Es ist richtig, daß man von der brasilianischen Seite einen besseren Blick auf die Größe der Wasserfälle hat, aber interessanter und vielfältiger ist zweifellos die argentinische Seite. Wir jedenfalls besichtigten sie zuerst von der argentinischen Seite aus. 

 

Die Überlandfahrt mit dem Bus war lange nicht so schlimm wie vorgestellt. Daher gut ausgeruht, und nach einem kleinen Frühstück im Bus, erreichten wir Puerto Iguazu auf der argentinischen Seite. Schon von einem lokalen Guide erwartet, fuhren wir zuerst zu unserem Hotel. So frühmorgens waren natürlich die Zimmer noch nicht bezugsfertig, aber das machte nichts. Getrennt nach Frauen und Männern, machten wir uns jeweils in einem Zimmer frisch und deponierten unser Gepäck. 

Kurz gefrühstückt, und danach frisch gestärkt und erholt zu den Fällen aufgebrochen. Kurz hinterm Haupteingang der argentinischen Seite stiegen wir in einen kleinen Bummelzug, der uns in das Innere des Parks brachte. Ab dort hieß es zu Fuß auf einem Aussichtspfad und über kleine Brücken entlang der vielen Wasserfälle bis hin zum absoluten Highlight, dem Paseo Garanta del Diablo, dem Teufelsschlund, zu laufen. Unterwegs begegneten wir unseren ersten Nasenbären, die zwar possierlich anzuschauen, aber ungemein frech und dreist waren. Sie hatten es besonders auf unsere Rucksäcke abgesehen, in denen sie etwas zu fressen vermuteten. 

 

Es war gar nicht so einfach sie wieder loszuwerden, aber schließlich erreichten wir doch über einen langen Steg eine Platform, von der aus man direkt in den gigantischen Teufelsschlund blicken konnte. Eine tosende und wild donnernde Wasserflut ergoss sich dort in den hufeisenförmigen Abgrund. Bildlich untermalt durch einen herrlichen Regenbogen. Aber trotz des wirklich spektakulären Anblicks blieben wir nicht allzu lange, denn innerhalb von ein paar Minuten waren wir pitsche patsche naß. Und nicht nur wir, sondern auch unser Kameras hatten etwas abbekommen. Aber ein paar tolle Aufnahmen gelangen doch.

 

Erst kurz vor Schließung des Parks kehrten wir zum Eingang, und anschließend zurück ins Hotel. Es war schon relativ spät, und ich noch satt vom Mittagessen mit zwei großen Empanadas und drei großen Eiskugeln, so dass ich auf das Abendessen verzichtete. Statt dessen machte ich es mir in meinem großen Apartment richtig gemütlich, las meine Reiseführer, schrieb Tagebuch etc. , und knipste erst relativ spät das Licht aus. Ach, war das wieder ein erlebnisreicher Tag gewesen. 

 


19. Tag (Mi., 24.04.19) In Brasilien angelangt - Heliflug über die Iguazu- Wasserfälle - Besichtigung der Fälle von brasilianischer Seite aus - Flug nach Rio de Janeiro - Abendessen am Strand von Copacabana

Gestern hatten wir uns die Iguazu-Wasserfälle von der argentinischen Seite aus angesehen – heute bewunderten wir sie von der brasilianischen aus. Dazu galt es aber noch aus Argentinien aus- und in Brasilien einzureisen. Unser viertes Land auf dieser Reise. Und später flogen wir schon nach Rio de Janeiro und bummelten abends am Strand von Copacabana entlang. Ein wahrhaft reiselustiger und erlebnisreicher Tag.

 

Der erste Schritt dazu war morgens der Grenzübergang von Argentinien nach Brasilien. Wieder alles völlig problemlos. Unser örtlicher Guide sammelte unsere Pässe ein und verschwand damit in einem Gebäude. Als er wiederkam hatten wir alle unsere Ausreisestempel. Bei der Einreise nach Brasilien musste jeder selbst antreten. Es galt einige kurze Fragen zu beantwortet - dann gab es den Einreisestempel - und wir waren in Brasilien. Weiter also Richtung der Iguazu Wasserfälle, diesmal die auf der brasilianischen Seite mit einem einmaligen Panoramablick über die gesamten Fälle. 

Bevor wir den Nationalpark in Foz de Iguazu betraten, wurde optional ein Heliflug über die Fälle angeboten. Also das wollte ich unbedingt erleben. Mit noch einigen anderen der Gruppe kletterten wir jeweils zu dritt in einen Helikopter, und, kaum angeschnallt, hoben wir ab. Zu meiner Enttäuschung hatte der Flug sich aber, zumindest aus meiner Sicht, nicht gelohnt. Er dauerte nur wenige Minuten, und davon nur weit oben und ganz kurz direkt über den Fällen, die ich nur flüchtig zu Gesicht bekam. Nein, dieser teure Flug hatte sich nicht gelohnt. Aber hätte ich ihn nicht gemacht, hätte ich es immer bereut. So war das schon ok. Jetzt also nur noch bei unserm lokal Guide Geld umgetauscht, dann waren wir wirklich starbereit. 

 

Nach dem Eingang zum Nationalpark fuhren wir mit unserem Bus bis zu einem Parkplatz in den Park hinein, weiter ging es dann zu Fuß. Es gab nur einen Weg entlang der Fälle mit einem phantastischen Panoramablick auf die argentinische Seite. Ein langer Brettersteg führte uns dann bis zu den bis zu den 32 Meter hohen Abbruchkanten der Felsen, wo schließlich das absolute Highlight auf uns wartete. Von einer Plattform aus blickten wir direkt auf und in den Garganta del Diablo, den Teufelsschlund. Es dauerte jedoch eine Weile bis wir uns einen Platz ganz vorne an der Absperrung „erkämpft“ hatten, denn natürlich wollten alle Besucher dort hin. Es war einfach berauschend schön, wie die Wassermassen sich dort in den tiefen Abgrund stürzten. Darüber spannte sich ein großer Regenbogen, halt genauso, wie man es sich gewünscht hatte. Allerdings war ein langes Bleiben nicht ratsam. Die Gischt war noch erheblich massiver als gestern, und trotz Regenschutz wurde ich innerhalb von wenigen Sekunden klatschnaß. 

Auf dem Weg zurück schließlich vom Dach eines Parkhauses aus noch einen letzten staunenden Blick über die Fälle und ihre gigantischen Ausmaße. Anschließend eine Kleinigkeit an einem Imbiss gegessen, danach aber zurück zum Bus und weiter zum Flughafen. Der Flug nach Rio de Janeiro wartete. Trotz einer kurzen Verzögerung, ein Teilnehmer hatte sein Handy beim Imbiss liegen lassen, und wir mussten daher zurück fahren, klappte alles prima. Auch das Handy war noch da. Nach 2-stündigem Flug schließlich Landung in Rio de Janeiro. Unsere örtliche Fremdenführerin holte uns ab und fuhr mit uns ins Hotel, wo wir unsere Zimmer bezogen. Zeit brauchten wir nicht viel, denn jeder wollte an den Atlantik, zum Strand Copacabana. Und mit einer Brise vom Atlantik um die Nase, aßen wir später in der Nähe des Strandes zu Abend. Ein vollbepackter Tag, aber toll! 

 

 


20. Tag (Do., 25.04.19) City-Tour zu den Highlights von Rio de Janeiro mit Christusstatue - Favelabesuch - Kathedrale - Sambadrom - Kacheltreppe in Santa Teresa - und das Fußballstadion Maracana

Die Brasilianer nennen Rio de Janeiro „die wunderbare Stadt“, womit sie sicherlich recht haben. Wer einmal oben von der Christusstatue aus über die Stadt schaute, muss einfach total begeistert sein. So wie wir. Bereits um 8:30 Uhr holte uns unser Bus ab. Noch waren die Straßen nicht zu sehr verstopft und wir durchquerten ohne größere Staus die Stadt, um schließlich in Serpentinen 

hinauf in die Wälder des Tijuca-Nationalparks zu fahren. Von dort mit einem Lift, und anschließend zu Fuß, über viele steile Stufen weiter hinauf, bis wir eine Platform unterhalb des Gipfels des 710 Meter hohen Corcovado Berges erreichten. Und dort stand es, das weltberühmte Wahrzeichen der Stadt, die Christusstatue. Schützend und segnend ihre Arme über das darunterliegende Rio de Janeiro ausbreitend. Sie ist so beeindruckend, dass sie inzwischen sogar zu den „Neuen 7 Weltwundern“ gehört. Aber nicht nur sie war tief beeindruckend, sondern auch der Panoramablick, den man von hier oben hatte. Einfach unvergesslich. Nicht umsonst wurden Teile der Stadt zum Welterbe erhoben. Nur ungern verließen wir diesen traumhaft schönen Ort.

Der nächste Punkt auf unserer Tagesliste war zwar ganz anders, aber mindestens genauso interessant. Wir besuchten innerhalb einer Favela auf einem der vielen Hügeln der Stadt das Sozialprojekt Morrinho. Eine Favela ist ein Armenviertel der Stadt. Die Bezeichnung Favela kommt von einer brasilianischen Kletterpflanze. Ähnlich dieser Kletterpflanze klettern die dortigen Behausungen an den Berghängen hoch. Das Sozialprojekt Morrinho entstand 1992 auf Eigeninitiative dort lebender Jugendlicher. Aus Langeweile bauten sie aus allen möglichen Materialien eine Miniatur-Favela nach und spielten darin Szenen ihres täglichen Lebens mit 

Überfällen, Unfällen, Szenen des Drogenkrieges, aber auch Liebesszenen. Auf dem Weg dahin und zurück durchquerten wir die gesamte echte Favela von unten nach oben und von oben bis unten. An einigen Stellen auf diesem Weg durften wir dabei aus Sicherheitsgründen nicht fotografieren. Sonst hätten wir uns mit Drogenhändlern und kriminellen Familienclans angelegt. 

 

Aber schon ging es weiter. Zunächst zur äußerst umstrittenen Kathedrale. Von 1964 bis 1979 erbaut, ist sie dem Schutzpatron von Rio der Janeiro, dem Heiligen Sebastian, geweiht. Umstritten ist sie wegen ihres futuristischen Aussehens. Im Inneren, wo 20.000 Gläubige Platz finden, kommen ihre gewaltigen Buntglasfenster jedoch richtig gut zu Geltung. Nicht lange danach besichtigten wir auch das Sambadrom, in dem die Sambaschulen ihren alljährlichen prächtigen Umzug abhalten. Außerhalb der Karneval-Saison ist es dort jedoch enttäuschend, da es sich mehr oder weniger um ein kahles Stadion aus Beton handelt. In den Katakomben des Sambadrom kann man zwar einige Kostüme aus früheren Karnevalsumzügen besichtigen, und gegen Gebühr sogar selbst anziehen, viel mehr gibt es jedoch nicht.

Aber auf uns wartete ja noch ein kleiner touristischer Leckerbissen. Santa Teresa, das wohl farbenprächtigste, und mit seiner malerischen Häuserkulisse am Hang, bezauberndste Stadtviertel Rios. Es gab kaum eine Mauer, die nicht als Leinwand diente und farbenfroh verziert war. Richtig berühmt wurde es jedoch durch die „Escadaria Selarón“ von Jorgé Selarón, der Treppe mit bunt bemalten Mosaikfliesen. Ab 1990 begann der Künstler die 215 Treppenstufen zum Convent von Santa Teresa hoch mit von ihm gestalteten und bunt bemalten Keramikkacheln zu dekorieren. 20 lange Jahre benötigte er, bis die insgesamt 2000 bunten Keramikkacheln an Ort und Stelle saßen. Die Treppe sieht so besonders aus, dass sie 2005 als historisches Monument eingestuft und der Schöpfer zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wurde. 

 

Nach einer kurzen Mittagspause dort im Viertel beschloss die Hälfte der Gruppe noch zum Fußballstadion Maracana zu fahren. Unter anderem eine Gelegenheit, auch einmal die  


S-Bahn Rios zu erleben. Wir stiegen in der Station am Floriano Platz ein, einem großen öffentlichen Platz, der von dem wunderschönen Stadttheater, dem Rathaus, sowie einem kleinen Park dominiert wird. Mit einmal umsteigen erreichten wir anschließend den Ort, der für alle deutsche Fußballfans ein „Muss“ ist. Hier nämlich wurden die deutschen Fußballer 2014 Weltmeister. Da der Eintritt aber astronomisch hoch war, schauten wir es uns nur von außen an und fuhren wieder mit der S-Bahn zurück ins Hotel. Dort nur kurz frisch gemacht und schon weiter zum Abendessen, unserem Abschiedsessen. So traurig das war, das Essen hatte dennoch lecker geschmeckt und bestand aus lauter brasilianischen Spezialitäten. Ein richtig schöner Abschied. 

 

21. Tag (26.04.19) Mit Seilbahn auf Zuckerhut - Abschied von Rio de Janeiro - Rückflug nach Deutschland

Nun ließen sich die Augen nicht mehr davor verschließen. Heute waren definitiv die letzten Stunden einer herrlichen und vielseitigen Reise durch vier Länder Südamerikas angebrochen. Aber der Abschied wurde uns buchstäblich „verzuckert“. Da unser Rückflug nach Deutschland erst abends ging, hatten wir genügend Zeit, um morgens noch eines der beliebtesten Ausflugsziele Rios näher kennenzulernen, nämlich den Zuckerhut. 

 

Unsere Koffer waren bereits fertig gepackt, und so machten wir uns um neun Uhr auf den Weg. Der Name „Zuckerhut“ hat wahrscheinlich seinen Ursprung in einer Tradition aus dem 16. Jahrhundert, die darin bestand, Zucker in kegelförmige Formen zu pressen. Und da der 395 Meter hohe Berg auf der Halbinsel Ucra in seiner Form an einen Zuckerhut erinnert, gaben sie ihm eben diesen Namen. Bis zum Jahre 1817 galt er als unbesiegbar, dann wurde er von einem britischen Kindermädchen bezwungen. Und fast hundert Jahre später fuhr zum ersten Mal eine Seilbahn bis oben hinauf. 

Was wir auch taten. Schon die Fahrt war eine besonderer Genuss und erlaubte einen Blick über die Stadt und ihre Umgebung. Die Seilbahn, auch liebevoll "O Bondinho" (das Bähnchen) genannt, fährt in zwei Etappen hoch. Die erste Fahrt endete bei 226 Meter, dann hieß es umsteigen und zur zweiten Bergstation zu laufen. Schließlich ganz oben angelangt, konnte keiner seine Begeisterung über die tolle Aussicht verbergen. Dieser Panoramablick auf die Stadt, die umliegenden Buchten und Hügel von Rio bis zur Copacabana, auf Regenwälder bis hinauf zur Christusstatue. Einfach Atemberaubend, spektakulär und unvergesslich. 

Nach unzähligen Fotos mussten wir uns aber schließlich doch davon losreißen und zurück ins Hotel fahren. Unsere Zimmer hatten bis spätestens um 12 Uhr mittags geräumt zu sein. Einige nutzten später die letzten Stunden, um noch einmal an den Strand zu gehen und im Atlantik zu baden. Was ich auch kurz tat, aber ich fühlte mich dabei hundsmiserabel. Eine Erkältung schickte ihre Vorboten. 


Wie sich später herausstellte, hatte ich mir eine äußerst heftige Erkältung eingefangen, die mich über drei Wochen fest im Griff hielt. Ich bin mir sicher, das sie ein Souvenir der Iguazu Wasserfällen war. Dort jedesmal pitschnaß geworden, dann die klimatisierten Busse und Hotelzimmer, und schließlich die kalten Luftzüge im Flugzeug. Das war wohl meinem Immunsystem zu viel, es streikte. 

 

Jedenfalls war ich richtig froh, als wir schließlich gegen 16 Uhr zum Flughafen Rio de Janeiro, Santos Dumont, fuhren, und das Procedere des Eincheckens begann. Was mit großer Aufregung verbunden war. Wir hatten alle fest reservierte Plätze, die aber plötzlich nicht mehr galten. Keiner erhielt „seinen“ Sitzplatz. Wir hatten, in unseren Augen, viel schlechtere Plätze zugeteilt bekommen. Für mich bedeutete das einen Mittelplatz auf dem langen Flug von Sao Paulo aus bis Frankfurt, und vorher schon auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Sao Paulo. Trotz heftigster Debatte ließ sich nichts mehr machen. Und als sich meine Sitznachbarin auf der langen Strecke auch noch vor dem Start mehrmals bekreuzigte, ergab ich mich meinem Schicksal. 

 

 

22. Tag (27.04.19) Ankunft in Frankfurt am Main und Heimreise.

Das Schicksal hatte es jedoch gut mit mir gemeint. Der mit Umsteigen in Sao Paulo insgesamt 16-stündige Flug verlief ohne Störungen. Ich hatte sogar etwas schlafen können, dabei aber meinen beiden Sitznachbarn mit heftigen Niesen und dauerndem Nasenputzen das Leben wahrscheinlich nicht gerade leicht gemacht. Schließlich am späten Nachmittag in Frankfurt a. Main pünktlich gelandet, Gepäck geholt, und zu meinem Zug gerannt. Wie immer am Gepäckband vorher noch ein schnelles Verabschieden von den anderen Teilnehmern, die aber auch alle schauten, dass sie weiter kamen. Der Zug nach Hause hatte natürlich fast eine Stunde Verspätung, so dass ich gerade noch den letzten Zug ab Basel zu meinem Endziel erwischte. Zuhause angekommen war es fast Mitternacht geworden, und ich konnte daher mit ruhigem Gewissen gleich ins Bett gehen. In Rio wäre es erst kurz vor 19 Uhr gewesen.

 

Die nächsten drei Wochen kämpfte ich hart mit einer Erkältung, die mich voll in ihrem Griff hatte. Und dann begab ich mich schon auf meine große Radtour. So kam es, dass ich mich erst zwei Monate später mit dieser tollen Reise wieder auseinandersetzen konnte. Umso schöner war die wieder auflebende Erinnerung anhand der vielen schönen Fotos..  

 

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Anmerkung: Da mir meine Kamera in Machu Picchu kaputt ging, und ich somit nur noch mit meinem Handy fotografieren konnte, half mir ein netter Teilnehmer, Martin B., mit einigen wenigen Fotos aus. Danke Martin.