Im Land der Kirschblüte - Japan

19 Tage zwischen uralter Tradition und futuristischer Moderne und von Weltkulturerbe zu Weltkulturerbe (April 2018)

 

Meine Vorstellungen von Japan waren bislang von Reise-beschreibungen, Berichten in Medien sowie aus Büchern und Filmen geprägt. Erlebt hatte ich ein Land der Gegensätze, mit einer unvergleichlichen Mischung aus Tradition und Moderne. Mit historischen Tempelanlagen und Weltmetropolen mit riesigen modernsten Wolkenkratzern und Leuchtreklamen. Dessen Bewohner extrem diszipliniert waren, immer höflich und ruhig blieben, nicht drängelten, sich stets in Schlange anstellten und einen tief verwurzelten Sinn für Ästhetik besaßen.

In der Tat ist Japan ein ganz besonderes Reiseland. Ein Land, welches sich trotz Verwestlichung seine Identität bewahrt hat. Es ist voller Buddhistischer Tempel und Shintoistischer Schreine, symbolbehafteter idyllischer Gartenanlagen, dem Schneebedeckten Vulkan Fuji, den traditionellen Unterkünften mit Papierbespannungen an Wänden und Schiebetüren, sowie mit Tatami-Matten ausgelegten Räumen. Dem Wellness auf japanisch im Onsen und im heißen Sand, dem japanischen Essen mit rohem Fisch und Fleisch, und natürlich der berühmten Kirschblüte. Aber auch ein Land der traumatischen atomaren Katastrophen von 1945.

 

Ich konnte und durfte all das auf meiner Reise durch Japan sehen und erleben. Dabei kamen das Rad, die Wanderschuhe und fast nur öffentliche Verkehrsmittel zum Einsatz. Viele Strecken wurden auch mit dem berühmten Hochgeschwindigkeitszug, dem Shinkansen, zurückgelegt. Zusammengefaßt lässt sich daher sagen, es war durch und durch eine wunderschöne Reise ohne Wenn und Aber. Nicht wenig hat dazu die nette Reisegruppe beigetragen, mit der ich all dies zusammen erlebte. Organisiert wurde die Reise von der Reiseagentur  World Insight. Die  Reiseleitung hatte Japankenner Felix B., ohne dessen Persönlichkeit und Kenntnisse von Land und Kultur diese Reise bestimmt nicht so schön geworden wäre. 

 

 

 1. Tag (So., 08.04.18) Anreise: Flug Frankfurt a. Main - Osaka / Japan

Wie bei jeder Fernreise steht vor dem Ankommen am Reiseziel erst ein langer Flug an. Diesmal waren es von Frankfurt am Main bis Osaka/Japan, mit einmal Umsteigen in Peking und Verspätung, knapp 17 Stunden. Aber auch die vergehen relativ schnell, wenn man nette Sitznachbarn hat und das Bordprogramm und das Essen einigermaßen gut sind. Was der Fall war. Am Vorabend vor dem 


Abflug übernachtete ich in Frankfurt, da es zeitlich sonst nicht gereicht hätte. Im Nachhinein fand ich das sogar richtig entspannend, denn der sonst übliche sorgenvolle Blick auf die Uhr, ob der Zug zum Flughafen auch pünktlich ist, fiel dadurch weg. 

 

Am Abflugtag selbst war bereits drei Stunden vorher an den Check-in-Schaltern dichtes Gedränge. Auch beim Sicherheitscheck galt es ruhig zu bleiben, trotz der langen Schlangen. Wie sich später herausstellte, war am Vortag ein Flug, obzwar schon startbereit, wegen Sand im Triebwerk abgesagt worden. Die Passagiere mussten wieder aussteigen und sich einen anderen Flug suchen. Natürlich war deshalb auch mein Flug bis auf den letzten Platz besetzt. Bei der Zwischenlandung in Peking galt es wieder Nerven zu behalten, denn, obwohl wir ja nur Transfer- Passagiere waren, mussten wir erneut die ganzen strengen Sicherheitskontrollen durchlaufen. Bei mir hatten sie es auf meinen Rucksack abgesehen. Fünfmal musste ich damit durch den Scanner, ohne dass etwas gefunden wurde. Entnervt gab es der Beamte schließlich auf. Der Anschlussflug später verlief mit 45 Minuten Verspätung reibungslos. 

 

Route (World Insight)
Route (World Insight)

2. Tag (Mo., 09.04.18) Ankunft in Osaka - Geldumtausch - Busfahrt nach Kyoto

Mit etwas Verspätung landeten wir mittags (Ortszeit, 7 Stunden voraus) schließlich in Osaka. Bereits der Landeanflug war wahrhaftig spektakulär. Erst dachte ich fast, dass wir eine Wasserlandung machen würden, aber je tiefer wir kamen desto mehr entpuppte sich die Landepiste als eine extra aufgeschüttete Insel im Meer. Diese "Insellandebahn" war 1994 eingeweiht worden und ist mit dem Festland durch eine zweistöckige Brücke für Bahn- und Busverkehr verbunden. Nach der Landung hieß es wieder einmal durch strengste Einreisekontrolle hindurch, bei der sogar zweimal ein Drogenhund an allen Koffern schnupperte. Dann trudelten nach und nach alle Teilnehmer dieser Reise unter dem World Insight Schild, welches unser Reiseleiter weit sichtbar am Ausgang hochhielt, ein. Die Reise konnte beginnen.

Nach Geldumtausch noch im Flughafen, schleppten wir unser Gepäck nach draußen vor die Ankunftshalle zur Busstation. Und dort lernten wir schnell die erste Lektion für unser künftiges Verhalten in Japan. Immer brav an der markierten Stelle in einer Reihe anstellen und ja nicht drängeln. O.k., das war nicht schwer, das konnte man sich merken. Also weiter. Weiter ging es mit dem öffentlichen Bus nach Kyoto. Gottseidank erwischten wir alle einen Sitzplatz, denn langsam kam Müdigkeit auf. Immerhin waren wir alle inzwischen schon mindestens 25 Stunden auf den Beinen. Aber dagegen half eventuell ein Blick aus dem Bus. Zwar kam uns alles chinesisch vor, ach, das war ja natürlich japanisch, nur lesen konnten wir trotzdem nichts. Obwohl, am Flughafen, im Bus und überhaupt, stand unter wichtigen Sachen immer auch ein kurzer englischer Text.

 

Nach zweistündiger Busfahrt und einem kurzen Stück zu Fuß mit Gepäck, erreichten wir schließlich unser Hotel, in dem wir unsere ersten vier Nächte in Japan, in Kyoto, verbrachten. Das Zimmer erschien mir für unsere Verhältnisse sehr klein, aber bedenkt man die hohen Bodenpreise generell in Japan, wird das verständlich. Was aber sofort beim Betreten des Zimmers auffiel, waren die Pantoffel. In Japan gilt, dass im Haus die Schuhe ausgezogen und nur mit Pantoffeln rumgelaufen wird. Und wenn man zu Toilette geht, werden diese Pantoffel aus- und spezielle Toilettenpantoffel angezogen. Nach dem Verlassen der Toilette müssen die WC-Pantoffel wieder aus- und die Hauspantoffel erneut angezogen werden. Ob wir das die ganze Reise hindurch durchhalten würden? Der Wille dazu war jedenfalls da.

 


Kurz darauf trafen wir uns alle in der Hotellobby, und Felix, unser Guide, zeigte uns, wo wir in der Umgebung in einem Konbini (kleiner Supermarkt, der rund um die Uhr geöffnet hat) etwas zu essen und trinken kaufen konnten, und, wo und wie man in Japan mit der U-Bahn fährt. Nach dieser Kurzeinführung teilte sich die Gruppe. Zu zweit liefen wir am Hauptbahnhof durch die unterirdischen Markthallen mit den kleinen Ständen, die Gemüse, Süßigkeiten und Bento-Boxen anboten. Eine Bento-Box ist eine Lunchbox mit verschiedenen fertigen Gerichten, die man kalt oder auch warm essen kann. Deshalb steht in den Geschäften meist eine Mikrowelle, in der das Gericht warm gemacht werden kann. Wir aßen aber diesmal doch noch lieber etwas an einem Imbißstand mit Stäbchen und fühlten uns dabei fast wie echte Japaner.

 

Inzwischen war es dunkel geworden, und auf dem Rückweg zum Hotel hatten wir dadurch etwas die Orientierung verloren. Aber ein erster Test, ob die Japaner wirklich so freundlich wären, und ein junger Mann, der zwar kein Englisch verstand, dem wir aber unseren Stadtplan mit dem eingezeichneten Hotel zeigten, brachte uns auf den richtigen Weg. Test bestanden - Japaner sind sehr hilfsbereit. Im Hotel dann noch einige Sachen gerichtet und kurz darauf todmüde um 22 Uhr, nach insges. 35 Stunden Wachsein, ins Bett. Die erste Nacht in Japan lag vor mir.

 

 

3. Tag (Di., 10.04.18) Radtour durch Kyoto zu Tempeln und Zen-Gärten

Was hatte ich nicht gut geschlafen. Wenn in der Nacht ein Erdbeben gekommen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht bemerkt, so fest hatte mich Morpheus in seinen Armen gehalten. Also warf ich voller Tatendrang einen Blick in das Programm. Heute sollte es per Rad durch Kyoto gehen. Kyoto gehört mit seiner jahrhundertalten Geschichte und seinen Tempeln und Kulturdenkmälern mit zu einer der interessantesten Städte Ostasiens. Wenn das nichts war. Daher gut gefrühstückt und pünktlich um neun Uhr bei der Fahrradausgabe gemeldet. Und schon ging es los. Trotz Linksverkehr keine Probleme. Wir fuhren größtenteils auf Radwegen und der Morgenverkehr war auch schon vorbei. Daher klappte alles prima und schnell breitete sich unter der Gruppe ein fröhliche Stimmung aus. Jeder nahm auf den anderen Rücksicht, und die Japaner taten das sowieso. 

Erster Halt war an der Burg Nijo, die von 1543 bis 1616 erbaut, die Macht und den Reichtum des neu gegründeten Shogunats aufzeigen sollte. Im Inneren soll es sogenannte Nachtigallenböden geben, die beim Betreten vogelartige Geräusche von sich geben und so vor Feinden warnen. Das hätte ich gerne gehört, aber leider machten wir hier nur eine kurze Rast und fuhren etwas später nur an der Außenmauer entlang. Denn schon ging es weiter zum Ryoan-ji-Tempel mit seinem als Weltkulturerbe gewürdigten Steingarten. Die Anlage mit weiß geharktem Kies, in dem sich fünf Steingruppen verschiedener Größe und unterschiedlich tief eingegraben und mit Moos bewachsen befinden, gilt als höchste Offenbarung des Zen-Buddhismus. Nur in stiller versunkener Betrachtung  sollen sich seine Rätsel entschlüsseln lassen. Leider war das aber nicht möglich, da viel zu viele Menschen sich dort aufhielten. 

Auf unserem Weg durch die Stadt mit dem Rad fuhren wir immer brav hintereinander, nutzten die vielen kleinen engen Gässchen, und sahen daher auch mehr von der echten Lebens- und Wohnweise der Japaner. Besonders faszinierten mich die Stromleitungen. Unserem Auge boten sie sich als totales  Wirrwarr dar, aber bei der allgegenwärtigen Erdbebengefahr macht das Sinn. Im Ernstfall können sie so schneller repariert werden. 

 

Kurz darauf erreichten wir einen weiteren Höhepunkt, den Kinkaku-ji, den Goldpalast (zwei Stockwerke sind mit echtem Blattgold überzogen), das schimmernde Erbe des mittelalterlichen Japans. Von einem Shogun 1358 -1408 als Altersruhesitz erbaut und nach dem Tod des Erbauers zum Tempel umgewandelt, brannte er 1950 durch Brandstiftung nieder, wurde aber originalgetreu wieder aufgebaut. Zusammen mit der Gartenanlage ist er trotz der vielen Touristen ein wunderbarer Ort. Allerdings findet man durch eben diese Touristen, wir waren ja auch welche, keine Ruhe und Besinnung. Schön war es trotzdem.

 

Etwas traurig, weil nicht viel Zeit dafür blieb, schwangen wir uns später wieder aufs Rad. Kurz darauf etwas zum Lunch in einem Konbini eingekauft und am Ufer des Kamogawa-Flusses ein Picknick gemacht. Nicht lange danach aber ging es  weiter, zum Heian-Jingu-Schrein, dem größten aber jüngsten Tempel von Kyoto. Er ist dem ersten und dem letzten Kaiser gewidmet, die jeweils hier residierten und ihre letzte Ruhe fanden. Heian-Kyo ist der antike Name von Kyoto. Schon von Weitem sahen wir das große rote Torii des Tempels. Es bildet das symbolische Eingangstor eines Schreins und zeigt die Grenze zwischen der weltlichen und der heiligen Welt an. Der Schrein hat vier große Gärten mit insgesamt 300 Kirschbäumen.

 

Nach guten sieben Stunden mit dem Rad ging es durch dichtesten Feierabendverkehr ohne Unfall zurück ins Hotel. Schnell geduscht, Haare gewaschen, und schon wieder los. Die Reiseagentur hatte zu einem Welcome Dinner in einem landestypischen Izakaya-Restaurant mit populärer Gastronomie eingeladen. Auf dem Boden gesessen, mit einer Vertiefung für die Beine, und mit vielen kleinen japanischen Köstlichkeiten verwöhnt, wurde es ein ausgesprochen geselliger und harmonischer Abend. Um 22 Uhr brachte uns die U-Bahn zurück ins Hotel, wo es für mich bald hieß: Ab ins Bett! Es war ein schöner und erlebnisreicher Tag.

 


4. Tag (Mi., 11.04.18) Ausflug in die Bergregion Takao mit Tempeln, Gärten und Wanderung am Fluss

Am vierten Tag fuhren wir um acht Uhr morgens mit Straßenbahn und öffentlichem Bus in die Bergregion Takao. Drei aus der Gruppe blieben in Kyoto, da ihnen die Tour nach der gestrigen Radtour etwas zu anstrengend schien. Nach gut 1-stündiger Anfahrt immer höher in die Berge hinein, erreichten wir hoch oben schließlich unser Ziel. Noch eine Brücke überquert, dann hieß es über eine lange steile Steintreppe hinauf zu dem abgeschiedenen Bergtempel Jingo-ji zu steigen. Der Tempel gehört zu den 16 Nationalen Heiligtümer Japans und ist dem Gebet  des nationalen Friedens gewidmet. Er ist der Tempel der Shingon-Schule, eine der 

Hauptschulen des Buddhismus in Japan. Gründer der Shingon Sekte war ein buddhistischer Mönch namens Kukai. Auf dem großen Areal mit Gebäuden und Pagoden sind zudem mehrere nationale Kulturgüter, darunter die des Heilenden Buddhas, verborgen. Der Original Tempel von 781 wurde durch Kriege und Feuer zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Andere Tempel stammten aus dem Jahr 1623. Etwas später maßen wir uns noch in einem kleinen sportlichen Wettkampf. Von einem Aussichtspunkt aus konnten kleine Tonscheiben in das Tal geworfen werden, mit denen man sein schlechtes Karma vertreiben konnte. Damit dies gelang, mussten sie aber auf einen weit entfernten Fluss treffen. Sieger wurde jedoch leider fast immer der Wind, der unsere kleinen Scheiben stets vom Kurs abbrachte. Lange Zeit waren wir oben in der Tempelanlage, aber irgendwann musste es weiter gehen.


Also erst wieder einmal die vielen vielen Steinstufen runter, dann folgten wir dem Flusslauf des Kiyotaka nach Arashiyama. Auf dem ca. 12 km langen Weg tief unten im dunklen Tal zwischen mit Kirschbäumen und Kiefern bestandenen Berghängen hieß es über kleinere Felsenbrocken klettern, auf glitschigem Boden zu balancieren und überhaupt über Stock und Stein und durch einen kleinen Bambuswald zu laufen. Es war trotzdem sehr schön. Irgendwann machten wir auch eine kleine Pause, um mit frischer neuer Kraft weiter wandern zu können

 

Der Weg führte uns später durch das Dorf Arashiyama in dem eine ganze Straße, die Saga-Toriimate, unter Denkmalschutz steht. An beiden Straßenseiten standen lauter traditionelle Stadthäuser der Meiji-Peridode von 1868 - 1912, die heute allerdings fast alle in Souvenirshops oder Restaurants umgewandelt sind. Auf schmalen Pfaden ging es nach einem Bummel durch eben diese Läden weiter zu dem faszinierenden Landschaftsgarten Tenryu-ji des Zen-Tempels Tenryu. Auf den Weg dorthin durchquerten wir einen imponierenden Bambushain, den man allerdings vor Touristen fast nicht sah. 

Der Tenryuji-Tempel gehört zu den fünf größten Zen Tempel Kyotos und ist Unesco Weltkulturerbe. Gegründet wurde er 1339, wobei besonders die Gartenanlage mit dem "Steingarten im See" sowie den blühenden Kirsch-, Chrysanthemen und japanischen Hibiskusbüschen und Bäumen faszinierten. 


Bei all den Unternehmungen an diesem Tag war uns der Wettergott äußerst gnädig. Denn obwohl für den ganzen Tag Regen vorhergesagt war, regnete es nicht. Der Himmel war zwar immer bedeckt und dunkel, und es war teilweise recht kühl, aber es regnete nicht. Der Rückweg nach Kyoto erfolgte mit der U-Bahn. Schätze, alle waren froh wieder im Hotel zu sein. Gestern die Radtour, heute die lange Wanderung, das viele Treppensteigen und, nicht zu vergessen, der Jetlag, der immer noch vorhanden war. Einige sind daher gleich irgendwo zum Essen gegangen, ich bin mit noch jemanden in einen Konbini, eine Bento-Box gekauft, und dort gleich in der Mikrowelle heiß gemacht. Das Hotel lag nur einige Schritte entfernt, so dass das Essen noch richtig heiß war, als ich es im Zimmer aufaß. Anschließend noch einiges gewaschen, Tagebuch geschrieben, Programm für den nächsten Tag gelesen, und dann bald ins Bett. 

 


5. Tag (Do., 12.04.18) Zur Wiege der japanischen Kultur - Nara

Der große Bronze Buddha
Der große Bronze Buddha

Die ganze Japanreise war ohne Übertreibung eine Reise von Weltkulturerbe zu Weltkulturerbe. An diesem Tag ging es nach Nara, der ersten Hauptstadt Japans. Einst die prächtigste Stadt Asiens, Endstation der Seidenstraße und Zentrum des Buddhismus, wurde ihr 752 fertiggestellter Tempel, der Todai-ji-Tempel, mit dem wohl größten Holzbau der Welt, zum Weltkulturerbe erhoben. Seine Haupthalle, die große Buddha-Halle aus Holz, birgt eine 16 m hohe Buddha Statue, die auf einem Bronzepodest in Form einer Lotusblüte sitzt, der Große Buddha aus Bronze. Man betritt die riesige Tempelanlage durch den Torbogen Nandaimon aus dem 12. Jahrhundert, der von 16 Säulen getragen wird. Er besteht aus Zedernholz und wurde bereits damals schon Erdbebensicher erbaut. Er stellt das große Südtor des Todai-ji dar. 

 

Zur Anreise von Kyoto nach Nara benutzten wir wieder U-Bahn und Bahn, und konnten so ein wenig die Landschaft außerhalb Kyotos und die überwiegend in Grau getauchten Häuser mit ihren grauen Dächern, im Vorbeifahren betrachten. Vom Bahnhof in Nara bis zum Tempel liefen wir zu Fuß durch den großen schönen Park im Stadtzentrum, in dem sich über 1200 zahme Hirsche frei bewegten. Sie werden als Götterboten betrachtet und genießen daher absoluten Schutz, den sie mit vehementen Forderungen nach ihren "Hirschkeksen" die man dort kaufen kann, sehr deutlich einfordern.

War schon der Todai-ji-Tempel ein Erlebnis, folgte mit dem Kasuga-Taisha-Schrein ein weiteres Highlight. Einst ein privater Schutzschrein für eine der Gründerfamilien Naras,  ist er heute eine der bekanntesten Shinto-Stätten. Die Wege dahin sind von 3000 Stein- und Bronzelaternen gesäumt, die als Zeichen des Glaubens gespendet werden. Die Anlage selbst wurde über die Jahrhunderte hinweg bereits 60 Mal alle 20 Jahre zerstört und detailgetreu wieder aufgebaut. Grund dafür sind die Shinto-Regeln von Reinheit und Erneuerung. 

 

Nach diesen wunderschönen Erlebnissen brachten uns U-Bahn und Bahn wieder zurück nach Kyoto. Dort marschierten wir zu dritt in die Innenstadt, um ein einladendes japanisches Restaurant für das Abendessen zu suchen. Und danach, wir waren noch nicht müde, schlenderten wir noch etwas durch die engen Gassen des Geisha-Viertels. Und tatsächlich, wir hatten das Glück zwei echte Geishas in ihrer vollen Aufmachung kurz vorbei huschen bzw. trippeln zu sehen. Es war tief beeindruckend. Das weiß geschminkte Gesicht, die kunstvolle und geschmückte Hochsteckfrisur und das festliche Gewand. Aus Respekt haben wir sie nicht fotografiert, aber noch auf unserem langen Weg zurück zum Hotel davon geschwärmt.

 

6. Tag (Fr., 13.04.18) Zeitreise ins traditionelle Japan im Berggebiet Koya-san

Heute nahmen wir Abschied von der einstigen japanischen Hauptstadt Kyoto und fuhren hoch oben in den Bergen der Halbinsel Kii zum heiligen Tempelberg Koya-san. Dort tauchten wir tief in das traditionelle Japan ein, besichtigten die Hauptheiligtümer einer Klostersiedlung des Shingon-Buddhismus, liefen mit Andacht durch den uralten Okunoin Friedhof und übernachteten in einer Tempelherberge. Ein randvoll bepackter Tag, und zugleich ein traumhaft schöner und erlebnisreicher. 

Unsere Klosterherberge
Unsere Klosterherberge

Zuerst trennten wir uns von unserem Gepäck. Das wurde um halb sieben morgens bereits mit einem Zustellservice zu unserer Unterkunft am nächsten Tag, nach Nagasaki, gebracht. Wir selbst nahmen nur unseren Tagesrucksack mit den Sachen, die wir für eine Übernachtung benötigten, mit. Nach dem Frühstück, welches mit einer langen Warteschlange begann, machten wir uns auch auf den Weg. Zuerst mit der U-Bahn, dann mit dem Zug und einer Standseilbahn, und zuletzt mit einem Stadtbus. Unser Guide hatte uns im Vorfeld je einen persönlichen Rail Pass besorgt, mit dem wir alle Zügen des Streckennetzes, einschließlich der Shinkansen Hochgeschwindigkeitszüge und der Marita Expresszüge, nutzen konnten.

Aber im Gegensatz zu den Tagen vorher, wo wir immer Sitzplätze ergatterten, gelang uns das diesmal so früh morgens nicht. Die Züge waren durch den Berufsverkehr drängend voll. Dicht an dicht standen die Männer in schwarzen oder dunkelblauen Anzügen, die Frauen in Kostümen oder in Bluse und Rock mit Jacke. Eine Frau mit langen Hosen oder einem Hosenanzug sah ich nie. Viele benutzten einen Mundschutz. Die meisten von ihnen lasen, schauten auf ihr Handy oder schliefen im Stehen oder Sitzen. Ein verstohlener Blick auf die Handys zeigte, dass die allermeisten Benutzer Comics anschauten oder Computerspiele spielten. Was mich aber total störte, und mir dadurch zum Schluss richtig schlecht wurde, war das ständige extreme und massive Nasehochziehen. Japaner finden unser Naseputzen in ein Taschentuch eklig, ich deren Nasehochziehen. Ja, so unterschiedlich können Kulturen sein.

Nach knapp drei Stunden Fahrt am Fuß des Berges Koya -san angekommen. Koya-san wurde 2004 auf die Liste der Weltkulturerben der Unesco gesetzt und gilt in Japan als heiliger und mystischer Ort. Von der Talstation mit einer Standseilbahn schnell und steil durch ein Tunnel aus blühenden Hortensien auf das Bergplateau hinauf gefahren. Weiter mit dem Bus bis zu unserer Klosterherberge, um kurz darauf die Klostersiedlung des Shingon-Buddhismus, mit dem Haupttempel Kongobu-ji (von 1539), zu besichtigen. Neben den zahllosen Heiligtümern fand dort die große Pagode Konpon Daito mit dem zinnoberrotem Dach unsere besondere Bewunderung.  

Ehrfürchtig hingegen betraten wir später den einzigartig schönen und uralten Waldfriedhof Okunoin mit seinen mehr als 200 000 Gräbern unter hundert von Jahren alten Zedern. Neben den Grabstätten japanischer Kaiser, Shogunen und Samurais, finden sich hier auch unzählige Firmengräber von Firmen wie z.B. Nissan, Toyota und Sharp, die zu Ehren verdienstvoller Mitarbeiter errichtet wurden. Entlang der wundersamen Gräber, und am Ende des ca. zwei Kilometer langen Weges, steht, versteckt hinter einer Laternenhalle, das Mausoleum von Kukai, dem Begründer des Shingon-Buddhismus. Im Zustand der ewigen Meditation harrt er hier auf die Erscheinung des kommenden Buddhas. In der Laternenhalle Torodo brennen Tag und Nacht 11 000 Laternen, zwei davon angeblich schon seit dem 11. Jahrhundert. 

Am späteren Nachmittag bezogen wir unsere Zimmer in der Klosterherberge. Die mit Tatami-Matten ausgelegten Räume, auf denen nachts Futons ausgerollt wurden, hatten mit Papier bezogene lichtdurchlässige Schiebewände. Gegessen wurde in einem größeren Raum, der ähnlich wie der Schlafraum, mit Tatami-Matten ausgelegt war und, wo die traditionelle vegetarische Kost der Mönche, auf mehreren kleinen Lacktischchen verteilt serviert wurde. Wir saßen auf dem Boden oder knieten. Wer das nicht konnte, erhielt einen winzigen niedrigen Stuhl. Die besondere  Atmosphäre und das leckere Essen ließen schnell gute Stimmung aufkommen, und so gingen wir gesättigt und entspannt zu Bett. 

 

 

7. Tag (Sa., 14.04.18) Mit dem Shinkansen ab Osaka nach Nagasaki

An diesem Tag sind wir nur gefahren und gefahren. Es war aber auch eine lange Strecke von Koya-san bis Nagasaki (870 km), unserem nächsten Ziel, und alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Am Morgen los, am Abend angekommen, und dazwischen acht verschiede Verkehrsmittel. Hat aber alles hervorragend geklappt. Dass es so war, lag hauptsächlich an der peniblen Planung von Felix unserem Guide. Er hatte sämtliche Umstiege mit den damit verbunden Wegen in den Bahnhöfen plus Abfahrtszeiten und den entsprechenden Gleisen der Züge voll im Griff.  Gar nicht so einfach, wenn man für 17 Personen verantwortlich ist und sie alle durch die pulsierende riesige Menschenmenge in den Bahnhöfen lotsen muss. Ein große Hilfe dabei war auch die Pünktlichkeit der japanischen Verkehrsmittel. Da gibt es keine Verspätungen. Zum Beispiel der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Er hat im Schnitt - 30 Sekunden - Verspätung, wenn überhaupt. Das ist schon ein anderes Reisen als bei uns in Deutschland. Zur Verteidigung unserer ICE Züge lässt sich da nur einwerfen, dass der Shinkansen ein eigenes Gleisnetz hat. 

 

Jedenfalls gab es morgens um kurz nach sieben Frühstück, wieder im Tatami-Raum, und kurz nach acht Uhr fuhren wir schon mit dem Bus zur Cablebahn, und dann mit der Bahn etc. etc.. Da wir ohne großem Gepäck reisten, das war ja schon in Nagasaki, waren wir alle sehr flexibel. Unterwegs, kurz bevor wir in den Shinkansen einstiegen, kaufte jeder noch eine Bento-Box zum späteren Lunch im Zug. Denn im Gegensatz  zum öffentlichen Raum, wo Essen auf der Straße streng verpönt ist, darf man das im Shinkansen tun. Kaum fährt der Zug los, fängt jeder, auch der Japaner, sofort an zu essen. Dazu rasten wir mit bis zu 300 km/h durch das Land. Der Blick aus dem Fenster machte es dabei richtig gemütlich, denn draußen regnete es und regnete es. Alles war trüb und grau. Graue Häuser, graue Dächer, grauer Himmel - also ein idealer Tag zum Fahren. 

 

Am Abend schließlich in Nagasaki angekommen und mit Taxis zum Hotel. Schnell etwas frisch gemacht, und schon ging es zu sechst wieder los. Im strömenden Regen in die nahe Altstadt, auf der Suche nach einem Lokal. In einem winzigen Straßen-Restaurant fanden wir schließlich Platz. Das Essen selbst schmeckte nicht so gut, die Stimmung aber war ausgezeichnet. So ausgezeichnet, das uns der Wirt nach etwa eineinhalb Stunden unaufdringlich aber deutlich aufzeigte, dass wir zahlen und gehen sollten. In Japan isst man sehr schnell und geht gleich darauf. Ein gemütliches Sitzenbleiben nachher gibt es nicht. Also wagten wir uns wieder in den Regen hinaus und liefen noch etwas durch die Umgebung, in der allerdings bereits alle Geschäfte und Lokale zu hatten. Es war 20 Uhr. Wir daher bald zurück ins Hotel und uns voneinander verabschiedet. Es war ein schöner Abend mit vielem Lachen. 

 

 

8. Tag (So., 15.04.18) Zu Nagasakis historischen und neuzeitlichen Geschichte


Am Abend des vergangenen Tages liefen wir nach dem Essen noch durch das chinesische Viertel von Nagasaki, der ältesten Chinatown von Japan. An diesem Tag stand gleich am frühen Morgen eine der drei größten historischen chinesischen Kultstätten Nagasakis auf dem Programm, der Sofuku-ji-Tempel in der Tempelstadt Teramochi. Heute noch eine wichtige Pilgerstätte, sind zwei seiner Bauten sogar als Nationale Kulturschätze eingestuft. Bereits 1629 durch die Mithilfe chinesischer Einwanderer erbaut, beherbergt er das einzige Konfuzius-Mausoleum außerhalb Chinas. Schon das Eingangstor ist ein typisches Beispiel für die südchinesische Architektur während der Ming-Dynastie und ist dem legendären Tor zum Unterwasserparadies der Chinesen nachgebildet. Der Tempel bot ansässigen chinesischen Händlern die Möglichkeit, für eine sichere Fahrt  auf ihren Handelswegen über die Meere zu beten. 

Mit dem günstigsten und schnellsten Transportmittel Nagasakis, der Straßenbahn, ging es heute morgen bereits zum Tempel, nun fuhren wir mit ihr zum entsetzlichsten Ort in der Geschichte Nagasakis, zum Friedenspark. Eine schwarze Säule kennzeichnet die Stelle, über der damals, am 9. August 1945, um 11:02 Uhr, in 500 Metern Höhe, eine Atombombe detonierte. Drei Tage nach Hiroshima. Insgesamt galt es 175.743 Opfer zu beklagen. Um an diese Tragödie immer daran zu erinnern, wurden im Park mehrere Mahnmale, darunter ein kleiner Mauerrest der Kirche, die an dieser Stelle stand, aufgestellt bzw. erhalten. Noch eindrücklicher erlebten wir dies bei dem Besuch des Atombomben-Museums. Hier wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung durch die Atombombe "sichtbar" gemacht. Bilder und Videos von Nagasaki zeigten beklemmend das Vorher und das Nachher. Natürlich war uns vieles davon bekannt, aber wenn man direkt vor Ort ist, und sieht, was damals wirklich passierte, begreift man es erst so richtig. 

Mit unserer Besichtigungstour ging es dennoch weiter. Diesmal auf eine künstlich aufgeworfene Insel mit der alten holländischen Enklave Dejima. Nach alten Zeichnungen rekonstruiert, zeigt sie am Originalort, wie von 1638 -1854, als Japan sich vor fremden Einflüssen total abschottete, die einzig erlaubten Ausländer, holländische Kaufleute, völlig abgegrenzt hier in einer winzigen Siedlung lebten. 


Zutritt hatten nur japanische Händler und Prostituierte, die Bewohner selbst durften diese Enklave nicht verlassen. Insgesamt gab es 163 Leiter, von denen jeder einmal im Jahr nach Edo zum Shogun reiste, um Bericht zu erstatten. Groß war die Siedlung nicht. Nur eine Gasse mit links und rechts davon Häusern, sowie eine kleine Grasfläche.


Wiederum mit der Straßenbahn fuhren wie anschließend zum Glover-Garten mit seinen im westlich-japanischen Stil erbauten Villen und Gartenanlage. Sie stammen aus der Blütezeit der Industrialisierung Nagasakis Mitte des 19. Jh.. Erbaut wurden sie von den damals plötzlich zugereisten wohlhabenden Ausländern, die hier ihren Geschäften nachgingen. Von den dortigen Villen, die über der Stadt mit einer traumhaften Sicht auf den Hafen liegen, ist das 1863 errichte Glover-Haus, in dem Puccini seine Oper Madame Butterfly ansiedelte, das bekannteste. Glover war ein sehr erfolgreicher englischer Geschäftsmann, der u.a. die erste Dampflok nach Japan brachte sowie Kohleöfen, eine Schiffswerft und eine Brauerei erfolgreich betrieb. Die gesamte Gartenanlage verfügt heute sogar über mehrere Rolltreppen, um die langen Wege und Steigungen ohne größere körperliche Anstrengungen überwinden zu können. Wie ihre frühere Bewohner genossen auch wir den grandiosen Blick in die Umgebung und den Hafen. Die Stadt Nagasaki ist auf drei Seiten von bewaldeten Bergen umgeben, in die sich die Häuserflut langsam aber stetig die Hügel hinauf frisst.  

Obwohl es sehr schön dort oben war, machten wir uns später dann doch, vom Winde zerzaust, zu Fuß auf den Rückweg ins Hotel. Kurz darauf gemeinsam zum Hafen gefahren und in einem guten Lokal zu Abend gegessen. Nach der Rückkehr ins Hotel noch den  Rucksack für eine weiterer Übernachtung ohne Reisetasche gepackt, da das großes Gepäck sich am nächsten Tag wieder alleine auf die Reise machte. 

 

 

9. Tag (Mo., 16.04.18) Lustwandeln im Landschaftsgarten Suizenji


An diesem Tag ging es morgens etwas entspannter zu. Erst um 7:30 Uhr musste das große Gepäck in der Hotellobby sein. Daher gemütlich gefrühstückt, und später alle mit Taxis zum Bahnhof von Nagasaki, um von dort mit dem Shinkansen nach Kumamato zu fahren. Nach ca. vier Stunden angekommen, mit Taxis zum Hotel, Zimmer bezogen und kurz darauf alle gemeinsam in ein nahegelegenes 150 Jahre altes Restaurant gegangen. Die dortige Spezialität "Kumamato-ramen" ist ein richtiges Kultgericht in Japan und besteht aus gelblichen Weizennudeln mit weichen Eiern und zartem Schweinefleisch als Beilage. Schmeckte gut und war auf jedenFall sehr sättigend. 

Suizenji-Garten mit "Fuji".
Suizenji-Garten mit "Fuji".

Gut gelaunt daher später zum Landschaftsgarten Suizenji. Das ist ein richtiger Wandelgarten und wurde 1632 als Teegarten einer Villa der Hosokawa Familie vor der Stadt Kumamato angelegt. Er bildet im Kleinen die 53 Stationen der alten Tokaido-Poststraße sowie den Berg Fuji nach. Bei einem Wandelgarten ändern sich buchstäblich mit jedem Schritt die Ausblicke. Es dauerte ganze lange 80 Jahre bis der Garten in seiner heutigen Form herangewachsen war. Entscheidend für den Standort dieses Landschaftsgartens war für die Erbauer, dass es hier eine Quelle gab, dessen Wasser den Tee besonders wohlschmeckend machte, und dem sogar die Kraft zugeschrieben wurde, positiven Einfluss auf ein langes Leben zu besitzen. 

Nach zwei Stunden "Lustwandeln" durch den spätnachmittags nur noch wenig besuchten Garten zurück ins Hotel, um kurz darauf mit einer kleinen Gruppe zum Essen zu gehen. Auf der Suche nach einem Restaurant kamen wir durch eine riesige Einkaufspassage, die durch mehrere Querstraßen geteilt war, auf denen Autos fuhren. Das Restaurant war in einen traditionellen und einen modernen Teil aufgeteilt. Wir vier zogen den letzteren vor, da wir nicht so gut knien konnten. Das war leider keine so gute Idee, da am Tisch hinter uns eine Gruppe von Jugendlichen saßen, die fleißig Alkoholika tranken und dadurch immer lauter wurden. Tagsüber sind Japaner stets korrekt, wenn sie jedoch getrunken haben, lassen sie ihrem Frust (?) freien Lauf. Bei uns würden sie als betrunken schief angeschaut, in Japan werden sie nur mild lächelnd entschuldigt und keiner stört sich daran. Als Entschuldigungsgrund gilt stets: Wahrscheinlich haben sie zu schwer gearbeitet. Nun ja, wir gingen jedenfalls deswegen sehr bald und kamen dadurch früh ins Bett. War auch nicht das Schlechteste. 

10. Tag (Di., 17.04.18) Zum Vulkan Sakurajima und Relaxen im heißen Sand

"Kagoshima bietet eine faszinierende Kulisse: Hinter der weitläufigen Bucht erhebt sich der Sakurajima, ein aktiver Vulkan, der immer wieder ein graues Tuch aus Vulkanasche über die Hafenstadt an der Südwestspitze von Kyushu legt" - So steht es zumindest in meinem Japan-Reiseführer.  Als wir an diesem Tag hinfuhren, hatte der Vulkan aber keine Lust. Weder sich zu zeigen, noch zu rauchen. 

In unserem Programm stand für den heutigen Tag ein Ausflug auf eine Vulkaninsel mit einem noch aktiven Vulkan, den Sakurajima. Also wurden bereits für 7:20 Uhr die Taxis bestellt die uns zum Bahnhof in Kumamato brachten. Von dort, mit einmal Umsteigen und dem Shinkansen, nach Kagoshima gebraust und erneut mit Taxis vom dortigen Bahnhof zur Fähre, die uns über eine Bucht zur Vulkaninsel bringen sollte. Was sie auch in 20 Minuten tat. Nur, die beeindruckende Sicht von der Fähre aus auf den Vulkan, blieb sie uns schuldig. Es regnete in Strömen. Grau in grau und Wolken verhangen. Der aktivste Vulkan Japans ließ sich einfach nicht sehen. Nicht einmal seine Silhouette zeigte er. 

Tja, da konnte man nichts machen. Auch wenn wir tapfer im Regen gelaufen wären, ohne überhaupt etwas zu sehen lohnte sich das nun wirklich nicht. Daher kurz umdisponiert und das Infocenter über den Vulkan angesteuert. Liebevoll mit Wissen rund um den Vulkan ausgestattet, lernten wir dort wie ein Vulkan entsteht, wie er kontinuierlich überwacht wird, und wie es zu einem Ausbruch kommt. Und wir hörten, wie die Bevölkerung auf alle Eventualitäten vorbereitet wird und ist. So tragen die Kinder auf ihrem Schulweg einen Schutzhelm, es existiert ein allgemeines Alarmsystem welches jeden Bewohner erreicht, und jedes Jahr wird für die gesamte Bevölkerung eine große Katastrophenschutzübung abgehalten. Auf dieser Insel weiß daher jeder ganz genau, wie er sich im Falle eines Falles zu verhalten hat. Später, da es immer noch regnete  und der Vulkan überhaupt keine Anstalten machte, sich uns zu 


zeigen, begaben wir uns wieder auf den Rückweg.  Zuerst mit der Fähre - und weiter zu einer Überraschung. Erst als wir unmittelbar davor standen wurde das Geheimnis gelüftet. Ein Wellnessbad im heißen Sand, ein Sunamushi Onsen. Also, so was hatte noch keiner von uns erlebt. Toll. Beim Eintritt erhält man einen Yukata (Kimono aus Baumwolle), zieht sich aus, zieht ihn an, geht zum überdachten Strandabschnitt, legt sich mitsamt des Yukatas ganz flach in eine bereits ausgehobene Sandkuhle im vom Thermaldampf erhitzten Sand und wird von Helfern mit heißem Sand völlig zugeschaufelt. Nur der Kopf schaut noch raus. 

Nach zehn Minuten gräbt  man sich selbst wieder aus, geht zum angeschlossenen Bad (Onsen), wäscht sich gründlich, und genießt anschließend das Eintauchen in heißes Thermalwasser. Ein wunderbares Gefühl. Als wir uns später alle wieder trafen, waren wir total entspannt und unsere Haut zart gerötet.  Im ersten Moment hatte ich allerdings das Gefühl, lebendig begraben zu sein. Aber sobald ich merkte, dass ich ganz normal weiter atmen konnte, machte sich wohlige Wärme und Entspannung in mir breit. Und das blieb bis zum späten Abend, bis zum Einschlafen so. Der Rückweg verlief genau wie die Hinfahrt. Da ich aber keine Lust mehr hatte am Abend auszugehen, ich wollte das schöne warme Gefühl noch länger genießen, kaufte ich mir in einem Konbini eine Nudelsuppe, eine Miso ramen Suppe (speziell gewürzte Nudelsuppe) und bereitete sie mir im Hotelzimmer mit heißem Wasser zu. Trotz Regen und nicht gesehenen Vulkan war es wieder ein äußerst interessanter Tag gewesen.

 

 

11. Tag (Mi., 18.04.18) Unvergessene Vergangenheit in Hiroshima und friedvolle Entspannung im Koraku-en-Garten 

An jedem 6. August um 8:15 Uhr gedenkt Hiroshima ganz besonders an das apokalyptische Geschehen, welches 1945 über die Stadt und seine Bewohner hereinbrach. Der Tag war der Tag des 1. Atombombenabwurfs zu Kriegszwecken. Weit über Hunderttausende verloren damals ihr Leben, über 70 000 überlebten schwerverletzt und starben und sterben noch in den darauffolgenden Tagen, Monaten, Jahren und Jahrzehnten. Auf unserer Reise durch Japan wurden wir heute mit dieser Vergangenheit konfrontiert. 

Unser 11. Reisetag fing recht früh um 6 Uhr morgens schon an, denn da mussten unsere Koffer bereits unten in der Hotellobby stehen. Getrennt reisten sie uns in unser Hotel des nächsten Tages voraus.  Wir behielten nur unseren Rucksack mit Übernachtungsachen für die kommende Nacht. Mit Taxis ging es zum Bahnhof, von wo aus wir um 8 Uhr mit dem Shinkansen nach Hiroshima fuhren. Wir hatten stets reservierte Plätze, die aber über das gesamte Abteil  verteilt waren. Ein Vorkommnis beobachteten wir aber alle. Eine Dreiergruppe von Männern


kam plötzlich hintereinander den Gang entlang, wobei der Mittlere durch ein Seil mit seinem Vorder- und Hintermann verbunden, wohl eher gefesselt, war. Sie waren aber genauso schnell vorbei wie sie gekommen waren, so dass überhaupt keine Unruhe aufkam. 

In Hiroshima angekommen, fuhren wir mit der Straßenbahn direkt zum Peace Memorial Park. Dem Friedenspark mit der Gedenkstätte des Atombomben-abwurfs. An und für sich ein wunderschöner grüner Park, wenn, ja wenn da nicht die vielen Mahnmale wären. Der zentrale Punkt ist ein Ort des Gedenkens. Die auf traurige Weise berühmt gewordene Kuppel der damals hier stehenden Industrie- und Handelskammer. Die Ruine wurde 1999 als UNESCO Welterbe aufgenommen und gemahnt nun an das, was geschah. Dass sie hier überhaupt noch so steht, liegt daran, dass die Druckwelle damals direkt von oben kam. Alle Menschen innerhalb des Gebäudes waren sofort tot. Auf unserem Gang durch den Park kamen wir an weiteren eindrucksvollen Denkmälern vorbei.


So an der Friedensglocke, die jeden Tag zur Zeit der Detonation der Atombombe läutet, und dem Denkmal für die 20 000 getöteten Koreaner. Dem Gedächtnishügel aus der Asche Zehntausender Opfer, dem Kinder-Friedensdenkmal mit der Statue eines Mädchens mit ausgestreckten Armen und dem Kranich über ihr. Der Friedensflamme, die erst erlöschen soll, wenn alle Atomwaffen von der Erde verschwunden sind, und dem angeschlossenen Zenotaph, in dem die Namen aller Opfer verzeichnet sind. Und nicht zuletzt dem Friedensmuseum mit Fotos, Videos und gefundenen persönlichen Besitz der Opfer. Leider war viel zu wenig Zeit. An so einem Ort muss einfach mehr Zeit eingeplant werden, um auch einmal Innehalten zu können. 

Am frühen Nachmittag ging es, wiederum mit dem Shinkansen, nach Okayama, unserem Tagesziel. Hier konnten wir in einem der "drei berühmtesten" Gärten von Japan, dem Koraku-en-Garten, etwas Abstand von den ernsten Eindrücken in Hiroshima nehmen. 1700 vollendet war er der erste Wandelgarten Japans mit 


weitläufigen Rasenflächen, kunstvoll arrangierten Bambussen, Kirsch- und Pflaumenbäumen sowie Pinien und Teesträuchern.  Eine stilvolle kleine rote Brücke und kleine Bäche vervollkommneten zusammen mit dem herrlichen Wetter den stimmungsvollen und idyllischen Eindruck. Ein erst etwas bedrückender Tag ging in einen wunderbar friedvollen Tag über. 

 

Am Abend marschierten wir zu dritt durch die nahe Altstadt und machten die Erfahrung, dass wir als Ausländer nicht überall erwünscht waren. Auf der Suche nach einem Restaurant wurden wir zweimal abgewiesen. Wir wurden gefragt, ob wir japanisch könnten, und, auf die Verneinung hin, abgewiesen. Gut, das muss man einfach akzeptieren. Wir fanden dennoch ein Lokal mit gutem Essen und, wo der Ober bei der Bestellung aufnehmen und Rechnung überreichen jedesmal vor uns auf dem Boden kniete. Huch, das waren wir ja überhaupt nicht gewohnt. Später in einem Konbini noch etwas zum Knabbern und Wasser für morgen gekauft, dann ins Hotel und mit Vorfreude auf den nächsten Tag ins Bett.

 

 

12. Tag (Do., 19.04.18) Zeitreise nach Takayama in den Japanischen Alpen

An diesem Tag ist mir gleich frühmorgens etwas fast Peinliches passiert. Wir wurden jeden Morgen durch einen telefonischen Weckruf geweckt. Da ich aber immer selbst aufwache, ärgerte ich mich regelmäßig darüber, denn wenn der Weckruf kam, war ich meist schon im Bad und musste daher zum Telefon laufen. Aus diesem Grund hatte ich den Telefonhörer daneben gelegt. Ungefähr 15 Minuten nach dem angekündigten Weckruf klopfte es erst leise dann lauter an meiner Zimmertür. Als ich nachschaute wer das sei, war es jemand vom Hotel. Er erkundigte sich höflich, ob alles in Ordnung sei, da ich mich nicht gemeldet hätte. Unter vielen Entschuldigungen und Verbeugungen beiderseits klärten wir die Sache auf. Auf der eine Seite war es peinlich, auf der anderen Seite aber sehr aufmerksam vom Hotel. Es hätte ja etwas sein können. 

Ohne großem Reisegepäck waren wir am Morgen schnell startbereit. Zu Fuß liefen wir um drei viertel acht zum dem Hotel gegenüberliegenden Bahnhof, nahmen den Shinkansen nach Nagano, und von dort aus weiter nach Takayama in den Japanischen Alpen. Am frühen Nachmittag angekommen bezogen wir schnell unsere Hotelzimmer, und  dann lockte schon der Gang durch die historische 


Altstadt. Die langen Zugfahrten waren nicht schlimm. Im Gegenteil, sie boten, neben den Ausblicken in die Landschaft, auch die Möglichkeit, sich mit anderen aus der Gruppe zu unterhalten oder sich gegenseitig die gemachten Fotos zu zeigen und zu bewundern. Sonst war dazu ja kaum Zeit. 

Aber zurück zum Gang durch Takayama. Dank der abgeschiedenen Lage der Stadt blieben die Straßen mit ihren kleinen Holzhäusern weitgehend erhalten. Es war daher wie eine Zeitreise in die Edo-Zeit von 1692-1868. Die engen Gassen mit ihren winzigen Restaurants, Verkaufsläden, Sake-Brauereien und Miso-Geschäften waren jedoch keinesfalls nur Museen, sondern steckten voller Leben. Unzählige Touristen schoben sich dichtgedrängt durch die wirklich bezaubernden Gässchen, mit uns mittendrin! Und unsere Kameras wurden immer schwerer durch all die vielen Fotos, die wir begeistert machten. Was mir jedoch am meisten auffiel, und ich sehr genoß, war die frische reine Bergluft, die ich erschnupperte. 

 

Am späten Nachmittag zurück in unser Hotel, einer japanischen Herberge, um uns für das traditionelle Abendessen fein zu  machen. Wieder kniend oder sitzend auf dem Boden grillten wir auf dem niedrigen Tischchen mit Tischgrill Gemüse, Fleisch und Fisch. Jeder war mehr als zufrieden und gesättigt. Und so herrschte überall eine gelöste und fröhliche Stimmung. Ein sehr schöner Abend. Leider war aber auch hier kaum Zeit für ein gemütliches Beisammensein. Das kennt man leider nicht in Japan. Für mich endete der Tag kurz vor 23 Uhr. Nicht aber ohne vorher noch meinen am Nachmittag stolz erstandenen Yukata aus Baumwolle mit traditionellem Muster anzuprobieren. Was für eine schöne Erinnerung an Japan. 

 

 

13. Tag (Fr., 20.04.18) Im Museumsdorf der "Betenden Hände"


Der heutige Tag fing schön geruhsam an. In Ruhe gefrühstückt und dann zu dritt noch einmal durch das malerische Städtchen gebummelt. Ja, richtig gebummelt, denn so frühmorgens waren noch nicht die Massen an Touristen da. Die kamen erst gegen Mittag. Wir also erneut durch die diesmal leeren Sträßchen des historischen Bezirks gelaufen, die beiden Miagawa-Morgenmärkte besucht und zum Schluß noch zum Sakarayama Hachimangu Schrein hochgepilgert. Mit den blühenden Kirschbäumen um ihn herum ergab er ein so stimmungsvolles Bild, wie es eben nur zur Kirschblüte möglich ist. 

 

Um kurz nach zehn Uhr lockte aber schon wieder ein anderes Ziel. Der ehemalige Gouverneurspalast von 1692. Zusammen mit der Gruppe besichtigten wir das einzige seiner Art noch erhaltene Gebäude. In den vorderen Räumen des Hauses lagen die mit Tatami-Matten ausgelegten Multifunktionsräume wie Audienz- und Wartezimmer für die Bittsteller, dahinter die Küche und die Privat- und Gästezimmer des Gouverneurs. Das Gesamtensemble mit seinen nach shintoistischen Regeln erbauten Gartenanlage ist als national historischer Ort eingestuft. 

Im Anschluss daran zurück zum Hotel, wo uns diesmal ein großer Reisebus erwartete, der von nun an bis Tokyo unser Fortbewegungsmittel sein sollte. Schnell unser Gepäck eingeladen, und schon ging es fort Richtung Shirakawago. Es war nur eine kurze Fahrstrecke, die uns aber immer tiefer in die Japanischen Alpen hineinbrachte, die mit ihren schneebedeckten Gipfeln eine traumhafte Kulisse abgaben. 

 

Shirakawago liegt im Flusstal einer abgelegenen Bergregion und ist wegen seiner traditionell im "gassho-zu-kuri" Stil erbauten Häuser berühmt. Die großen Bauernhäuser mit den an "Zum Gebet gefalteten Händen" erinnernden steilen Dächern aus Stroh wurden 1995 zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben. Da im Winter hier extrem viel Schnee fällt, müssen die Dächer enorme Schneelasten tragen und den Regen schnell abfließen lassen können, sonst würde das Stroh anfangen zu faulen. Dieses "Freilichtmuseum" war wirklich einzigartig und absolut sehenswert. Wir daher schnell unser Gepäck ausgeladen, dann aber sofort durch das Dorf geschlendert. Wie vorhersehbar in einem Pulk von anderen Touristen, aber so etwas Einmaliges wollen natürlich viele sehen, nicht nur wir. Während die meisten jedoch am frühen Abend das Dorf wieder verließen, übernachteten wir hier, so dass wir in Ruhe alles ansehen konnten. Wunderschön war natürlich, dass wir genau zur Kirschblüte kamen. Da vor zehn Tagen noch Schnee lag, fand die Kirschblüte hier etwas später als im ganzen Land statt.

Nach dem langen Bummel durch das Museumsdorf zurück in unsere traditionelle Herberge im japanischen Stil, mit dem vielen Schuhe an- und ausziehen. In den mit Tatami-Matten ausgelegten Zimmern waren schon die Futons für die Nacht hergerichtet. Aber noch gingen wir nicht schlafen, sondern nahmen ein traditionelles Abendessen ein. Alles war lecker und ausreichend, auch unsere Stimmung. Nach dem Essen ging ich noch einmal vor die Haustüre, um den Sternenhimmel anzuschauen. Leider konnte ich nicht viele Sterne sehen, dafür war es aber inzwischen bereits empfindlich kalt geworden. Man merkte, dass wir in den Alpen waren. Daher bald ins Bett, bzw. auf den Futon. Ojasuminasai!


 

 

 14. Tag (Sa., 21.04.18) Schneeaffen und Suche nach dem Schlüssel zum Paradies

Was standen heute nicht für tolle Punkte auf dem Programm. Die berühmten Schneeaffen im Höllental und der Tempel Zenko-ji, mit dem wohl ältesten Buddha-Bildnis Japans. Uns erwartete also wieder ein wunderbarer Tag. Na, denn man los!

 

Um acht Uhr morgens holte uns unsere Busfahrerin ab. Jawohl, eine Fahrerin, die klein und zierlich war, aber ihren großen Bus hervorragend beherrschte. Selbst schwierigste Kurven und engste Straßen meisterte sie ohne Probleme. Und nett war sie außerdem. Uns in ihrer Obhut also absolut sicher fühlend machten wir uns in den Norden der japanischen Insel Honshu auf. Bei strahlendem Sonnenschein. Wieder einmal. Wir waren richtige Glückskinder. Und während momentan die Schneebedeckten Berge etwas mehr in den Hintergrund traten, fuhren wir durch eine flache Ebene mit Reis- und Hirsefeldern. Wobei Wohnhäuser und Landwirtschaft eng beieinander lagen. Allerdings sind die landwirtschaftlichen Nutzflächen in ganz Japan gering, da nur auf einem Bruchteil der Gesamtoberfläche ein Landwirtschaftlicher Anbau oder Besiedelung möglich ist. Der Rest ist durch Berge und vulkanisches Gebiet nicht nutzbar. Während der Fahrt sind mir die vielen Golfabschlagsplätze aufgefallen, die mit einem hohen Maschenzaun umgeben waren. Roboter sammeln die Bälle auf. Golf, der Sport der Japaner.

Wir machten auch öfters Stopp an Rastanlagen mit Toiletten und kleinen Shops. Fast nicht nötig zu erwähnen, dass auch diese "Autobahnraststätten" penibel sauber waren und die Toilettenbenutzung nichts kostete. Wie überhaupt im ganzen Land, egal ob auf dem Land oder in der Stadt. Und fast überall sind die Toiletten die reinsten Hightechtoiletten. In Japan ist das Nebeneinander von Hightech und Traditionellem typisch. Wie z.B. die altmodischen Straßenbahnen und der supermoderne Zug Shinkansen, oder die hochmodernen Tunnel mit allem technischen Know-how und uralte noch von Hand erbaute. Sie alle existieren friedlich nebeneinander.

 

Nach vier Stunden Busfahrt, inzwischen wieder in den Bergen, hatten wir unser erstes Tagesziel erreicht. Die Schneeaffen von Jigokudami, dem Höllental. Nun gut, bei 26 °C Außentemperatur mussten sie sich nicht aufwärmen und saßen daher nicht im 42 °C heißem Thermalwasser, aber auch so war es ein besonderes Erlebnis. Durch ihr dickes Fell mit dichter Unterwolle sind die Japan Makaken bis zu minus 15 Grad gegen die Kälte geschützt. Keine andere Affenart weltweit lebt nördlicher. 1963 zum ersten Mal beobachtet, gehört es heute im Winter zu ihrem täglichen Ritual, sich im heißen Thermalwasser aufzuwärmen.


Nach einer weiteren Stunde Busfahrt erreichten wir Nagano. Bekannt durch seine Olympischen Winterspiele von 1989. Die Hauptattraktion von Nagano ist der Zenko-ji-Tempel. Er wird als das Herz des Buddhismus in Japan angesehen und wurde vor mehr als 1.400 Jahren errichtet. Das Innere der Anlage ist jedoch nur 300 Jahre alt. Die Legende zur Gründung des Tempels berichtet, dass ein Dorfbewohner hier die wahrscheinlich erste Buddha-Statue auf Japanischem Festland fand. Niemand kann aber glaubhaft erklären wohin sie im Laufe der Zeit verschwunden ist. Angeblich wird sie verborgen gehalten und alle sechs Jahre kann eine Kopie davon besichtigt werden. Sie trägt daher auch den Namen "Geheimer Buddha". 

 

Ein noch größeres Geheimnis für uns aber war die Suche nach dem Schlüssel zum Paradies. In einem pechschwarzen Gang unter dem Tempel hängt irgendwo der "Schlüssel zum Paradies". Wer ihn in der totalen Finsternis ertastet, kann damit das Tor zum Paradies öffnen. Keinem von uns war dieses Glück jedoch beschieden.


Nach dieser "Enttäuschung" erreichten wir nach kurzer Fahrt Nagano und damit auch unser Hotel. Welch ein Unterschied zu unserer Unterkunft am Tag vorher. Gestern noch auf Futons in einer echten japanischen Herberge geschlafen, heute in einem gesichtslosen Hotelkomplex. Aber wir waren ja auch in einer Großstadt. Etwas später zu dritt in die nahegelegene Altstadt, um ein Restaurant zu finden, was gar nicht so einfach war. Zweimal wurden wir abgewiesen, der Rest war übervoll mit Japanern besetzt. Erst in der Restaurantetage des Bahnhofs wurden wir fündig. Nach einem ausgezeichneten Nudelgericht kurz noch durch die Geschäftszeile des Bahnhofs gelaufen und dabei auch neugierig in ausliegenden Zeitschriften geblättert. Auffallend waren dort die vielen Manga-Comics. Dann zurück ins Hotel. Wieder war ein erlebnisreicher Tag zu Ende gegangen. 

 

 

15. Tag (So., 22.04.18) Burg der Krähen und Schneebedeckter Fuji

Was für tolle Highlights sollten wir an diesem Tag zu sehen bekommen. Zum einen die berühmte "Krähenburg" in Matsumoto und, schon sehnsüchtig erwartet, den Mt. Fuji. Beides im strahlenden Sonnenschein und bei bester Laune. 

Die Krähenburg bei Matsumoto
Die Krähenburg bei Matsumoto

Es war ein heißer Tag. Schon um 8:30 Uhr kletterte das Thermometer in die Höhe, was aber im klimatisierten Bus kein Problem war. Eine kurze Stunde später erreichten wir die Stadt Matsumoto mit ihrem Wahrzeichen der "Schwarzen Krähenburg" aus dem Jahr 1504. Sie ist damit der älteste Bergfried Japans. Auch wenn sie heute leer ist, bieten die fünf schwarzen und teilweise weiß angestrichenen Stockwerke der Burg (daher der Name Krähenburg) mehr als einen faszinierenden Anblick. Nicht mehr aufhören wollende Treppenstufen in unterschiedlicher Höhe brachten uns bis zum obersten Stock in dem sich ein Schrein für die Göttin der 26. Nacht, die gegen Feuer und Überfälle schützen sollte, befand. Die darunterlegenden Stockwerke bargen Nischen für Bogenschützen, Waffen und Rüstungen, sowie Räume für ein evtl. Hauptquartier im Falle eines Angriffes.

Die Samurai-Burg ist der Besuchermagnet schlechthin, und so wälzte sich ein unaufhörlicher Besucherstrom durch sie. An den wirklich steilen und extrem engen Treppen konnte immer nur eine Person hinauf- oder hinunter steigen, was natürlich zu längeren Stockungen führte. 

Bevor es aber überhaupt durch die Burg ging hieß es Schuhe ausziehen und sie in einer Plastiktüte mit sich herumtragen. Das Besondere an der Burg ist aber ihre schier nicht überwindbare Verteidigungmauer mit Graben rund um die Burg. Ein wirklich imposanter Anblick. Die hohen  weißen Berge im Hintergrund rundeten das Gesamtbild perfekt ab. 


Eigentlich hätte man hier noch viel länger verweilen könne, aber auf uns wartete ja noch etwas ganz Besonders, der Vulkan Fuji. Nach einer knappen Stunde Fahrzeit kam plötzlich Unruhe in dem Bus auf. Die ersten unter uns hatten ihn gesehen, den weltberühmten Fuji, das Wahrzeichen von Japan und seit 2013 UNESCO-Weltkulturerbe. Mit 3776 m Höhe ist er der höchste Berg Japans. Vor 8000 - 10000 Jahren brach er zum ersten Mal aus, das letzte Mal 1707. Seitdem schläft er. Für die Japaner ist er ein heiliger Berg. Früher galt er sogar als so heilig, dass nur Priester und Pilger ihn besteigen durften. Für Frauen war er bis 1868 ein absolutes Tabu.

'Auch wir waren sofort von seiner wahrhaft erhabenen Schönheit fasziniert. Bei Sonnenschein - vor blauem Himmel - mit weißer Kuppe. Genauso hatte ich ihn mir vorgestellt. Von einem Parkplatz aus wurden daher begeistert die ersten Fotos geschossen. Später fuhr unser Bus bis auf 2300 m Höhe hinauf. Leider war wegen Lawinengefahr kein kleiner Spaziergang in seiner Umgebung möglich. Um aber außer Fotos noch etwas von ihm mitzunehmen, nahm ich ein wenig Schnee und lutschte es auf. Schnee vom Fuji - köstlich. 

 

Natürlich gefiel er nicht nur uns alleine. Wie schon in der Burg vorher, tummelten sich unzählige Menschen hier. Daher, nicht allzu lange danach, brachte uns unser Bus zu unserem Hotel am Fuße des Fuji nach Kawaguchiko. Und dort erwartete uns die größte überraschung. Von allen Balkons unserer Zimmer aus hatten wir eine phantastische Sicht auf ihn. Sozusagen unser ganz privater Mt. Fuji. Was für ein Glück. Zum Abendessen wieder zu viert in die Stadt gelaufen und dort eingekehrt. Und obwohl es durch ein Missverständnis unsererseits für jeden nur eine halbe Portion zu essen gab, und ich daher noch hungrig war, ging ich später glückselig zu Bett. Mit "Fuji" an meiner Seite. 


 

 

16. Tag (Mo., 23.04.18) Große Buddhas und noch größeres Tokyo

Mein erster Blick an diesem Morgen ging zum Fenster hinaus. War er noch - ja, er war noch da, der Fuji. Groß und majestätisch überragte er alles. Über ihm blauer Himmel und einige Wölkchen, die um sein weißes "Haupt" schwebten. Phantastisch. Ein Anblick, den ich sicherlich nie mehr vergessen werde. Was hatten wir nicht für ein Glück gehabt mit dem Wetter, denn, "der Fuji ist normalerweise ein schüchterner Berg - der sich gerne verhüllt". Mit dieser Erkenntnis starteten wir in den neuen Tag. Nicht, um nach ein paar Minuten schon wieder anzuhalten und ein mehr als gelungenes Gruppenfoto mit ihm als Hintergrund zu knipsen. 


Dann aber machten wir uns wirklich auf den Weg. Unser erstes Ziel war der Daibutsuder Große Buddha" von Kamakura. Man muss einfach von ihm tief beeindruckt sein, wie er mit seinen 13 Metern Höhe erhaben und ruhig im Freien sitzt, als ob ihn nichts erschüttern kann. Dabei hat er seit seiner Aufstellung 1252 schon allerhand durchgemacht. Aber Flutwellen, Brände und Taifune konnten ihn nicht bezwingen. Nur seine Tempelhalle, in der er zuerst saß, fiel 1495 einer Flutwelle zum Opfer. Seitdem sitzt er im Freien, was aber seine Ausstrahlung nur noch unterstreicht. 

Nach genügend aufrichtiger Bewunderung steuerten wir unseren nächsten Programmpunkt in Kamakura an, den Hasedera-Tempel. Auch "Blumen-Tempel" genannt, da hier das ganze Jahr über viele wunderschöne Blumen und Planzen zu bewundern sind. Im unteren Tempelbereich befindet sich ein Murin-an-Garten, ein naturnah gestalteter Wandelgarten mit Teich. Im oberen Gebiet stehen die Kannon-do-Halle und weitere Gebäude. Die Haupthalle beherbergt den elfgesichtigen Kannon, der mit über neun Metern Höhe der größte holzgeschnitzte Buddha ist. Der "Gott der Barmherzigkeit" trägt auf seinem eigenen Kopf elf weitere Köpfe, von denen jedes ihrer Gesichter Mitgefühl für die Menschen ausdrückt und er sie daher aus Barmherzigkeit vor der karmischen Vergeltung für ihre schlechten Taten rettet. In seiner linken Hand hält er eine Vase mit Lotusblumen, was ihn zudem von anderen Buddhas abhebt. Allerdings darf man ihn nicht fotografieren. Die anderen Gebäude bergen u. a. ein Bildnis von Daikokuten, dem Gott des Wohlstandes, sowie so etwas wie  



eine große Gebetstrommel, in der die gerollten Sutras aufgehoben werden. Sutras enthalten die  grundlegenden Texte des Buddhismus. Etwas darunter umgeben tausende kleiner Figuren in langen Reihen die Jizo-do-Halle. Jizo ist ein buddhistischer Gott, der besonders ungeborene Kinder auf ihren Weg beim Überschreiten des Flusses im Totenreich beschützt. Aufgestellt werden sie von Müttern oder Vätern für abgetriebene oder totgeborene Kinder.

 

Nach diesen eindrucksvollen Besichtigungen ging es weiter Richtung Tokyo. Eigentlich schon unsere letzte Station, Gottseidank aber noch mit Vielem, was es für uns zu entdecken gab. Und heute ist heute, deshalb weiter. Unterwegs kamen wir am Hafen von Yokohama entlang, dann tauchten immer mehr Häuser, Hochhäuser und Industrieanlagen auf, Schwebebahnen und riesengroße Straßenkreuzungen und -überquerungen schoben sich in unser Gesichtsfeld, und der Verkehr wurde immer dichter und dichter. Wir hatten Tokyo und bald darauf auch unser Hotel erreicht. Wieder einmal lag dieses geradezu ideal. Mitten im Asakusa Viertel, dem Viertel, wo das Tokyo der vormodernen Zeit weitgehend erhalten blieb, und, wo der heiligste Tempel Tokyos steht. 

 

Schnell also die Zimmer bezogen, dann gleich zum Senso-ji-Tempel, im Volksmund Asakusa Kannon genannt. Und damit gleich zu einem der bekanntesten Fotomotive Tokyos, dem Donnertor, mit dem über drei Meter hohen und 100 kg schweren Lampion.  Vor dem Haupttempel ein großes Weihrauchgefäß, und dahinter der goldene Schrein des Tempels, welcher das Kannon Originalbild enthält. Wir hatten Glück, dass wir noch in sein Inneres durften, da der Tempel kurz darauf schloß. Im Anschluss durch die "Souvenirstraße", an der sich ein Souvenirstand neben den anderen drängte, dann zurück ins Hotel. Gleich darauf aber schon wieder als Sechsergruppe los, um in ein bekanntes Sushi-Restaurant zu gehen und zu probieren, was es alles an verschiedenen Arten von Sushis gibt. Hätte nie gedacht, dass es so viele Varianten sind, und dass sie so gut schmecken können. Nachher aber alleine durch den Tempelbezirk zurück ins Hotel. Dabei konnte ich nun alles in Ruhe bewundern. Es war dunkel, die Lampions leuchteten, und es waren kaum mehr Touristen da. Mit diesem romantischen Bild vor Augen ins Hotel, und bald darauf ins Bett.  

 

 

17. Tag (Di., 24.04.18) Über Tokyo - Unter Tokyo - Mittendrin in Tokyo


"Tokyo - wir kommen! hieß es heute. Allerdings fing der Tag merkwürdig an. Als ich um halb acht Uhr morgens zum Frühstück ging, traf mich fast der Schlag. Eine Riesenschlange wartete bereits vor dem Frühstücksraum. Nur wenn jemand raus kam, durfte ein anderer rein. Und dazu musste man auch noch eine Nummer ziehen. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Außerdem bekam man einen Platz zugewiesen. Meiner war grauenhaft. Mit dem Gesicht mit nur ca. 30 cm Abstand schaute ich auf eine Schmutzbefleckte Wand. Als Tisch nur ein schmales Brett. Richtig eklig. Und das alles nach mindestens 20 Minuten Wartezeit. Schnell also zum Tagesprogramm.

Zuerst brachte uns die U-Bahn zum Rathaus des Großraumes Tokyo. Tokyo kann von sich behaupten, dass es sich im Laufe der Zeit vom kleinen Fischerdorf zur modernsten Stadt der Welt entwickelte. Dabei ist die Hauptstadt Japans keine einzige Stadt, sondern besteht aus 23 Verwaltungsbezirken, 26 größeren und 5 kleineren Städten und 8 Dörfern. Gleichzeitig ist sie das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Japan. Außerdem ist Tokyo der Sitz des Tenno und der japanischen Regierung. Und deshalb ist es nicht das Rathaus von Tokyo, sondern das Tokyo Metropolitan Government Building, wie sich das Wahrzeichen von Tokyo selbst nennt. 

 

Es ist einfach imposant. Man steht staunend vor den 243 m hohen Zwillingstürmen, die mit dem Mittelteil zusammen wie eine gotische Kathedrale aussehen. Vom Architekt Kenzo Tange geplant, 


wurde es 1991 fertiggestellt, wobei das Zusammenspiel von Glas und Beton Papierschiebetüren symbolisieren soll. Mit Halsverrenkungen von unten bestaunt, rasten wir dann mit einem Außenfahrstuhl aus Glas hoch bis in das 48. Stockwerk. Dort befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus man einen grandiosen Überblick über die Stadt und den Hafen hat. Natürlich waren der Skytree und der Tokyo Tower, die beiden höchsten Türme der Stadt, die markantesten Gebäude. Übrigens soll der Kölner Dom als Vorbild für das "Rathaus" gedient haben. 

Wiederum mit der U-Bahn  fuhren wir im Anschluss zum Kaiserpalast, der noch vom Tenno bewohnt wird. Auch wenn der Palast nicht besichtigt werden konnte, war er ein begehrtes Kameramotiv. Das bekannteste Wahrzeichen der Anlage ist die zweibogige Steinbrücke Nijubashi von 1888. Nach dem Wachwechsel der Palastwache hieß es 


für uns wieder ab in die Unterwelt und mit der U-Bahn zum Dentsu-Hochhaus, einem  modernen Bau und Sitz der größten Werbe- und Öffentlichkeitsagentur Japans. Eigentlich wollten wir dort im 45. Geschoss mit Rundsicht essen, aber leider waren wir nicht angemeldet. Und leider war auch unsere Stimmung kurz davor zu kippen. Draußen war Schmuddelwetter und es war extrem schwül, uns taten die Füße weh vom viel Laufen, dem vielen Treppensteigen und dem vielen U-Bahn fahren, und außerdem hatten wir Hunger. Was nun. Wir fuhren daher mitten in die Stadt zu einer großen Kreuzung, wo es in den einmündenden Straßen viele Restaurants gab. Schnell formierten sich kleine Gruppen, und jede versuchte ihr Glück. Zu viert fanden wir ein eleganteres Restaurant, was zwar relativ teuer schien, aber wir wollten uns nur noch hinsetzen und essen. Es war tatsächlich ziemlich teuer, aber wir waren alle mehr als zufrieden damit. Es hatte gut geschmeckt und das Ambiente war richtig wohltuend. Wieder guter Laune trafen wir uns um 16 Uhr mit der Gruppe und fuhren alle gemeinsam zurück ins Hotel. 


Dort mich kurz hingelegt, WhatsApps gecheckt und geschrieben, aber bald darauf wieder los. Diesmal ganz alleine. Das erste Mal auf dieser Reise, abgesehen vom Heimweg am Vortag. Es war schön so ganz alleine. Ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen, dahin zu gehen, wohin ich wollte, anschauen was ich wollte, und ohne Zeitdruck zu fotografieren. Also noch einmal zum Senso-ji-Tempel und weiter durch die kleinen Nebengassen des alten Viertels Asukusas. Drei Stunden bummelte ich so durch die Nacht. Zurück im Hotel die gemachten Bilder etwas aussortiert, Programm für den nächsten Tag angeschaut, und dann ins Bett. Übermorgen hieß es schon Abschied von Japan zu nehmen. Aber noch blieb ja ein letzter Tag in Tokyo. Mal sehen, was der uns noch alles bot. Ich freute mich darauf.

 

 

18. Tag (Mit. 25.04.18) Vom "Handeln" wenn die Erde bebt bis zum treuesten Hund Japans

Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Heute war schon unser letzter Tag. Und als ob der Himmel das auch wüßte, regnete es fast den ganzen Tag. Wie gut daher, dass wir gleich am Morgen etwas vorhatten, wo wir im Trocknen sein konnten. Trocken war es zwar, aber unter uns bebte die Erde. Gottseidank nicht in Wirklichkeit , sondern nur im Katastrophenschutzzentrum Bosaika, Hier erlebten wir ein simuliertes Erdbeben der Stärke 9 wie damals 2011 in Fukushima. Jeder musste sich an einen Tisch setzen und spüren, wie es ist, wenn plötzlich alles wackelt und bebt. An den Wänden ringsherum liefen dazu gleichzeitig Originalvideos des tatsächlichen Erdbebens. Beim Ertönen einer Sirene krochen wir daher schnell unter den Tisch und versuchten krampfhaft uns an einem Tischbein festzuhalten. Jeder wird bestätigen, dass das gar nicht einfach war. Die Kraft der Erdstöße ist ungemein gewaltig. Eine wirklich eindrucksvolle und leider ja auch realistische Demonstration. Zu der Übung gehörte auch, sich bückend und kriechend durch einen Feuer verqualmten Raum zu bewegen und etwas später einen Brand mit Feuerlöscher zu löschen. In der Realität wird jeder Mitbürger per Handy vor einem Erdbeben oder einer anderen Katastrophe gewarnt. 

Dankbar, dass wir während unserer Reise kein einziges Erdbeben erleben mussten, machten wir uns nach diesen Übungen auf zum Meiji-Schrein, dem prächtigsten Shinto-Heiligtum der Stadt. Er stammt aus dem Jahr 1920 und ist dem Kaiser Mutsuhito und dessen Gemahlin, der Kaiserin Shoken, gewidmet, die hier bestattet sind. Unter seiner Herrschaft endete die Isolationspolitik Japans und öffnete damit den Weg zu einem modernen Staat. Von ihm soll der Ausspruch stammen: "Nehmt euch das Beste aus dem Ausland - und bleibt im Inneren Japaner". Etwas, was die Japaner bis heute verinnerlicht und glänzend umgesetzt haben. 1945 durch Bomben zerstört, wurde der Schrein 1958, finanziert über Spenden, originalgetreu wieder aufgebaut. Der Zugang zum Schrein führt über einen breiten mit Zedern gesäumten Weg durch ein wahrhaft beeindruckendes "torii" (Tor).

Nach "Erdbeben" und Heiligem Schrein erlebten wir anschließend, natürlich wieder nach vielem U-Bahn fahren, eine ganz andere Seite von Tokyo, nämlich die "ausgeflippte" Seite, wo es besonders die Jugend hinzieht. Die Takeshito-Straße ist ein Shoppingviertel für grell auffallende Mode und zugleich ein Bereich, in dem viele 


Jugendliche als Manga bzw. Anime gekleidet herumlaufen. Wir nutzten die Gelegenheit hier eine der berühmten "Crepes" mit Eis und /oder teilweise eigenwilligen Zutaten zu essen. Dadurch gestärkt, es war ziemlich schwül und wir hatten noch nichts gegessen und nur ganz wenig getrunken, am späteren Nachmittag schließlich zu Tokyos Trendviertel, dem Stadtviertel Shibuya gefahren. Es ist Weltweit bekannt durch die "Alle - gehen - Kreuzung", bei der bei jeder Ampelschaltung Tausende von Menschen gleichzeitig in allen Richtungen die Straßen überqueren. Hier steht auch das Denkmal des Hundes "Hachiko", des treuesten Hundes Japans. Der Vierbeiner wurde so berühmt, da er fast zehn Jahre täglich vor dem Bahnhof Shibuya auf sein Herrchen wartete, welches aber schon längst verstorben war. Seine Treue wurde mit den Jahren so bekannt, dass ihm 1934 mittels Spenden sogar ein Denkmal gesetzt wurde. 

 

Nach diesem interessanten und vollbepackten Tag zurück ins Hotel, um bald darauf aber zum gemeinsamen Abendessen loszumarschieren. Unserem Abschiedsessen im traditionellen Lokal. Nach Dankesreden hin und her, und wirklich leckerem Essen, mussten wir aber spätabends doch zurück ins Hotel, denn am nächsten Tag hieß es extrem früh aufstehen. Der Heimflug wartete.

 

 

19. Tag (Do., 26.04.18) Abschied von Japan und Rückflug nach Deutschland

Ja, das wurde ein langer Tag. Bereits um Viertel nach fünf Uhr morgens standen wir mit unserem Gepäck in der Hotellobby zum Abmarsch bereit. Von Felix hatten wir uns schon am Vorabend verabschiedet, da der zu einem anderen Flughafen musste. Aber natürlich hatte er für uns vorgesorgt. Sein Ersatz kam auch pünktlich und besorgte für uns alle Taxis mit denen wir zur nächsten U-Bahnstation fuhren. Das mit den Taxis dauerte allerdings ziemlich lange, und so frühmorgens waren wir deswegen leicht genervt. Dann mühsam die Koffer die vielen Treppen ohne Rolltreppen etc. runter zur Bahn geschleppt, die natürlich voll war und wir deshalb stehen mussten. Ganze 45 Minuten dauerte die Fahrt zum Flughafen Haneda, von dem aus wir abflogen.

Vom Flugzeug aus ein letzter Blick auf den Fuji
Vom Flugzeug aus ein letzter Blick auf den Fuji

Bis es aber so weit war, hieß es sich beim Check-in in Geduld üben. Wir standen fast am Ende einer ganz langen Warteschlange. Einige aus der Gruppe hatten bereits am Vorabend online eingecheckt und konnten sich das daher ersparen, ich aber hatte beim Online Check-in keinen Sitzplatz mehr für mich für den Flug Tokyo - Peking reservieren können. Für den Flug Peking - Frankfurt klappte es. Gottseidank war das aber alles dann am Flughafen selbst kein Problem mehr, ich durfte trotzdem mit. Aber es kostete Zeit. Der Uhrzeiger rückte immer schneller voran.  Beim Sicherheitscheck war ich daher unter den Letzten die abgefertigt wurden. Im Laufschritt also zum Abflug-Gate, wo schon lange Boarding Time war. Aber Ende gut, alles gut. Ich saß schlussendlich im Flugzeug nach Peking, und sogar auf einem Gangplatz. Allerdings hatte ich großen Hunger und Durst, da ich bereits seit über vier Stunden auf war und noch nichts gefrühstückt hatte. Das am Flughafen noch etwas einkaufen fiel wegen des Zeitmangels natürlich weg.

Aber noch waren wir nicht in der Luft. Das dauerte noch mal. Das Flugzeug fuhr "Stundenlang" auf der Rollbahn, so dass ich schon befürchtete, dass es bis Peking so weiter ginge. Aber schließlich hob es doch ab. Und als ob es uns für die lange Warterei entschädigen müsste, flog es in eine Kurve, und wir bekamen den Fuji noch einmal in voller Schönheit zu Gesicht. Vor blauem Himmel und im Sonnenschein. Welch toller Abschied von Japan.

In Peking stiegen wir in das Flugzeug nach Fankfurt um. Ursprünglich waren 2,5 Stunden dafür eingeplant. Mit einer halben Stunde Verspätung kamen wir aber schon in Peking an, und dann begann wieder eine elendig lange Anstellerei bei der erneuten Sicherheitskontrolle. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Obwohl wir Transferpassagiere waren, dauerte es geschlagene zwei Stunden, bis wir durch waren. Der große Zeitpuffer war dahin. Also wieder einmal im Laufschritt zum Gate nach Frankfurt, wo das Boarding schon dem Ende zuging. Eigentlich wollte ich mir wenigstens diesmal noch etwas zum Essen und Trinken kaufen, aber wieder wurde es nichts damit. Irgendetwas muss das alles so verzögert haben, 

denn auch als wir schon auf dem Rollfeld standen, verschob sich der Start nochmals um fast eine Stunde. Dann aber ging es tatsächlich los. Ohne größere Turbulenzen oder sonst etwas landeten wir nach insgesamt 17,3 Stunden, mit Umsteigen in Peking, in Frankfurt. Zwar mit 45 Minuten Verspätung, aber was machte das. Wir waren sicher wieder in Deutschland angekommen. Am Gepäckband wie stets ein schnelles "Tschüss", und schon verstreuten sich alle, um ihren Zug nach Hause zu erreichen. Ich musste noch eine Nacht in Frankfurt bleiben, da es für mich zu spät war, um noch nach Hause zu kommen. So fuhr ich nur zum Frankfurter Hauptbahnhof. Aber alle Züge die ich mir rausgesucht hatte, hatten Verspätung. Hörte das nie auf. Da dachte ich zum ersten Mal wehmütig an Japan zurück. An die pünktlichen Züge, an das disziplinierte Anstehen etc.. Ach ja, da hilft ab jetzt nur noch die Erinnerung an den wunderschönen Urlaub. Sayohnara Japan!