Kuba mit all seinen Facetten (November 2022)

 

Kolonialer Charme, Kubanische Lebensfreude und die allgegenwärtige Revolution 

 

Christoph Kolumbus landete Ende Oktober 1492 in Kuba. Ich eine Woche und 530 Jahre später. Und wie er fand ich das Land wunderschön. Arm, aber voller karibischer Lebensfreude und Musik, mit prächtigen Kolonialbauten aus dem vorigen Jahrhundert und wunderschönen Landschaften. Kuba ist aber auch eines der allerletzten Staats-sozialistisch geführten Länder der Welt. So ist Bildung und Gesundheit grundsätzlich kostenlos, und Strom und Wasser werden stark subventioniert. Auch Grundnahrungsmittel werden stark subventioniert, sind jedoch nur auf Bezugsscheinen erhältlich, wenn es sie denn überhaupt gibt. Und alle anderen Produkte sind extrem teuer, bzw. überhaupt nicht zu erhalten, oder nur mit Devisen. Auch die fast täglichen Stromsperren über mehrere Stunden, sowie schlechte Straßen erschweren das Leben. Aber seit 2010 werden kleinere nichtstaatliche Formen der Erwerbstätigkeit erlaubt und teilweise sogar gefördert. Was noch auffällt ist, dass die Revolution von 1959 mit Bildern von Fidel Castro und Che Guevara allgegenwärtig ist. 

 

Anfang November 2022 machte ich mit der Reiseagentur Puraventura eine 17tägige Reise nach Kuba, wobei wir das Land von Osten nach Westen durchquerten, mit Stopps und Übernachtungen an den wichtigsten Orten und Städten. Wir sahen viel, machten Wanderungen in den Bergen und National Parks, besichtigten große und kleinere Städte und historische Orte, benutzten neben unserem Bus alle gängigen Verkehrsmittel vom Fahrrad- über Pferdetaxis bis zum Ochsenkarren, und übernachteten meistens in Casa Particulares, d.h. in Privatunterkünften. Leider war unsere Reiseleiterin nicht so gut. Statt bei einigen Führungen zu übersetzen, ging sie erst überhaupt nicht mit, und beim Rückflug brachte sie uns in Havanna zum falschen Terminal, so dass wir in Eigenregie mit Taxis drei Kilometer weiter zum richtigen Terminal fahren mussten. Und wegen des fünf Wochen vorherigen Hurrikans Ian mit Folgen, wurde das Programm etwas umgestellt. Dennoch, es war eine sehr schöne und hochinteressante Zeit mit vielen Erlebnissen auf Kuba.

 

 

Anreisetag: 05.11.2022: Anreise nach Frankfurt 

Bereits am Vortag mit der Bahn nach Frankfurt, um dort zu übernachten, da es sonst am Abflugtag mit all den Kontrollen zeitlich zu eng werden würde. Im Hotel in Frankfurt eine Freundin getroffen, mit der ich diese Reise gemeinsam machte. Jede hatte aber ein EZ gebucht. Gemeinsam in Frankfurt gut zu Abend gegessen, später online eingecheckt, dann ins Bett. 

 

 

1. Tag: 06.11.2022:  Non Stop Flug von Frankfurt nach Holguin / Kuba (Flug 11 h).

Wie gut, dass wir schon am Vorabend online eingecheckt hatten, denn am Flughafen war es übervoll und die Schlangen lang. Wir also die Koffer am Drop-Off Schalter abgegeben und gleich durch den Security Bereich. Auch hier eine endlose Schlange. Aber alles ging gut und nach einiger Zeit waren wir schon im Check in Bereich. Wir flogen mit der Fluglinie Condor, die nicht unbedingt die Beste ist. Gottseidank hatte ich mir vorher ein leckeres Brötchen gekauft und 


musste daher nicht "verhungern". Mit einer 30 minütigen Verspätung hob der Flieger schließlich ab, und etliche Turbulenzen und elf Stunden später landeten wir in Holguin, im Osten von Kuba. Ortszeit 18:40 Uhr (- 5 h). Bei der Landung sah man nichts. Alles dunkel. Eine der täglichen Stromsperren, wie wir später erfuhren. Lediglich im Innenbereich des Flughafens war etwas Licht.  

 

Vor den Immigrationschaltern stauten sich lange Schlangen, da anscheinend etliche der Ankommenden das Einreiseformular nicht online beantragt hatten, was Pflicht war. Aber irgendwann waren wir und unsere Koffer da, und am Ausgang trafen wir unsere Reiseleiterin, bzw. eine Vertretung von ihr, da sie erst am nächsten Morgen zu uns stieß, sowie die anderen Teilnehmer. Schnell alle begrüßt, dann ab mit einem kleinen Bus. Wir waren mit Reiseleiterin und Busfahrer 12 Personen. Auf der Fahrt zum Hotel waren die Straßen dunkel und nirgendwo brannte Licht. Im ersten Moment war das schon etwas eigenartig, aber im Laufe der Zeit gewöhnten wir uns daran, dass jeden Tag der Strom für mehrere Stunden ausfiel. Jedenfalls kamen wir gut in unserer 1. Unterkunft in Kuba an. In einer Casa Particulares, einer privaten kubanischen Ferienwohnung. Die Gruppe war auf verschiedene Häuser verteilt und jeder frühstückte auch in seiner Unterkunft. Noch schnell mit zwei anderen Teilnehmern der Reise ein Bier getrunken, dann ging es ab ins Bett. Wir waren doch ganz schön müde, denn im Flugzeug konnte wieder einmal keiner schlafen.  

 

2. Tag: 07.11.2022: Von Holguin aus an der Küste entlang zur ältesten Stadt Kubas, nach Baracoa.

Ich hatte sehr gut geschlafen und war daher voller Vorfreude, Kuba endlich kennenzulernen. Zwar war das Frühstück für unsere Begriffe nicht gerade üppig, aber wo es nichts gibt, kann auch nichts aufgetischt werden. Diese Lektion lernten wir schnell und freuten uns daher schon immer auf die allmorgendlichen Rühreier, die es fast immer, neben weichem Brot und etwas Obst, gab. 

Nach dem Frühstück machten wir noch einen kurzen Gang durch das Viertel wo wir übernachtet hatten. Dann fuhren wir mit unserem Bus los. Zuerst stand eine kleine Rundfahrt mit einem Spaziergang durch die Stadt selbst an. Holguin ist die viertgrößten Stadt Kubas, eine Stadt der Parks mit schönen kolonialen Gebäuden und eleganten Plätzen. Anschließend steuerten wir unser erstes Ziel, nämlich den Berg "Loma de la Cruz" an. Einem Berg, von dem aus man einen herrlichen Panoramablick auf die Stadt Holguin und die Umgebung hatte. Er ist ein bekannter Wallfahrtsort, der seinen Namen einem Franziskaner Mönch verdankt, der 1790  auf dem Gipfel ein hölzernes Kreuz errichtete, welches er auf dem Rücken den Berg hinauf trug. Heute gehört dieses Kreuz zum archäologisch-kolonialen historischen Denkmal der Insel Kuba.

 

Im Anschluss daran ging es entlang der Küste Richtung Osten, Richtung Baracoa. Die Straße war


ziemlich holprig, und wir hüpften während der Fahrt teilweise richtig in die Höhe  Aber dann kam der Schock. Der Busfahrer musste tanken, fuhr an eine Tankstelle - und nichts ging mehr. Stromsperre. Und ohne Strom funktionierten halt auch die Zapfsäulen nicht. Was für ein Pech. Zudem durfte er nur ein bestimmtes Kontingent an Diesel für die gesamte Fahrt tanken. Auch der Kraftstoff ist hier nämlich rationiert. Gottseidank hatten wir kurz vor dem Tankversuch etwas gegessen, so dass wir wenigstens keinen Hunger hatten. Dreieinhalb Stunden saßen wir an der Tankstelle bei 34 Grad im Freien und warteten bis es dunkel wurde. Laut Mundpropaganda sollte es nämlich ab 18 Uhr wieder Strom geben. 


Mit der Zeit wuchs die Warteschlange der Autos, und alle warteten sehnsüchtig auf den Strom. Und um 18:30 Uhr kam er dann tatsächlich. Was waren wir froh, als wir danach wieder in den Bus steigen und die Klimaanlage anschalten konnten. Und weiter ging es, aber nun in völliger Dunkelheit und mit stark verminderter Geschwindigkeit, denn die Straßen waren voller Unebenheiten und großen Löchern. Sind sie schon bei Tageslicht eine Herausforderung, ist eine Fahrt bei Dunkelheit fast ein Kamikaze Einsatz. Und eigentlich hätten wir noch etwas besichtigen sollen, was aber nun natürlich ins Wasser gefallen ist. Um 21:30 Uhr schließlich glücklich und ohne Unfall in unseren Casa Particulares in Baracoa angekommen, und jeder verschwand schnell in seinem Zimmer.

 

 

3. Tag: 08.11.2022: Wanderung im Humboldt NP - Besuch einer kleinen Kakaofarm - Bummel durch Baracoa

Der 3. Tag war vollbepackt mit Programm. Wir wanderten, sind mit einem Ochsenkarren gefahren, haben unter kubanischen Musikklängen gegessen, eine Ökofarm für Kakaoanbau besichtigt, und sind durch die älteste Stadt Kubas gebummelt. 

Zuerst brachte uns unser Bus zum Alexander von Humboldt Nationalpark. Die Strecke, die wir dabei zurücklegten, war die selbe Strecke vom Vorabend, aber erst jetzt sahen wir bei Tageslicht, wie diese überwiegend unbefestigte Straße ramponiert war, wie im übrigen fast die meisten Straßen, die wir fuhren. Der NP ist einer der ältesten NPs Kubas und UNESCO Weltnaturerbe. Viele der hier vorhanden Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, d.h., dass sie nur hier ihren Lebensraum haben. Darunter auch der kleinste Frosch der Welt, der sich aber leider vor uns versteckte, als wir uns auf einem schmalen, rutschigen und steinigen Trampelpfad teilweise steil durch den Regenwald kämpften. Dabei galt es auch zweimal einen kleinen Fluss zu durchqueren. Eine Furt war ziemlich tief, so dass wir das Angebot eines Bauern gerne annahmen, und mit seinem Ochsengespann durch den Fluss fuhren.

 

Nach dieser vierstündigen, teilweise anstrengenden Tour, waren wir hungrig, dreckig, verschwitzt und müde, und ein Halt an der Finca Duaba mit einem großen Restaurant daher hochwillkommen. Dort begrüßte uns schon eine Sängergruppe mit kubanischen Liedern und Musik. Das Essen war lecker, und nach Ende des Essens animierte die Musikgruppe uns noch zum Mittrommeln und Singen, was einige Reiseteilnehmer mit Begeisterung taten. Im Anschluss daran stand ein Rundgang durch die einzige Kakaoplantage Kubas an. Leider mussten wir den aber unterbrechen, denn just da kam ein heftiger Regenschauer runter, und keiner hatte Lust im strömenden Regen rumzulaufen. Also rein in den Bus und auf der fürchterlichen Straße zurück 


zu unseren Unterkünften. Dort schnell umgezogen, da wir alle von der Buschwanderung total dreckig waren, und kurz darauf bummelten wir durch Baracoa. Von Diego Velasquez 1511 gegründet, ist sie die älteste Stadt Kubas, und, zugleich eine wunderschöne Stadt. Irgendwie schienen hier die Uhren stehengeblieben zu sein, und der Gang durch die historische Altstadt mit ihren farbenfrohen Häusern verlockte zum Bleiben. Da es aber langsam dunkel wurde kletterten wir noch schnell die 

hohen Stufen zum Fort, heute Hotel, hoch, und genossen von dort oben den Sonnenuntergang. Baracoa war noch bis nach der kuba-nischen Revolution nur über den Seeweg und kleine Wege zu erreichen. Erst 1965 ließ Fidel Castro eine Straße über den Pass (La Farola) bauen, und machte damit die Gegend leichter 


erreichbar. Nach dem grandiosen Panoramablick über die Stadt liefen wir schnell zu unseren Casas zurück und verabredeten uns zum Abendessen. Das war auch lecker, und zu viert saßen wir gemütlich beisammen, als die Wirtin uns daraufhin wies, dass ab 20:00 Uhr Stromsperre wäre. Also schnell zurück in unsere Zimmer und die Zeltlampen, Taschenlampen o.ä. hervorgeholt, um bis zum Schlafengehen noch etwas herum zu kruschteln. 

 

 

4. Tag: 09.11.2022: Über die höchste Bergstraße Kubas nach Santiago de Cuba

Ohne Strom ins Bett, und ohne Strom am Morgen aufgestanden. Gottseidank war nachts mal für drei Stunden der Strom da, und ich konnte mein Handy aufladen, welches ich vorsichtshalber abends schon an die Steckdose gesteckt hatte. Zumindest hatte ich sehr gut geschlafen und damit fit für den heutigen Tag. Es sollte über eine der höchsten Bergstraßen Kubas nach Santiago de Cuba gehen, über die Passstraße La Farola durch die Berge und den Regenwald. Eine sehr abenteuerliche, steile und kurvenreiche Straße, die mir sogar zwei Reisetabletten aufzwang, sonst hätte ich die Fahrt nicht "überlebt". Traumhaft schön war es trotzdem. 

 

Am Morgen schnell noch Wasser bei meinen Wirtsleuten gekauft, dann ging es schon los. Kurz noch ein Halt bei Kolumbus, dessen Statue am Strand von Baracoa stand, und daran erinnern sollte, dass er hier, auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien für die spanische Krone, am 17. November 1492 landete. Dann begann die Fahrt auf der Passstraße. Am Anfang noch an der Küste entlang, dann kletterte unser Bus, häufig eng an die Felsen geschmiegt, die Berge hoch. An der Straße standen immer wieder Leute mit Geldscheinen in der Hand, die den Autofahrern zu winkten, in der Hoffnung, dass sie mitgenommen würden, und, um zu zeigen, dass sie dafür auch zahlten. Es gibt in Kuba nur ganz wenige öffentliche Verkehrsmittel, die noch dazu extrem unzuverlässig sind. 

Nach knapp zwei Stunden schließlich ganz oben, auf der "Alto de Castillo", angekommen. Zu Fuß noch etwas weiter hoch bis zu einem Aussichts-punkt, von dem aus 


man einen phantastischen Rundblick auf die Berge, den sie umgebenden Regenwald und die Straße, die sich durch alles hindurch schlängelte, hatte. Anschließend ging es wieder runter Richtung Meer. An einem Viewpoint machten wir erneut Halt und genossen den Blick über die unter uns liegende Guantanamo-Bucht in der Provinz Guantanamo. Sogar das Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base konnte man in der Ferne erkennen. Aber Guantanamo ist auch die Provinzhauptstadt, die von drei Flüssen geprägt wird, von denen sie auch den Namen hat, nämlich "Stadt zwischen drei Flüssen". Sie soll ein verstecktes Kleinod sein, leider hatten wir dort nur zu Mittag gegessen, und fuhren darauf gleich weiter. 

Nach einer weiteren Pause und vielen Fotos erreichten wir schließlich am frühen Nachmittag Santiago de Cuba, die zweitgrößte Stadt Kubas und heimliche Hauptstadt. Mit dem Bus eine kleine Stadrundfahrt gemacht, dann ins Hotel. Das Hotel war ein Riesenkomplex, in dem wir, zumindest bei der Ankunft, die einzigen Gäste waren. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, fuhren wir erneut mit dem Bus in die Stadtmitte, liefen zu Fuß etwas herum, um dann gemeinsam in einem bekannten Lokal zu Abend zu essen. Eigentlich gab es aber immer das Gleiche zu essen. Eine Scheibe Fisch oder Fleisch, welches beides schrecklich zäh war, so dass ich bald Muskelkater beim Kauen bekam. Und, wie konnte es anders sein, fiel der Strom während des Essens aus. Inzwischen waren wir allerdings dagegen gerüstet und schalteten routiniert unsere Taschenlampen oder Stirnlampen an, die wir nun immer im Rucksack dabei hatten. Später zurück ins Hotel und bald darauf ins Bett.

 

 

5. Tag: 10.11.2022: Stadt Santiago de Cuba - Besuch des Friedhofes Santa Ifigenia und der Festung Castillo del Morro 

Um 9 Uhr startete an diesem Tag unser Programm. Als erster Punkt darauf stand die Besichtigung des Denkmales von Antonio Maceo mitten auf dem Platz der Revolution. Er war ein kubanischer General des Unabhängigkeitskrieges von 1868 - 1889 und gilt als wichtigster Führer des Guerillakrieges gegen die spanische Kolonialmacht. Er war außerdem einer der drei wichtigsten Nationalhelden im Kampf gegen die Sklaverei. Beerdigt wurde er auf dem berühmten Friedhof, dem Cementario Santa Ifigenia, 

den wir im Anschluss daran besuchten. Als wir am Friedhof ankamen, fand gerade eine Parade des Militärs statt, die alle halbe Stunde vollzogen wird, wie wir erfuhren. Er ist der älteste Friedhof Kubas und birgt reiche, historische, kulturelle und architektonische Schätze. Die meisten der Grabmäler gehörten zu Personen, die eng mit der Geschichte des Freiheitskampfes Kubas verbunden waren. Während einer Führung über den Friedhof erfuhren wir viel über diese berühmten Verstorbenen, die in ihren manchmal wahren Kunstwerken aus Granit und Marmor ruhten. Den Abschluss der Führung bildete der Besuch am Grabmal von Fidel Castro, der 2016, starb. Er war der Führer der kubanischen Revolution (1953 - 1959), und danach 50 Jahre Präsident des Landes.

 

Anschließend ging es zur Moncada-Kaserne, wo am 26. Juli 1953 die Revolution begann, aber damals fehlschlug. Castro und sein Bruder Raul wurden verhaftet, kamen ins Gefängnis, konnten später aber außer Landes fliehen. 


1956 kehrten sie zusammen mit Che Guevara zurück, um nach zwei Jahren Untergrundkampf 1958 erfolgreich in Santa Clara das damalige Regime von Fulgenico Batista endgültig niederzuschlagen.

 

Nach diesem Eintauchen in die Geschichte Kubas führte uns unser Weg zum Castillo de San Pedro de la Roca, El Morro, eine im 17. Jh auf dem felsigen Vorgebirge erbaute gewaltige Festung. Die imposante Wehranlage mit Bastionen, Türmen und Pulvermagazinen gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und bewacht den natürlichen Hafen der Stadt in einer Bucht des Karibischen Meers. Nachdem wir viele Winkel dieser Anlage durchstreift hatten fuhren wir zurück in die Innen-


stadt, zum Zentrum von Santiago. Zuerst nahmen wir ein kurzes Mittagessen in einem im Kolonialstil erbauten alten Hotel ein, dann spazierten wir in Ruhe und mit einigen Informationen zur Geschichte der Stadt und den Gebäuden, herum. Santiago de Cuba ist die Wiege vieler großer kubanischer Helden und Musiker und ein kosmopolitischer Schmelztiegel. Hier gibt es einen bunten Mix vieler Kulturen, und, wohl einen besonders spontanen und rebellischen Menschenschlag, da Santiago auch als Wiege der Revolution bezeichnet wird. In den hügeligen, engen und steilen Straßen der Innenstadt war nicht viel Verkehr, und auch die Touristen hielten sich in Grenzen. Wie überhaupt wenige Touristen da waren. Der Tourismus hatte unter der Corona Pandemie stark gelitten. Die Stadt besitzt jedoch ein ganz besonderes eigenes Flair, welches sich in der afrikanischen Kultur und Musik ausdrückt. So soll der Karneval von Santiago de Cuba Kubas wichtigstes Volksfest sein. 

 

Nach so viel Informationen, die wir an diesem Tag erhielten, waren wir später dann doch froh, als wir wieder in unserem Hotel anlangten und jeder etwas Zeit für sich hatte. Und so klang der Tag gemütlich aus. 

 

 

6. Tag: 11.11.2022: Basilika de la Virgen de la Caridad, und weiter zur Provinz Granma mit deren Hauptstadt Bayamo

Eigentlich hätten wir gestern in Santiago noch eine Einführung in den Salsatanz erhalten sollen, leider wurde nichts daraus, da entweder der Kurs nicht bestätigt wurde, oder zu teuer war, oder beides. Jedenfalls war nun unserer Entfaltung zu großartigen Salsatänzern ein Riegel vorgeschoben. Daher kam heute ein Besuch der Basilika del Cobre gerade recht. An dem berühmten Wallfahrtsort El Cobre konnten wir die Virgen de la Caridad, die barmherzige Jungfrau von Cobre, in der Sache um Rat bitten. 

Die Anreise dorthin war nicht lang, und bald sahen wir die Basilika von Ferne sich vor einem bergigen Hintergrund hervorheben. Die Basilika ist das höchste Heiligtum Kubas und wurde sogar schon vom Papst Franzikus besucht. Der Legende nach trieb 1612 in heftiger See ein Brett mit der Statue darauf, auf welchem geschrieben stand "Ich bin die Jungfrau der Barmherzigkeit". Ihr zur Ehren wurde ein kleiner Schrein errichtete. Bald geschahen jedoch so viele Wunder, die der Jungfrau zugeschrieben wurden, dass man wegen der vielen Besucher eine größere Kirche baute. 1916 wurde schließlich die Statue vom Papst Benedikt XV zur Schutzheiligen Kubas ernannt. 

Die Fahrt lohnte sich wirklich, zumal auch der Ausblick über eine seit präkolumbianischer Zeit bestehende, im Jahr 2000 jedoch geschlossene Kupfermine gleich 


daneben, interessant war. Die Weiterfahrt gestaltete sich Straßentechnisch im Vergleich zu den Tagen vorher entspannend. Streckenweise konnten wir nun sogar auf 4-spurig ausgebauter Straße fahren. Und die brachte uns schließlich zur Provinz Granma mit deren Hauptstadt Bayamo. Granma ist nach der Yacht von Fidel Castro benannt, mit der die Revolutionäre 1956 hier, nach ihrem Exil in Mexico, strandeten. Damit begann eigentlich die kubanische Revolution. Daher wird Granma auch als Wiege der Nation bezeichnet. 

Es war eine lange Fahrt bis dahin, aber kaum dort angekommen, machten wir uns gleich zu einem Spaziergang durch die Stadt auf. Natürlich zog es uns zuerst zum zentralen Platz Byamos, dem Park Cespedes, oder Plaza de la Revolution, hin. Er ist von großer historischer Bedeutung. Auf einer Stirnseite steht die Statue von Carlos Manuel de Cespedes, dem größten Sohn der Stadt, der auch als Vater des Vaterlandes verehrt wird. 


Ihm gegenüber sieht man die Büste von Pedro Figueredo, dem Komponist der Nationalhymne Kubas. Nach einer kurzen Pause mit Mittagessen, liefen wir später noch einmal durch die Stadt, bzw. hauptsächlich durch die Fußgängerzone. Etliche der Geschäfte waren leer, und die, die auf hatten, waren erschütternd spärlich und ärmlich bestückt. 

Abends gingen wir als Gruppe noch einmal in die Stadt und fanden ein sehr nettes Restaurant mit schmackhaftem Essen. Als Getränk gab es für mich eine Pina Colada, welche mir sehr gut schmeckte und mein Lieblingsgetränk in Kuba wurde. Da es aber immer später wurde, und der Rückweg zu unseren Casa Partikulares weit, nahmen wir uns zu zweit ein Fahrradtaxi. Das hatte schon was für sich, nachts durch die spärlich erleuchteten Gassen in einem bequemen Fahrradtaxis zu unserem "Hotel". Gute Nacht. 

 

 

7. Tag: 12.11.2022: Wanderung in der Sierra Maestra zur "Comandancia de la Plata"

Inzwischen hatten wir nun schon so viel über die Revolution in Cuba gehört, dass es Zeit wurde, noch etwas tiefer in die Geschichte einzudringen. An diesem Tag unternahmen wir daher eine Wanderung zur "Comandancia de la Plata". Dahin, wo sich Fidel Castro und Che Guevara mit den anderen Rebellen nach ihrer geheimen Rückkehr aus dem Exil in Mexiko nach Kuba, zurückzogen. Tief in den Bergen der Sierra Maestra entstand eine Kommandozentrale, die nie entdeckt wurde, und von wo aus dann die erfolgreiche Revolution startete. 

Wie tief in den Bergen und wie gut versteckt dieses Lager war, konnten wir am eigenen Leibe spüren. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich war, als ich nach der Wanderung wieder im Bus saß. Da es die Tage vorher wohl immer geregnet hatte, war der kleine schmale, steinige und steile Pfad rauf und runter in den Bergen voller Schlamm (meine Schuhe blieben zweimal darin stecken), kleineren und größeren Steinen und Felsbrocken, und zudem extrem rutschig. Dummerweise hatte ich meine Wanderstöcke nicht dabei und musste mich nun mit dünnen Ästen begnügen. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft, allerdings hatte ich mir dadurch die Innenseiten meiner Hände blutig aufgerieben. Das war zwar nicht so schön, aber dennoch das kleinere Übel. Dazu war es natürlich heiß und schwül. Für hin- und zurück brauchten wir gut vier Stunden, ohne große Pause. 

Die Comandancia selbst war sehr bescheiden, aber dennoch fragte ich mich, weshalb die Rebellen nie dort oben entdeckt wurden. Das Lager bestand aus einigen einfachen Holzbaracken, darunter noch die Original Hütte von Fidel Castro. Nur ein paar Meter weiter oben sollte es noch eine Radiostation geben. Die hatte ich mir aber gespart. Ich musste mich etwas ausruhen, denn nach kurzer Verschnaufpause hieß es schon wieder zurück.

 

Aber schon die Anfahrt zum Einstieg in den Pfad zur Comandancia war abenteuerlich. Es galt die mit 5 km lange und 750 Höhenmetern steilste Straße in Kuba hinaufzufahren. Ohne Allradantrieb käme da man überhaupt nicht rauf. An der "Alto de Naranjo" stiegen wir aus und machten uns für die Wanderung fertig. Wie gut, dass man am Anfang nicht weiß, wie es wird. Es gab keinen in der Gruppe, der ob des Weges nicht stöhnte. Besonders für kleinere Leute wie mich waren die teilweise sehr hohen Stufen oft ein Problem. Nach einem Kilometer erreichten wir das Casa de Medina von Bauern, die schon zu Castros Zeit von dem Rebellencamp wussten, es aber nie verrieten. Nach weiteren drei Kilometern die erste Hütte. Heute ein kleines Museum, war sie damals ein Hospital, in dem Che auch als Arzt, der er auch tatsächlich war, Kranke versorgte. Darin zu sehen war u.a. auch ein Sauerstoffgerät, welches Che selbst für seine Asthmaanfälle brauchte. Danach folgten ein Hubschrauberplatz, eine Grabstelle und etliche weitere Holzbaracken, incl. Plumpsklos. Alle gut unter Bäumen und Laub versteckt und getrennt voneinander. Besonders gut getarnt war die Hüte von Fidel Castro mit Kühlschrank und Bett. Der Kühlschrank war übrigens nicht für kühle Getränke, sondern zum Kühlen von Medikamenten gedacht. Zur ehemaligen 


Kommunikationszentrale hätte man noch ein kurzes Stück weiter steil hoch gehen müssen. Mir hatte es aber gereicht. Ich machte lieber eine kurze Pause. Das Wichtigste hatte ich ja gesehen. Kurz Fotos geschossen, dann machten wir uns schon wieder auf den Rückweg, der um keinen Deut besser war als der Hinweg. 

 

Am Bus wieder angekommen, war ich nur einfach froh, es hinter mich gebracht zu haben. Ich war total erledigt. Noch kurz die Schuhe wenigstens vom größten Dreck gesäubert, dann brachte uns der Bus zu einem Dorf, wo wir etwas zu Essen bekamen. Damit war jedoch der Tag noch nicht vorbei. Es folgten noch sechs Stunden Autofahrt, davon fünf wieder in völliger Dunkelheit. Und das bei den Straßen voller Löcher etc.. Später im Zimmer noch versucht die Schuhe mit einer kleinen Bürste wenigstens etwas sauber zu machen, dann geschafft ins Bett.

 

 

8. Tag: 13.11.2022: Mit Fahrradtaxis durch Camagüey, Fahrt ins Tal der Zuckermühlen und weiter nach Trinidad 

An diesem Tag fuhren wir bis zum Hotel abends in Trinidad mit dem Bus quer durch das Land, ohne dass es langweilig wurde. Es waren tolle Zwischenstopps in Camagüey, und später im Tal der Zuckermühlen mit seiner historischen Geschichte, eingeplant. Die Landschaft die wir dabei durchquerten war wunderschön. Besonders vom Valle de los Ingenios, dem Tal der Zuckermühlen, war ich einfach begeistert. Die Sklaven jedoch, die hier von Mitte des 18.Jh bis ins späteste 19 Jh. ausgebeutet wurden, empfanden das sicherlich nicht so. 

Für unsere Gruppe ging es an diesem Tag zuerst nach Camagüey. Camagüey wird auch als Labyrinthstadt bezeichnet, da sie aus lauter kleinen und verwinkelten Gassen und Plätzen besteht. Diesem Grundriss lag die Idee zugrunde, durch diese unüberschaubare Bauweise die damals häufigen Piratenangriffe zu erschweren. Wir nahmen daher, um uns nicht auch zu verirren, lieber ein Fahrrad-taxi, ein "Bicitaxi", mit dem wir uns bequem durch das historische Zentrum fahren ließen. Camagüey ist nach Havanna die zweitbeste restaurierte Stadt Kubas, und nicht umsonst Weltkulturerbe. 

Eine ganze Stunde ließen wir uns durch das Zentrum kutschieren. Besonders sehenswert waren die in unterschiedlichen Stilen erbauten Kirchen und die gut erhaltenen und in bunte Farben getauchte Kolonialhäuser. Zu Reichtum kam die Stadt durch den Zuckerrohr- und Tabakanbau. Im Anschluss an die Tour mit dem Fahrradtaxi konnten wir noch einmal zu den Stellen laufen, die uns vorher bei der Radtour besonders gut gefallen hatten. Was uns beim Bummeln durch Camagüey aber noch besonders auffiel, waren die vielen, teils mannshohe Tonkrüge. Sie gelten als das kulturelle Wahrzeichen der Stadt und wurden früher zum Auffangen des Regenwassers verwendet.  

 

Nach dem wir genügend die Stadtpaläste der Zuckerrohrbarone bewundert hatten, hieß es wieder in den Bus einsteigen. Und nur  


wenige Kilometer weiter, auf dem Weg nach Trinidad, erreichten wir das Valle de los Ingenios, das Tal der Zuckermühlen, übrigens auch Weltkulturerbe. Zur Blütezeit im Zuckerrohrtal gab es hier über 50 Mühlen. Besonders markant und berühmt ist dort der Turm von Manaca Iznaga (1816), benannt nach dem Besitzer des riesigen Landgutes und damals reichsten Mannes Kubas. Der 7-stöckige 50 m  


hohe Turm diente der Beaufsichtigung der Sklaven auf den Zuckerrohrfeldern, weshalb er auch Sklaventurm genannt wird. Neben dem Turm hing an einem Gerüst eine große schwere Glocke, mit der damals mit jeweils mehreren Glockenschlägen der Beginn und das Ende der Arbeitszeit für die Sklaven angekündet wurden. Natürlich kletterten wir die hohen Stufen bis zur Spitze des Turms hoch, von wo aus man eine phantastische Rundsicht hatte. 

Und weil eine Steigerung fast immer möglich ist, fuhren wir noch zu einem Viewpoint, dem Mirador Loma del Puerto, von dem aus wir einen noch schöneren Ausblick auf das Tal der Zuckermühlen hatten als vorher. Wir kamen zeitlich genau zum Sonnenuntergang an, so dass wir, stilecht mit einem Sundowner, einer Pina Colada in der Hand, die Sonne langsam hinter der Bergkette versinken sahen. Da es aber nach Sonnenuntergang immer schnell kühler wird, brachte uns unser Bus danach direkt nach Trinidad, wo wir übernachteten. In Trinidad selbst trennte sich die Gruppe, und jeder suchte sich ein Lokal, wo man zu Abend essen konnte. Nach einer ersten schnellen Besichtigung Trinidads, fanden wir zu zweit in der Altstadt ein kleines Restaurant, in dem wir bei kubanischer Livemusik eine ganz leckere Pizza aßen. Mein Gott, schmeckte die gut. Und weil alles so schön und gemütlich war, schnappten wir uns später ein Fahrradtaxi und ließen uns zu unserer Unterkunft radeln. Ein wunderschöner Tag ging zu Ende.  

 

 

9. Tag. 14.11.2022: Dieser Tag gehörte dem historischen Zentrum von Trinidad, sowie dem Strand "Playa Ancón".

Wie gut, dass wir uns inzwischen an Stromausfall gewöhnt hatten, denn schon beim Aufstehen blieben an diesem Tag wieder einmal alle Lampen dunkel. Und da mein Zimmer kein einziges Fenster hatte, ja, das gibt es auch, war es bei mir stockdunkel im Zimmer. Dank unseren Erfahrungen aber kein Problem. Umständlich war es dennoch. Nach dem Frühstück marschierten wir zu Fuß in die Innenstadt von Trinidad. Nicht zu verwechseln mit dem Inselstaat Trinidad und Tobago in der südlichen Karibik nahe Venezuela. Unser Trinidad (in der Provinz Sancti Spiritus) war eine Stadt im zentralen Kuba, welche für ihre koloniale Altstadt bekannt ist. Zudem ist sie seit 1988 UNESCO Weltkulturerbe. Nachdem sie in den vergangenen Jahrhunderten einen Ruf als Schmugglerstadt hatte, wurde sie später zu einer reichen und bedeutenden Zuckermetropole. Dazu beigetragen hatten der Sklavenhandel und der Tabakanbau. Der so erworbene Reichtum lockte damals natürlich viele Piraten an, aber Trinidad konnte sich ihrer erwehren. Erst mit dem Rückgang der Zuckerproduktion und dem Verbot des Sklavenhandels verlor die Stadt schließlich an Bedeutung. 

Die großen Gebäude und die Paläste der Zuckerbarone aus der Kolonialzeit waren zwar alle etwas heruntergekommen, strahlten aber dennoch Pracht und Würde aus, 


und die kleinen schmalen Gassen glänzten vor Sauberkeit. Wie überhaupt in Kuba, war alles immer extrem sauber. Wir hatten am Vormittag "frei", also kein Programm, daher machten wir zu zweit per Pferdekutsche eine Stadtrundfahrt. Ach, war das gemütlich und schön. Wenn wir aussteigen wollten, um etwas zu fotografieren, war das kein Problem. Unser Kutscher brachte uns überall hin, 

wo und was wir nur wollten. Es war einfach total entspannend. Mit etwas Wehmut stiegen wir daher später wieder aus. Wenn wir das aber alles zu Fuß hätten ab-


klappern müssen, wären wir ganz schön müde geworden. Zumal das Kopfsteinpflaster auf den Straßen krumm und schief war. So aber waren wir noch voller Tatendrang. Schnell ein Sandwich gegessen, beide noch ein kleines Souvenir gekauft, und etwas später mit unserem Bus und unserer Gruppe an den Strand gefahren. Vorher hatten wir noch direkt in der Innstadt einen Stand gefunden, an dem wir Briefmarken und Postkarten kaufen, und die geschriebenen und frankierten Postkarten auch gleich abgeben konnten. Was für ein Glück, dachten wir jedenfalls. Leider kamen die Karten nie an. Da hatte man uns erneut gelinkt. Genau wie mit der 

leeren CD. Mit den CDs hatte ich noch einmal so einen Reinfall. Engel sind die Kubaner also wahrscheinlich nicht gerade. Unser Bus brachte uns etwas weiter außerhalb der Stadt an einen richtig schönen weißen Sandstrand. Nämlich zum Strand "Playa Ancón", der mit als der schönste Strand auf Kuba gilt. Praktisch kein Mensch sonst dort. Schnell suchten wir uns einen Sonnenschirm mit zwei Liegen aus, und rein ging es in das klare, blaugrüne warme und dennoch erfrischende Wasser. Einfach herrlich. Nicht lange danach kam schon ein Kellner, der uns eine Pina Colada brachte. Gibt es etwas Schöneres, als mit einer Pina Colada am Strand dem Rauschen der Wellen der Karibik zu lauschen? 


Nach fast vier Stunden Strandleben mussten wir uns dann aber doch davon trennen, und es ging zurück in unser Hotel. Dort auf der Dachteresse des Hotels zu Abend gegessen, dann jeder in sein Zimmer. Und, natürlich war wieder Stromausfall. Erst gegen Mitternacht ging das Licht wieder an.

 

 

10. Tag: 15.11.2022: Im Park Guanayara am Rio Melodioso und Fahrt über den Stausee Hanabanilla

Es gibt tatsächlich noch eine Steigerung beim Stromausfall. Nämlich, wenn dadurch auch die Klimaanlage ausfällt. Schon die beiden Abende vorher, und nun auch noch nachts. Mein Zimmer hatte ja kein Fenster, und daher ließ ich die Klimaanlage, sobald wieder Strom da war, auf einer unteren Stufe laufen. Aber nun fiel die Klimaanlage schon wieder um ca. drei Uhr morgens aus, und ich kam fast um vor Hitze. Sonst hatte ich immer ein Fenster offen. Aber nun wurde es immer wärmer und heißer im Zimmer. Ich stand daher schon ganz frühmorgens auf, machte mich fertig, packte meine Reisetasche und ging zur frühestmöglichen Zeit zum Frühstück. Immer mein wichtigstes Reiseutensil, meine Stirn- oder Zeltlampe, in Reichweite. Was hätte ich nur ohne sie gemacht. 

Aber dann war alles schnell wieder vergessen, denn es folgte eine Fahrt in den paradiesischen NP Topes de Collantes. Er soll eines der sehenswertesten Naturreservate Kubas sein und ist nur knapp 20 km von Trinidad entfernt. Der Naturpark liegt in der Sierra Escambray, die die zweithöchste Bergkette Kubas ist. Hier wollten wir eine Wanderung im Parque Guanayara entlang des Rio Melodioso machen. Allerdings fühlten sich fünf Personen, mich eingeschlossen, nicht ganz wohl, so dass wir auf die Wanderung verzichteten, und uns lieber etwas schonten. Da aber ja nicht alle krank waren, fuhren wir zum Ausgangspunkt der Wanderung. Der Weg dahin war eine echte Herausforderung für unseren Busfahrer. Steiler und kurviger ging kaum. Unser Bus musste immer wieder stehen bleiben und einen anderen Berggang trotz 3x4 Fahrzeug einlegen. Manchmal hatten wir sogar  das Gefühl, schieben zu müssen. Aber irgendwann war es geschafft. Am Informationzentrum stiegen wir alle in einen russischen Lastwagen um. Hinten auf die Ladefläche sitzend ging es weiter hoch. Vorbei an großen Felsbrocken, riesigen Löchern, und immer wieder freilaufende Ziegen, Esel, Pferde und Rinder auf der Straße. Da brauchte es Geduld, bis diese wieder auf die Seite gingen.


Am Parkplatz angekommen, stiegen die Wanderfreudigen aus, wir "Kranken" fuhren den selben Weg wieder mit dem LKW zurück. Aber dann konnten wir uns entspannen. Dort, wo die Wanderer wieder zurück kommen mussten, konnten wir in einer wunderschönen Umgebung auf sie warten. Das war auch mal schön.


Später, als alle wieder zusammen waren, aßen wir etwas, und auf dem weiteren Weg zu unserer nächsten Unterkunft, wechselten wir vom Auto zum Motorboot über. Wir überquerten damit den großen Hanabanilla-Stausee, welcher 30 km lang und bis zu 600 m tief ist. Umgeben war er von einer wirklich eindrucksvollen Naturlandschaft. Das Wetter war schön, es gab keine Wellen und somit verlief die Überfahrt reibungslos. Am späteren Nachmittag erreichten wir schließlich unser Hotel, welches direkt am Stausee lag. Es war ein etwas heruntergekommener riesengroßer Hotelkomplex. Das Abendessen fand in einem großen Raum, der einer kahlen Fabrik-kantine glich, statt. Trotzdem gut gesättigt, verschwand nachher jeder relativ schnell in seinem Zimmer. 

 

 

11. Tag: 16.11.2022: Zum Ort des entscheidenden Sieges der Revolution und zum UNESCO Weltkulturerbe Cienfuego.

Che + Tochter.
Che + Tochter.

Inzwischen waren wir schon an vielen wichtigen Orten der Revolution in Kuba. Aber heute kamen wir an den Ort, an dem die Revolution ihren entscheidenden Sieg errang. Nämlich nach Santa Clara. Ohne Che Guevara wäre dieser Sieg nicht möglich gewesen. Hier erzielte er seinen größten militärischen Erfolg. Im Dezember 1958 brachte er einen gepanzerten Zug der Regierungsarmee unter die Kontrolle der Rebellen. Nach zwei Tagen heftiger Kämpfe eroberten sie danach auch die Stadt selbst. Damit war der Weg für eine siegreiche Revolution geebnet. Aufgrund dieser militärischen Leistung wurde und ist Che Guevara der gefeierte Held. Ihm zu Ehren wurde hier in Santa Clara ein Denkmal, ein Mausoleum und ein Museum errichtet. Und getreu dem sozialistischen

Personenkult, ist er in Kuba, und hier in Santa Clara, wirklich überall als Statue (s. Bild mit seiner Tochter) oder zumindest als Foto präsent. Erstes Ziel in Santa Clara war daher folgerichtig die Stelle, wo der gepanzerte Zug entgleiste und damit erobert werden konnte. Vier der Original Waggons standen immer noch an Ort und Stelle und konnten besichtigt werden. Kurz darauf ging es weiter, und wir besuchten im Anschluss das Memorial, in dem Che Guevaras sterbliche Überreste, und die seiner engsten Mitkämpfer, beigesetzt wurden. Die Gebeine von Che wurden 1997 von Bolivien aus, wo er 1967 erschossen wurde, nach Kuba überführt. Das angeschlossene Museum zeigte Ausrüstungsgegenstände aus dem Privatbesitz Che's. Darunter auch Urkunden seines Medizinstudiums und Fotos aus seiner Jugend.


Vor dem Memorial stand eine sechs Meter hohe Bronzestatue von ihm, die man allerdings nicht fotografieren durfte. Ebenso, war es verboten, Fotos der Ausstellung zu machen. Da ich noch einmal ganz alleine durch die Ausstellung lief, hängte sich die Aufseherin an meine Fersen, und passte genau auf, dass ich nichts anrührte oder Fotos schoss.

Wir liefen viel in der Stadt herum und erfreuten uns an der lebendigen und durch und durch jungen Universitätsstadt. Besonders angetan hatte es uns der große und schöne Platz Vidal, der von Straßencafes und Bars eingefasst war. Nachdem wir das alles mit großem Interesse besichtigt hatten, fuhren wir weiter, nach Cienfuegos. Sie ist die schachbrettartig angelegte kleinste Provinz Kubas. Und wie fast alle kubanischen Hauptstädte besitzt Cienfuegos eine Festung. Mich aber interessierte vor allem das kostbar dekorierte Theaterhaus in der Altstadt, das Teatro Tomas Terry.  Während wir den wunderschön ausgestatteten Theater-saal, bewunderten, konnte ich mir sehr gut die Auftritte vieler berühmter Künstler, wie z. B. Enrico Caruso und Anna Pavlova, in diesem Raum vorstellen.

Leider blieb auch hier nicht viel Zeit, denn schon lockte die nächste Sehenswürdigkeit, nämlich in der Nähe des Hafens, der Palacio de Valle. Ein Bau von 1917, der trotz, oder gerade wegen seiner unterschiedlichen Baustile wie maurisch, gotisch, indisch und venezianischen einen wunderschönen orientalischen anmutenden Eindruck machte. Staunend bis zur Dachterrasse hoch gestiegen, und von dort oben einen grandiosen Blick über Cienfuegos und den Hafen genossen. Inzwischen ging aber bald die Sonne unter, und wir wollten doch mit einem Schiff dem 


Sonnenuntergang entgegen fahren. Also schnell zum Hafen, dort in ein Ausflugsschiff geklettert, und schon tukkerte es los. Eine Stunde später, nach dem die Sonne im Meer versunken war, brachte uns unser Bus zu unseren verschiedenen Casa Particulares, die alle weit auseinander lagen. Kurz frisch 


gemacht, und dann fast alle gemeinsam in die Stadt, auf der Suche nach einem Esslokal. Tja, und da kam schon wieder eine Stromsperre dazwischen. Jeder hatte aber seine Stirnlampe dabei, und mit Hilfe von Passanten, fanden wir ein Lokal. Es schmeckte dort alles vorzüglich, und bei Kerzenlicht genossen wir das leckere Essen. Aber der Heimweg. Oh je, was hatten wir uns da verlaufen. Die wenigen Leute auf den Straßen konnten alle keinen Stadtplan lesen. Wir liefen also lange lange irrend herum, und wenn wir jemanden fragten, wurden wir von einer falschen Straße in die nächste falsche Straße geschickt. Und das alles bei völliger Dunkelheit, nur mit unseren Stirnlampen ausgerüstet. Für einen Weg von ca. 15 MIn. brauchten wir über eine Stunde. Aber Ende gut alles gut, zum Schluss hat es geklappt. Jeder fand doch noch sein "Haus", sein Bett.

 

 

12. Tag; 17.11.2022:  Fahrt in das Vinales-Tal und Besuch eines kleinen Kunstgewerbemarktes in Vinales.

Heute war der längste Fahrtag unserer Reise. Ganze sechs Stunden, ohne Pausenzeit, fuhren wir bis zum Vinales-Tal. Wobei es jedoch eine ziemlich entspannte Busfahrt auf meist geteerten Straßen war. Die Landschaft, durch die wir fuhren war flach, mit überwiegend Getreide- und Gemüseanbau. Später kamen wir durch Pinar del Rio, mit seinen Tabakplantagen, von wo einige der besten Zigarrensorten der Welt herkommen. Unser Ziel  war aber der Parc Nacional de Vinales mit dem gleichnamigen Tal und dessen markanten Kegelkarstfelsen. Es gilt als eine der schönsten landschaftlichen Gegenden Kubas und ist als UNESCO Weltkulturerbe geschützt. Allerdings hatte gerade dort vor nicht einmal zwei Monaten der Hurrikan "Ian" getobt und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Im Vorbeifahren sahen wir noch nicht viel davon, erst am nächsten Tag konnten wir uns selbst von den Auswirkungen des Hurrikans überzeugen.

Während der langen Busfahrt machten wir zweimal eine kurze Pause, aßen etwas, und etwas 


später erreichten wir unser Unterkünfte, die diesmal weit auseinander lagen. Wir beiden hatten es jedoch extrem gut getroffen. Unsere beiden Zimmer lagen nebeneinander, mit einer gemeinsamen Veranda davor. Ein Tisch und zwei Stühle darauf luden außerdem zum Entspannen ein. Was wir auch taten. Mit Keksen und Tee genossen wir eine Weile das einmal Nichtstun. Aber bald darauf packte es uns schon wieder, und wir liefen zu Fuß in die kleine Innenstadt, deren Hauptstraße wie überall, von farbenfrohen einfachen Holzhäusern aus der Kolonialzeit gesäumt war.

Es war richtig entspannend dort entlang zu bummeln, und alles anzuschauen. Hauptsächlich gab es Souvenirläden, Bars oder Lokale, wo es auch Kleinigkeiten zu essen gab. Da es inzwischen dazu Zeit war, suchten wir uns eines aus, und hatten wohl einen Glücksgriff getan, denn das Essen war ganz lecker. Davor bummelten wir noch über einen kleinen Kunsthandwerkermarkt und erstanden ein paar Souvenirs. Zum Abschluss des Abends lauschten wir einem Live-Auftritt eines Trios mit kubanischer Musik. Und mit dieser musikalischen Einlage war dann auch unser Tag zu Ende. Ohne Umwege oder Verirren, und ohne Stromsperre, fanden wir zurück in unsere Zimmer, und bald darauf in unsere Betten. 

 

 

13. Tag: 18.11.2022: Am Strand von Cayo Jutias - Felsenfresko im Tal Vinales - Bootsfahrt in der Cueva del Indio.

An diesem Tag stand ursprünglich ein Besuch der Korallen Insel Cayo Levia an, aber der Hurrikan hatte dort so gewütet, dass wir an die Cayo Jutias ausweichen mussten. Aber was heißt hier ausweichen, das klingt abwertend. Uns erwarteten am frühen Morgen auf der einsamen Insel Cayo Jutias, die über einen Damm vom Festland aus zu erreichen war, drei Kilometer traumhafter weißer feiner Sand und Einsamkeit. Zum Baden war es zwar zu kalt, da ein extrem starker Wind wehte, aber rumlaufen, die Gegend erkunden und Krabben beobachten war genauso schön. Total entspannt von einer Liege aus schauten wir daher zum Schuss noch auf die See mit ihren verschiedenen Farben, bis hin zu türkisfarbenem Wasser. 


Einfach wunderschön. Nicht umsonst soll dieser Strandabschnitt zu den schönsten Stränden Kubas gehören. Nach einem Essen mit Fischspezialitäten im dortigen Strandrestaurant, machten wir uns nach ein paar Stunden aber doch wieder auf und fuhren auf einer furchtbar ramponierten Straße in die für mich schönste Land-


schaft Kubas, in das "Valle de Vinales". Es ist so schön, dass es sogar als UNESCO Weltkulturerbe eingestuft wurde. Aber gerade hier hatte der kürzliche Hurrikan Ian gewütet, und auf der Fahrt dorthin sahen wir immer wieder zerstörte Hütten, Häuser und große Schneisen im Regenwald. Was mir aber extrem imponierte, war, dass die Bewohner mit einem Fleiß sondergleichen schon wieder am Aufräumen und Instandsetzen der zerstörten Wohnhäuser und der Hallen zur Trocknung der Tabakblätter waren. 

Zuallererst steuerten wir den NP de Vinales an. Und schon von Weitem sah man sie, die "Mogotes", die Karstberge, die dieses Tal prägten. Lauter kleine und größere runde bizarre Felsformationen, die inmitten von dichtem Grün und einzelnen Feldern mit roter Erde aufragten. Dazwischen Tabakfelder und ver-steckte kleine Bauernhöfe mit ihren mit Palmenblättern bedeckten Dächern. Als wir tiefer in diese Traum-landschaft eindrangen, tauchte vor uns eine riesige Felswand auf, die mit einem überdimensionalen Gemälde gestaltet war. Das gigantische Freiluftkunstwerk von 1961 zeigte prähistorische Motive i

bunten leuchtenden Farben. Motiv war die menschliche Evolutionsgeschichte. Das "Gemälde" gehört zu den größten Freiluft-kunstwerken der Welt. Nach staunender Betrachtung aber lockte schon wieder eine neue Attraktion, die dem Gemälde in nichts 

nachstand. Wir besichtigten die Cueva del Indio, eine große Karsthöhle. Nach einem kurzen Fußweg durch die Höhle mit ihren phantastischen Stalaktiten und Stalagmiten, setzten wir die Erkundung der Höhle mit einem Boot auf einem unterirdischen Fluss fort. Tief beeindruckt tauchten wir im Anschluss darauf 


aus der kalten und feuchten Höhlenwelt wieder in die Oberwelt auf, die uns mit ihrem Tropenklima erwartete. Nach all den Superlativen heute, ging es dann zurück in unsere Unterkünfte. So viel Schönes braucht etwas Zeit, um zu sacken. Daher im Zimmer etwas rumgewurstelt, und dann in die Stadt zum Abendessen gegangen. Ein wunderschöner erlebnisreicher Tag war zu Ende.

 

 

14. Tag: 19.11.2022: Wanderung durch das Valle de Vinales mit Besuch einer Tabakpflanzung - Fahrt nach Havanna

Hatten wir am Tag vorher die Highlights im Valle de Vinales bestaunt, machten wir uns heute zu einer dreistündigen Wanderung durch das Tal selbst auf. Direkt von unseren Unterkünften aus marschierten wir zu Fuß los, um kurz danach von einem einheimischen Guide durch das Tal geführt zu werden. Während wir auf Trampelpfaden durch die Felder liefen, erfuhren wir von ihm viel über die dort noch gelebte historische Landwirtschaftskultur. So werden die Felder noch wie vor Jahrhunderten bestellt. Typisch dabei sind die mühsam von Zebu-Ochsen gezogenen Holzpflüge und Fuhrwerke, welche übrigens hier das Transportmittel der Wahl sind. Außerdem gibt es auch ca. 20 endemische Pflanzenarten, wie z.B. der seit  300 Millionen Jahren fast unveränderte Palmfarn. Der 

Boden ist sehr fruchtbar, und auf den charakteristisch roten Feldern gedeihen Mais, Banane, die kartoffelartigen Malangas, Kaffee und Tabak. Die kleinen Bauernhöfe, die mit 


Palmblättern gedeckt waren, fügten  sich harmonisch in die  Landschaft ein, so dass das gesamten Tal eine unglaubliche Ruhe ausstrahlte, wie es so zwischen den grün bewachsenen


kegelförmigen und bis zu 400 m hohen Karstbergen (Mogoten) lag. Es ist daher kein Wunder, dass diese fast märchenhafte Landschaft 1999 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Aber es ist der Tabakanbau, der das Tal, neben seiner Schönheit, so bekannt machte. Beim Besuch eines Tabakbauern erfuhren wir, dass der weltberühmte Tabak aus Kuba hier im Tal de Vinales dank des ungewöhnlichen Klimas und der kesselartigen Lage zwischen den Mogoten, ideale Bedingungen findet. Daher wird hier seit dem 18. Jh. Tabak angepflanzt, die Blätter einzeln per Hand geerntet, danach einzeln zum Trocknen in einer großen luftigen Halle getrocknet und später manuell zur Zigarre gerollt. Und es gibt extra "Tabakpflanzenschulen", ähnlich den unsrigen Baumschulen, in der dann die Setzlinge gezogen und später einzeln eingepflanzt werden. 

So schön und friedlich das aber alles klang, es herrscht nicht immer Idylle pur vor, wie der letzte Hurrikan vor 1 ½ Monaten drastisch zeigte, der hier über das Land fegte. Wir sahen viele eingedrückte und abgedeckte Häuser, völlig zerstörte Tabakhallen, wo die Tabakblätter zum Trocknen aufgehängt wurden, und umgefallene Bäume. Es muss ein unvorstellbares Chaos geherrscht haben. Was wir aber auch sahen, waren die vielen Arbeiten und der Fleiß, mit dem die Schäden repariert und Dächer neu gedeckt wurden. Dazu gibt es zwar eine geringe finanzielle Hilfe vom Staat, aber die Materialien müssen von den Bauern selbst besorgt werden. 

Inzwischen war es schon weit über Mittag, so dass wir Abschied nehmen mussten von diesem "Paradies", und zu einer knapp 4-stündigen Busfahrt aufbrachen, die uns nach Havanna brachte. Vorher genossen wir jedoch noch von einem Hotel aus, wo wir auch zu Mittag aßen, die wohl bekannteste Aussicht auf das Valle de Vinales. Am frühen Abend trafen wir schließlich in Havanna ein, unserer letzten Station auf dieser Reise. Kurz unsere Casas aufgesucht, nur, um eine halbe Stunde später fast als ganze Gruppe sich auf die Suche nach einem 


Restaurant zu machen. Und wie es so ist, viele Leute bedeuten auch viele Meinungen. Aber schließlich einigten wir uns auf ein wirkliches gutes Lokal, wo wir alle sehr lecker aßen. Der Weg zurück zu unseren Unterkünften war jedoch nicht so einfach zu finden, zumal es in Strömen regnete und es ein sehr langer Rückweg wurde. Aber Ende gut, alles gut. Am letzten gemeinsamen Abend war die Stimmung hervorragend und jeder sank später zufrieden in sein Bett. Voller Vorfreude auf Havanna.

 

 

15. Tag: 20.11.2022: Ein Tag in Havanna, eine der ältesten und zugleich faszinierendsten Metropolen der Neuen Welt.

An Havanna kommt wohl kaum ein Besucher von Kuba vorbei. Die "Perle der Karibik", wie sie auch genannt wird, kennt jeder, zumindest dem Namen nach. An diesem, unseren offiziell letzten vollen Tag in Kuba, erlagen auch wir dem Charme dieser Stadt. Havanna lebt heute noch von der Architektur der spanischen Kolonialzeit. Im 16. Jh. gegründet, entwickelte sich die Stadt damals schon bald zum Dreh- und Angelpunkt des Handels zwischen der Alten und der Neuen Welt.

Repräsentative Paläste und barocke Kirchen in Pastellfarben zeugen noch heute davon. Obwohl besonders in der Innenstadt vorbildlich restauriert, macht aber u.a. auch der Verfall der Bauten hinter diesen Vorzeigebauten den morbide Charme, den besonderen Reiz dieser Stadt aus. 

 

Mein erster Eindruck von Havanna war, als ob die Stadt vor Musik beben würde. Aus jedem Lokal, auf jeder Straße spielten kleine Musikbands, Leute blieben stehen und hörten kurz zu, machten Fotos, oder sogar ein paar Tanzschritte. Dazu gab es viele schöne Schatten-spendende Parks, traumhafte alte Stadthäuser, und auf den Straßen und engen Gassen dazwischen fuhren die liebevoll gepflegten Oldtimer und Fahrradtaxis. Und in den Straßen und Gassen tummelten sich Menschen aller Hautfarben. Alles 


sprudelte voller Lebensfreude. Zuerst zog es uns natürlichen in die La Habana Vieja, die historische Altstadt, die 1982 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, und seitdem saniert wird. Besonders bewunderten wir die dortigen historischen Plätze und Gebäude. So gilt der Plaza de la Catedral mit der zu Beginn des 19. Jh. errichteten Bischofskirche, als einer der schönsten Plätze der Altstadt, wohingegen der Plaza de Armas einer der ältesten Plätze Havannas ist. Mich beeindruckte auch das Convento de San 

Francisco de Asis an der Plaza de San Francisco de Asis, welches wie eine Verteidigungsanlage aussah. Natürlich liefen wir auch durch die


Calle Obispo, die eine der schönsten und beliebtesten Straßen der Altstadt ist. Dabei besuchten wir auch zwei Lieblingsbars von Ernest Hemingway und probierten seinen Lieblingsdrink, einen Mojito. Was mir auch auffiel, waren die vielen Lebensgroßen Bronzefiguren von Künstlern, örtlichen Berühmtheiten und Personen der Geschichte. 

Im Anschluss an die Altstadt fuhren wir zur Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro, welche gegen Ende des 16. Jh aus 


Korallengestein zum Schutz des Hafens der Stadt errichtet wurde. Heute ist sie das Wahrzeichen von Havanna. Und dann, dann fuhren wir zwei Stunden lang, mit offenem Verdeck und lauter Musik, mit Oldtimern durch die Stadt. Ein unvergesslicher Moment. Zum Abschluss des erlebnisreichen Tages noch ein Besuch des Platzes der Revolution, dann war der vollbepackte Tag zu Ende. 

Wie arm die Bewohner von Kuba sind, wurde einem selbst in Havanna bewusst. Es gab einfach nichts zu kaufen. Für Touristen schon, denn die zahlen mit Devisen, die Einheimischen haben aber keine Möglichkeiten. Besonders Hygieneartikel wie Seife, alle Arten von Creme, aber auch Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol fehlten. Vorsorglich hatten wir daher einiges davon von zu Hause mitgebracht und als Gastgeschenke an einige Personen verteilt.

 

 

16. Tag: 21.11.2022: Besuch des Sozialprojektes Muraleandro - Besichtigung des Havanna Clubs - Rückflug nach D.

Dass die Stadt Havanna viel Wert auf die schönen Künste und Kultur legt, sahen wir am vergangenen Tag überall, an jeder Ecke, aber heute besuchten wir ein großes Sozialprojekt, das Sozialprojekt Muraleandro. Aus einem früheren riesengroßem Wasserbehälter, der völlig mit Müll gefüllt war, wurde durch gemeinsame Arbeit eines ganzen Viertels ein Zentrum für Kinder und Jugendliche. Gemeinsam mit Künstlern verzierten sie die Mauern und brachten so den Anwohnern des armen Stadtviertels die Wandmalerei bei. Unser Führer durch das Projekt sprach perfekt Englisch und sein Enthuiasmus für dieses Projekt spürte man aus all seinen Worten heraus. Aus allen erdenklichen Materialien wurden hier einzigartige Kunstwerke geschaffen, die mal politische Bedeutung hatten, mal einfach nur Kunst waren und sind. Zur Verabschiedung spielte eine kleine kubanische Musikband.

Anschließend fuhren wir zum Hafen, wo in einer Halle lauter kleine Stände, die Souvenirs anboten, aufgereiht waren. Die letzte Gelegenheit noch etwaige Mitbringsel zu erstehen. Und wer danach immer noch keine hatte, bekam eine allerletzte Chance im Rum Museum, im Havanna Club. Havanna Club ist eine Marke, das Original für kubanischen Rum. Neben den Havanna Zigarren ist Rum der große Export Schlager Kubas. Wir erfuhren etwas über den Prozess der 


Herstellung vom frisch geschnittenen Zuckerrohr bis hin zum fertigen Genuss-. mittel. Natürlich mussten wir auch verschiedene Sorten probieren, so dass wir beschwingt später wieder in unseren Bus einstiegen. Einige der Gruppe blieben danach noch in der Stadt, zu zweit wollten wir jedoch bis zur Abfahrt zum Flughafen lieber noch einmal auf der berühmten Strandpromenade, auf dem 


Malecón, promenieren, was sich allerdings etwas schwierig gestaltete, denn inzwischen war die Flut gekommen und die Brecher klatschten weit hinter der Brüstung voll auf den Fußweg. Mit Laufen auf der Promenade war daher nichts. Schön war es trotzdem. Danach zu Fuß in unsere Unterkunft, wo wir 


duschten und unsere Sachen für den Flug nach Deutschland richteten. Pünktlich um 17:30 Uhr holte uns schließlich unser Bus ab und fuhr uns zum Flughafen. Tja, leider hatte uns aber unsere Reiseleiterin am falschen Terminal abgeladen. Da war guter Rat teuer, für die meisten wirklich teuer, denn sie mussten sich ein Taxi nehmen, um zum drei Kilometer entfernten richtigen Terminal zu kommen. Wir beide hatten Glück und fanden eine deutschsprachige Reisegruppe, die uns dorthin mitnahm. Von nun an lief alles wie üblich bei einem Abflug. Warten, Kontrolle, warten, und dann endlich der Flug. 

 

 

17. Tag: 22.11.2022: Ankunft in Deutschland

Alles lief gut während des Fluges. An Schlaf war zwar wieder nicht zu denken, aber das war ich gewohnt. Und nach knapp zehn Stunden ruhigen Fluges landeten wir sicher in Frankfurt. Wie immer nach solch einer Reise verabschiedeten wir uns hastig am Gebäckband voneinander, und jeder versuchte noch seinen Zug zu erreichen. Meiner kam diesmal pünktlich, und pünktlich erreichte ich später meinen Wohnort. Eine sehr interessante und wunderschöne Reise war zu Ende gegangen.