Deutsche Fehnroute und EmsRadweg im Sept. 2021

Von Leer in Ostfriesland ein Rundkurs durch das Fehnland und entlang der Ems bis zu ihrer Quelle

 

Im ersten Teil meiner diesjährigen Radtour radelte ich 179 km auf dem Rundradweg "Deutsche Fehnroute" hoch oben im Norden Ostfrieslands. Start- und Endpunkt war die Stadt Leer in Ostfriesland. Von dort ging es anschließend den EmsRadweg der Ems entlang Richtung Süden bis zur Quelle der Ems in Hövelhof am Rande des Teutoburger Waldes. Und noch ein paar Kilometer weiter bis Paderborn, und von dort mit dem Zug nach Hause. Insgesamt wurden es 585 km in neun Radtagen. 

Streckenführung: Die flache Landschaft der "Deutschen Fehnroute" ist geprägt von Deichen, Wiesen, Mooren und vielen Kanälen. Dazu die schönen langgestreckten Fehndörfer mit ihren Backsteinhäusern, Windmühlen und Gulfhöfen, den großen Gutshöfen aus den 16. und 17. Jh.. Häufig ging es schnurgerade auf meist asphaltierten Radwegen entlang der Fehnkanäle und Fehndörfer.  Der EmsRadweg hingegen verläuft durch das südliche Ostfriesland, durch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Durch die Park-landschaften des Münsterlandes und die weiten Ebenen des Emslandes, meist entlang der Ems. Und immer wieder vorbei und durch wunderschöne Fachwerkstädtchen. Auch hier fuhr ich überwiegend auf ruhigen asphaltierten Nebenstraßen oder Radwegen. Den EmsRadweg fand ich insgesamt etwas abwechslungsreicher als die Fehnroute.

 

Was bedeutet Fehn?Fehn kommt aus dem Niederländischen und hat nichts mit Feen zu tun, sondern es handelt sich dabei um eine frühere Moorlandschaft, die durch Entwässerung der Moore entstand. Aus Mooren wurden sogenannte Fehn mit vielen kleinen Kanälen, die wiederum Schifffahrtswege für Segelschiffe wurden. Diese brachten den in den Mooren gewonnen Torf in die Städte, und im Gegenzug Waren aus den Städten. So entstanden entlang der Kanäle Dörfer, die "Fehndörfer". 

 

Kartenmaterial: Wie bei jeder meiner Radtouren, orientierte ich mich hauptsächlich an den entsprechenden Bikeline-Radtourenheften. Für diese Tour standen mir die "Deutsche Fehnroute" und der "EmsRadweg" zur Verfügung. Und wie stets, hatte ich auch diesmal je eine entsprechende App auf dem Handy. Trotz der Bikelinehefte, die für mich eine unentbehrliche Unterstützung sind. Ich richte mich nämlich nur nach den Wegweisern, und fahre ohne Navi, aber wenn ich mal nicht genau weiß, wo ich bin und wo ich entlang fahren muss, lasse ich mich einfach orten, und schon weiß ich immer genau, wo ich bin und wie die Route weiter verläuft.

 

Markierungen: Die Fehnroute war sehr gut beschildert. Beim EmsRadweg vermisste ich an manchen Stellen die Markierungen. Sie waren teilweise sehr klein, oder so ungünstig angebracht, dass ich sie beim Vorbeifahren nicht gleich sehen konnte. Was dann jedesmal langsam fahren, oder sogar Anhalten und Absteigen bedeutete. Allerdings war er in beiden Richtungen beschildert.

 

Fahrtrichtung: Ich fuhr beide Touren in entgegengesetzter Richtung als in den Bikeline Tourenbücher angegeben ist. Da der EmsRadweg in beiden Richtungen sehr gut markiert war, hatte ich damit keine Probleme. Bei der Fehnroute musste ich vermehrt aufpassen, und musste mir die Orte merken, woher ich gerade kam. Damit ging es aber auch ohne größere Probleme. Hin und wieder verfuhr ich mich trotzdem, merkte es aber jedesmal recht schnell und konnte umkehren. Während der Fahrt ist es jedoch gar nicht so einfach, die Bikeline Hefte rückwärts zu lesen, allerdings gewöhnt man sich dran. 

  

Etappenenteilung und Unterkünfte: Die Etappeneinteilung richtete sich natürlich nach den Kilometern, aber auch nach nach den Unterkunftsmöglichkeiten. Daher waren sie mal kürzer und mal länger. Wert legte ich bei den Unterkünften auf die Nähe zum Radweg und den Möglichkeiten zum Abendessen. Daneben orientierte ich mich auch an den Preisen, die zwischen 55 und 72 € lagen. Mit einem Ausreißer von 87€.

 

Kilometerzählung: Die Kilometerangaben beinhalten auch die An- und Abfahrten zu den Hotels, den Sehenswürdigkeiten und evtl. Umwege. Halt alles, was ich an dem Tag gefahren bin. 

 

Fahrzeiten: Die Strecken waren diesmal nicht so lang wie sonst, so dass ich gemütlich fahren konnte. Die reinen Fahrzeiten lagen zwischen 2,5 bis 5 Stunden. Unterwegs war ich meist zwischen 6 und 7,5 Stunden, in denen ich mir neben dem reinen Rad fahren die Sehenswürdigkeiten am Weg anschaute oder kleine Pausen machte.  

 

Was mir gefiel: Total entspannend fand ich die Fehnroute. Meist fuhr ich ganz alleine auf den Radwegen, so dass ich niemanden überholen oder hinter jemanden herfahren musste. Allerdings fuhr ich in entgegengesetzter Richtung als in den Karten angegeben. Der EmsRadweg hingegen war schon befahrener. Da ich jedoch auch hier in entgegengesetzter Richtung fuhr, kamen mir die Radler, häufig Gruppen, meist auch nur entgegen. In meiner Richtung fuhr kaum jemand. Landschaftlich war die Fehnroute sehr attraktiv, ansonsten war nicht so viel los. Die Emsroute hingen war etwas abwechslungsreicher durch die vielen sehenswerten Fachwerkstädtchen am Weg. Beide Touren verliefen fast ganz flach. 

 

Was mir nicht so gefiel: Nicht ganz so glücklich war ich mit dem Wetter. Leider hatte ich nur einige Tage Sonnenschein, der Rest war kalt, mit bedecktem Himmel, und öfters sogar mit Regen. Aber damit muss man im Norden halt immer rechnen und sich entsprechend vorbereiten.  

 

 

Die Fehnroute als Rundtour von Leer bis Leer.

1. Radtag: Mo., 13.09.21: Leer über Weener - Papenburg - nach Barßel (72 km)

 

Ich hatte mich erst sehr spät dazu entschlossen, trotz Corona doch eine Radtour zu machen. Da ich aber den ganzen Tag alleine mit dem Rad unterwegs wäre, und in den Hotels strenge Vorschriften galten, machte ich mich dennoch wohlgemut auf den Weg. Zuerst, wie immer, am Vorabend mit dem Rad nach Basel, und von dort mit dem Nachtzug nach Hannover. Dort Umsteigen, und weiter mit dem Zug nach Leer, meinem Startpunkt der diesjährigen Radtour.


Und so kam ich also am Mo., den 13.09.21, um kurz vor zehn Uhr morgens, am Leerer Bahnhof in Ostfriesland an. In Leer, dem Tor zu Ostfriesland. Kurz etwas gefrühstückt, dann trat ich in die Pedale. Und schon wurde ich gestoppt. Die Kette sprang runter. Wahrscheinlich, da das Rad die ganze Zeit in den Zügen senkrecht aufgehängt war. Half nichts, sie musste wieder rauf. Nach einer Weile, und mit schmutzigen Händen, konnte ich weiter fahren. Kurz darauf kam ich an der Stelle vorbei, wo mich vor zwei Jahren ein Auto angefahren hatte. Diesmal schaffte ich die Stelle Gottseidank ohne Unfall. Allerdings kamen die Probleme kurz darauf. Die Route aus Leer heraus, die ich fahren wollte, ging nicht, da eine Brücke gesperrt war. Tja, was nun. Meine ganze Planung kam dadurch durcheinander. Schlußendlich entschied ich mich für die längere Strecke über die Jan-Berghaus-Brücke, und dann auf der rechten Seite der Ems weiter Richtung Süden nach Weener. Die Strecke, die ich auch vor zwei Jahren schon gefahren bin. 

Und wie vor zwei Jahren war es eisig kalt. Also schon zu Beginn meine vier Lagen an langen U-hemden, Pullis, Jacken etc. übereinander angezogen. Die Gegend, durch die ich jetzt fuhr, war allerdings wunderschön. Nach knapp 20 km in Halte, ein gutes Stück hinter Weener, und kurz vor Papenburg, dann die Flussseite gewechselt. Es war die erste Brücke nach Leer. Nun war ich auf dem Weg, den ich mir von Anfang an aus ausgesucht hatte. Und gleich darauf tat sich ein spektakulärer Blick auf. Die Papenburger Schiffswerft, die Mayer Werft, eine der weltweitgrößten Werften, lag vor mir. Und in ihr lag gerade ein riesengroßes Kreuzfahrtschiff. Das war schon beeindruckend. Aber schnell ging es weiter, und ein neues Ungemach drohte. Im Werfthafen musste ich über einen Steg fahren, der leider nur in der "normalen" Fahrtrichtung Spuren für Räder hatte. Ich aber musste mein Rad mit Gepäck die löchrigen Gittertreppen runterhiefen, und dann wieder hoch. Aber, Glück muss man haben, ein hilfsbereiter Mann sah mein Abmühen, kam extra von der anderen Seite rübergelaufen und half mir. Wahnsinnig nett. Wie überhaupt. Egal ob Fußgänger oder Radfahrer, alle waren sehr nett, gaben bereitwillig Auskunft, oder grüßten mit einem freundlichem "Moin Moin".  


Nach Papenburg kam eine lange Strecke durch reine Natur, auf sehr guten Wegen, die teilweise richtige Radstraßen waren. Fast immer am Kanal entlang. Kurz hinter Papenburg hatte es angefangen zu regnen, hörte aber bald darauf wieder auf. Gerade richtig für eine kleine Rast. Kaum stand ich an einer Imbissbude, hielten schon andere Radler, alle kamen mir entgegen, ich fuhr ja entgegengesetzt der "Originalroute, und schon waren wir mittendrin im Plausch. Wir fachsimpelten über die Wege und Unterkünfte, und über alles, was einen Tourenradler halt so interessiert. Dann trennte man sich wieder. Mein Weg ging nun mal rechts, mal links von Kanälen entlang. Hindurch durch Westrhauderfehn und Ostrhauderfehn. Hier hätte zwar das Fehn- und Schifffahrtmuseum gelockt, aber leider nicht am Montag, dem Ruhetag. Dennoch genoß ich die Fahrt entlang der Kanäle. Es war einfach schön. Kurz nach 17 Uhr mein Tagesziel "Barßel" erreicht. Im Hotel "Ummen Hotel & Gasthof ein schönes und ruhiges Zimmer bezogen. Ruhig war es bestimmt, denn das Fenster ging auf den dortigen Friedhof hinaus. Geduscht, schnell umgezogen, dann zu Fuß in die Innenstadt, und in einer Eisdiele einen leckeren Eisbecher gegessen. Größeren Hunger hatte ich nicht, da ich ja an der Imbissbude schon etwas gegessen hatte. Das war's dann aber auch für diesen Tag. Die Nacht vorher im Zug natürlich nicht geschlafen, dann die Fahrt heute, und dazu das doch unfreundliche Wetter. Nein, ich kroch schon um 21 Uhr unter die Decke. 

 

 

2. Radtag: Di., 14.09.2021: Von Barßel über Apen, Jümme und Uplengen nach Wiesmoor (46 km)

Heute galt es nur eine kurze Strecke zu radeln, da es wegen der Übernachtungsmöglichkeiten nicht anders ging. Aber schließlich ist eine Bummeltour auch mal nicht schlecht. Und so machte ich mich also frohgemut auf den Weg in den heutigen Tag. Das Frühstück war schon mal sehr gut, und der Wirt extrem nett. Mein Rad war nämlich schon bepackt, als ich noch einen Anruf machen wollte. Aber da drückte ich wohl aus Versehen den Notruf. Hatte es nicht bemerkt. Ich daher schnell das Handy ausgemacht, nur, dass es nachher nicht mehr an ging. Alles versucht - nichts tat sich. Der Wirt sah meine Verzweiflung und half mir, indem er einmal ganz lange drückte - und schon war alles fast wieder in Ordnung. Nur brauchte ich jetzt die Sim-Karten Nummer. Oh Gott, wie lautete die nur. Gottseidank klappte es bei der dritten Eingabe. Puh, das war nah dran. Da hatte ich schon ganz schön gebangt. 

Durch einen späteren Plausch mit einem anderen Tourenradler über Gott und die Welt, erst um 10:30 Uhr losgekommen. Aber das machte nichts, ich hatte heute Zeit. Außerdem hatte ich mich inzwischen in die Markierungen eingelesen und wusste, worauf ich achten musste. Vor allem an den vielen Brücken hieß es 


aufzupassen. Hier wechselte der Weg nämlich häufig von rechts nach links, bzw. von links nach rechts des Kanals. Ansonsten war die Routenführung wirklich  wunderschön. Überwiegend ging es an einem Kanal entlang. Auf einer Seite Straße, auf der anderen Seite des Kanals eine richtige Radstraße. Rechts und links entlang des Kanals standen die schmucken kleinen einstöckigen Häuschen aus rotem Backstein. Sie sahen fast alle gleich aus. Besonders auffällig war dies bei Neubauten. Hier reihte sich ein Haus neben das andere. Dazwischen jeweils ein Vordergarten. Kurz gesagt: Haus - Rasen - Haus - Rasen - Haus -.... Alle mit Blick auf den Kanal, und alle liebevoll gepflegt.  

Die Ausschilderung war sehr gut. Viele Möglichkeiten, woanders zu fahren gab es allerdings 


auch nicht. Einfach immer dem Kanal entlang. Auch das Wetter hatte sich von seiner sonnigen Seite gezeigt. Von anderen Radlern keine Spur. Auch nicht Entgegenkommende. Ganz vereinzelt höchstens ein paar Einheimische. Und so kam ich, mit einer Pause mal zwischendurch, ganz relaxt schon um 16 Uhr in Wiesmoor, dem Tagesziel, an. Mein Zimmer im Hotel Friesengeist war wirklich gut, allerdings mit einem kleinen Makel. Mein Bad und die Toilette befanden sich auf dem Flur. Ich hatte sie zwar für mich alleine, aber dennoch musste ich immer mit dem Hotel Bademantel über den Flur huschen. Nun kam das übliche Procedere, und später aß ich im Nachbarhotel zu Abend. Das mit dem Essen gestaltete sich nämlich fast überall etwas problematisch, da in vielen Hotels wegen der Coronamaßnahmen meist nur noch Übernachtungsbetrieb herrschte, und die Küche sonst kalt blieb. Lediglich Frühstück gab es. Aber das Abendessen im Nachbarhotel schmeckte lecker. Später in mein Hotel zurück, und bald darauf ins Bett. Nicht, ohne vorher noch einmal die Wettervorhersage anzuschauen. Oh je, am nächsten Tag sollte es regnen. Ok, kann ich nicht ändern, daher erst einmal schlafen. 

 

 

 

3. Radtag: Mi.,15.09.2021: Von Wiesmoor über Timmel und Holtland nach Leer zurück (61 km) 

 

Gut geschlafen, Frühstück gut, Wetter o.k. Also beste Voraussetzungen für den heutigen Tag. Am Ende des Tages sollte ich wieder in Leer eintreffen, und damit die Rundtour "Deutsche Fehnroute" beenden. Also los, und rauf aufs Rad. Nach einem kleinen Umweg, hatte die Wegmarkierung nicht gleich gefunden, dann aber doch auf der richtigen Spur gelandet. Und wieder ging es endlos lang am Kanal entlang. Damit es nicht zu langweilig wurde, gab es ein paar Kurven, aber ansonsten das ewig gleichbleibende Bild.

Rechts und links des Kanals lauter schmucke Einfamilienhäuschen im roten Backsteinbau in gleicher Größe und ähnlichem Vorgarten. Nach ein paar Kilometern erreichte ich die Gegend um Ost-, Mittel und Westgroßefehn, welche als älteste Fehnkolonie Ostfrieslands gilt. Das Kanalnetz dieser Gemeinde beträgt etwa 30 km, mit einem Hauptkanal von 17 km. Da auf ihnen keine großen Schiffe mehr fahren, soll dies ein Paradies für Wasserwanderer sein. Ich sah zwar nur hin und wieder ein, zwei Paddler, aber vorstellen konnte ich es mir sehr gut. 

 

Der Himmel war meistens bedeckt und es war wieder sehr kühl. Dazu kam, dass der Weg öfters Sand- und Kiesbelag aufwies, weshalb das Radfahren immer ein klein wenig schwerer wurde. Aber hauptsächlich herrschten asphaltierte Wege vor, vereinzelt aber auch Plattenwege. Es war alles in allem ein schönes entspanntes Radeln. Vormittags hatte es ein paar Mal kurz geregnet, aber nie viel. Die Regenjacke reicht völlig aus. Außer mir sah ich keinen einzigen Tourenradler.

 

Ja, und schließlich erreichte ich wieder Leer, meinen Ausgangspunkt vor drei Tagen. Der Weg zum vorreserviertem Hotel fand sich bald. Was sich aber nicht fand, war meine Reservierung im Hotel Computer, obwohl ich eine E-Mail mit der Bestätigung vorlegen konnte. Da es nicht mein Fehler war, das Hotel hatte geschludert, bestand ich darauf, dass man mir ein anderes Hotel suchte, dieses Hotel war nämlich voll belegt. Wie sich herausstellte, war das aber gar nicht so einfach, denn sämtliche Hotels in der Umgebung waren auch voll belegt. Nach sechs Versuchen 


endlich ein Treffer. Zwar fünf Kilometer weiter weg, aber immerhin. Und, wie ich später feststellte, war dieses neue Hotel Lange für mich ein Glücksfall, denn es lag genau an dem Weg, den ich am nächsten Tag fahren wollte. Das neue Hotel war ein Riesenkomplex, aber trotzdem ansprechend, und das Zimmer gefiel mir gut. Schnell die Radsachen gewaschen, dann im angeschlossenem Restaurant gegessen. Zurück im Zimmer noch diverse WhatsApps und den Status für den heutigen Tag geschrieben, dann ins Bett. 

 

 

 

 Der EmsRadweg ab Leer bis zur Quelle der Ems in Hövelhof

 

4. Radtag: Do., 16.09.2021: Von Leer über Papenburg und Heide nach Lathen (57 km)

 

Ab heute also nahm ich den EmsRadweg in Angriff. Obschon es noch 19 km dauerte, bis ich richtig auf ihn traf. Bis dahin radelte ich weiter auf der Fehnroute. Wie schön, dass ich durch den Hotelwechsel schon genau auf der Route war, denn direkt hinter dem Hotel verlief der Radweg. Ursprünglich wollte ich von Beginn an so fahren, aber durch die Sperrung einer Brücke, musste ich vor drei 

Tagen über Weener fahren. Nun also war ich bereits auf der linken Seite der Brücke und konnte so auch noch den mir fehlenden Teil der Fehnroute testen. Vor drei Tagen fuhr ich ja auf auf der rechten Seite der Ems. Wie immer also um 9 Uhr losgefahren. Das Wetter war trüb, teilweise nebelig, und natürlich kalt. Aber was anderes kannte ich ja gar nicht mehr. Der Weg selbst aber war richtig schön, direkt neben dem Emsdeich rechts von mir. Außer mir kein Radler, kein Mensch, nur Schafe über Schafe, die ihren Dammpflegedienst brav ausübten. Allerdings trübte der starke Gegenwind doch etwas die Idylle.

Bei Gegenwind kommen bei mir oft Zweifel auf, ob ich überhaupt in die richtige Richtung fahre, aber so nah am Meer weht leider fast immer irgend ein Wind. Für Radfahrer halt leider meistens spürbar als Gegenwind. Aber tapfer weiter, immer der Ems entlang. Unterhalb von llen, nach knapp 20 km, war ich dann wieder an der Schiffswerft "Meyer Werft" in Papenburg angelangt, an der ich bereits vor drei Tagen vorbeifuhr. Das riesige Kreuzfahrtschiff lag immer noch im Hafen. Mein Weg aber trennte sich nun von dem der 

Fehnroute. Für mich der Zeitpunkt, auch das Bikeline Heft zu tauschen. Von nun an folgte ich der Beschilderung des EmsRadweges. Der Weg allerdings war nicht mehr so gut wie vorher. Zwar war er auch größtenteils asphaltiert, aber häufig so von Wurzeln durchbrochen und löchrig, dass es jedesmal fürchterlich holperte, wenn ich darüber fuhr. Das hieß natürlich auch das Tempo drosseln. Und nun kamen mir auch vermehrt Tourenradler mit Gepäck entgegen. Der EmsRadweg ist einfach bekannter als die Fehnroute. Aber die Streckenführung selbst ist schon mal sehr schön. Nach einer Weile zogen Regenwolken am Himmel auf, und dann stürzte ein Wolkenbruch herab. Wie geplant, fand ich just in diesem Moment eine Unterstellmöglichkeit für Radler. Nach einer Weile, als der Regen aufgehört hatte, begegnete ich einer Gruppe Radler, die pitschnaß war. Sie fragten mich, ob bei mir die Sonne schiene, da ich total trocken und auch keine Regensachen anhatte. Tja, Glück muss man auch manchmal haben.  

 

Nun ging es immer mal rechts mal links an der Ems entlang, und alles erschien mir viel abwechslungsreicher als bei der Fehnroute. Mal fuhr ich durch Wald, dann wieder durch Felder, mal durch und an Ortschaften vorbei. Und schließlich erreichte ich Lathen, wo ich im B & B "Welcome Inn" meine Unterkunft für diesen Tag reserviert hatte. Nach längerem Plausch mit den überaus herzlichen Pensionseltern, und duschen, waschen etc., dann in die Innenstadt auf der Suche nach einem Restaurant. Etliche Lokale hatten geschlossen, aber ein Italiener verkaufte auf Bestellung Pizzas etc. Nachdem ich meine ImpfApp zeigte, durfte ich mich in das Lokal reinsetzen. Ich war der einzige Gast und wurde dementsprechend herzlich bedient. Nach einer leckeren, aber viel zu großen Pizza, dann zurück zu meiner Unterkunft, und nicht viel später ins Bett. 

 

 

5. Radtag: Fr., 17.09.2021: Von Lathen über Meppen, zum größten Gemälde der Welt, und weiter nach Lingen (69 km)

Dieser Tag war ein ausgesprochen schöner Tag. Wetter- und Landschafts-, aber auch Kulturmäßig. Auf dem Weg lagen nämlich große und kleine alte Städtchen mit vielen Fachwerkbauten und großer Geschichte. Dazu abwechslungsreiche Natur. Es machte richtig Freude den Schildern des EmsRadweges und dem Weg selbst zu folgen. Beim Losfahren um 9 Uhr war es zwar noch ziemlich diesig, aber man konnte schon ahnen, dass die Sonne bald durchkommen würde. Die hatte ich in den letzten Tagen richtig vermisst.

Den Weg aus Lathen heraus erkundete ich schon bei meinem Spaziergang am Abend vorher durch die Stadt, so dass ich heute flott darauf losfahren konnte. Wieder an der Ems entlang, durch Wald und Flur. Es war einfach nur schön. Dazu die Stille und die reine Luft, herrlich. Die Strecke war wirklich sehr schön, aber auf den überwiegend asphaltierten Wegen holperte ich oft durch Löcher oder über Wurzeln, die die asphaltierte Decke durchbrachen.

 

Etwas später den Dortmund Ems Kanal, und am Emswehr Hilter die Ems überquert. Bislang eine wunderbare Strecke. Was mir die ganzen Tage aber schon auffiel, war, dass es hier überhaupt keine Hochhäuser oder Wohnsiedlungen mit mehreren Stockwerken gab. Überall nur propere kleine Einfamilienhäuschen mit gepflegten schmucken Vorgärten. Etwas später verfuhr ich mich 


kurz, da hier wieder die Knotenpunktregelung galt. Leider fehlten mir dazu aber die entsprechenden Karten. Bei Hilter bog ich auf den Dortmund-Ems-Kanal ab. Wollte diese Route einfach mal ausprobieren. Ich folgte ihr ca. 8 km bis Haren (Ems). Bereut habe ich es nicht, denn es 


war eine schöne Tour durch viel Wald. In Haren kurz eine Pause gemacht und zumindest von außen den Emsland-Dom (St. Martinus-Kirche) angeschaut. Haren ist ein sehr hübsches altes Städtchen mit vielen Fachwerkbauten. Nun ging es am Kanalufer entlang, mit etlichen Umwegen wegen Bauarbeiten, und weiter bis nach Hüntel. Dort sah ich schon von Weitem das "Größte Gemälde der Welt". Den Kühlturm eines ehemaligen Gaskraftwerkes ziert seit 2009 eine Weltkarte über die gesamte Turmhöhe und -breite hinweg. Lt. Guiness-Buch der Rekorde ist es die größte Weltkarte der Welt. 

 

Weitere 10 km brachten mich nach Meppen, der grünen Stadt am Wasser, wie sie auch genannt wird. Hier fließen Hase und Ems zusammen. Die Hase ist einer der beiden großen Zuflüsse der Ems. Bereits im achten Jh. gründete Karl der Große hier eine Taufkirche. Die sich daraus entwickelnden Ansiedlung wurde 1360 zur Stadt erhoben. Die Stadt wimmelte aber nur so von Leuten, so dass ich mich bald wieder auf meinen Weg machte. Nun ging es am Kanalufer entlang, mit etlichen Umwegen wegen Bauarbeiten, und weiter bis zum Speichersee Geeste. Und bald danach erreichte ich Lingen, mein Tagesziel. Mein Hotel "Hotel Altes Landhaus" war diesmal etwas luxuriöser, was ich aber einfach nur genoß. Auch das Abendessen dort war etwas Besonderes, aber man gönnt sich ja sonst nichts!

 

Was mir aber an diesem Tag jedoch äußerst unangenehm war, dass mein Handy zweimal den Notruf auslöste. Sehr wahrscheinlich wurde beim Holpern über ein Loch oder größeren Wurzeln zweimal ein Sturzsignal ausgelöst. Und mein Handy löste daraufhin eigenständig einen Notruf aus. Gottseidank merkte ich es zwar immer sofort, witzig fand ich das jedoch nicht. Natürlich bremste ich immer stark ab wenn so ein Loch oder Wurzeln im Weg lagen, aber trotzdem wurde ich stark durchgerüttelt beim Darüberfahren. 

 

 

6. Radtag: Sa., 18.09.2021: Von Lingen über Rheine mit Kloster und Saline, weiter nach Emsdetten (63 km)

Auch heute lachte mir die Sonne. Da fällt der Tag doch gleich viel leichter. Noch dazu, wenn das Frühstück lecker ist und der Radweg gleich neben dem Hotel verläuft. In glänzender Stimmung daher morgens wie immer um 9 Uhr los. Zuerst ging es knapp sechs Kilometer am Dortmund-Ems-Kanal entlang. Linkerhand der Kanal, gleich daneben der Radweg. Glatt geteert und von Bäumen beschattet. Herrlich. Bei Hanekenfähr dann auf ziemlich abenteuerlichen Sandwegen weiter, da die Schleuse Gleesen umgebaut wurde. Deshalb hieß es ziemlich langsam fahren, oder halt hinfallen. Aber bald war es überstanden, und ich wechselte wieder auf den EmsRadweg über. 


Nun ging es teilweise durch Wald, teilweise durch Felder, Richtung Emsbüren. Vorbei an einer großer Golfanlage und an riesengroßen Gestüten. In und um Emsbüren gibt es an die 40 Reiterhöfe und Reitbetriebe. Da muss man einfach öfters stehen bleiben und die wunderschönen Pferde bewundern. Überhaupt bin ich relativ langsam gefahren und habe die Gegend bewundert. Es war sehr erholsam hier zu fahren. Allerdings müssen hier auch etliche Mastbetriebe sein, denn streckenweise stank es bestialisch. 

Die Wege sind nach wie vor manchmal fürchterlich holprig. Hinter Mehringen kamen sogar Sandwege, die mit frischem Split bestreut waren. Ein Highlight für jeden Radler mit Gepäck. Und wieder kommen mir Heerscharen von Radlern entgegen, aber Gottseidank alle entgegen. Was bin ich froh, dass ich den EmsRadweg anders herum fahre. Um die Mittagszeit erreiche ich das Kloster Bentlage, und gleich daneben die älteste Salinenanlage Westfalens, die Saline Gottesgabe, die immer noch in Betrieb ist. Für beides nehme ich mir Zeit zu Besichtigungen, da ich generell Zeit habe. Bin gut gefahren. 

 

Rheine selbst, kurz hinter Bentlage, war natürlich auch eine kurze Stadtbesichtigung wert, dann aber fuhr ich weiter. Nach 21 km erreichte ich schließlich Emsdetten, mein Tagesziel. Allerdings war  ich viel zu früh dort, denn mein Hotel öffnete erst um 17 Uhr. Daher fuhr ich kreuz und quer durch die Stadt, kaufte mir ein Eis, und bummelte so rum. Viel war hier wirklich nicht los. Dafür aber dann in meinem Hotel "Hotel altes Gasthaus Düsterbeck". Unmittelbar vor mir checkte gerade eine Rad-Männergruppe mit 25 Personen ein. Und wie sich herausstellte, hatten sie einen Männerabend mit Grillen im Hof geplant. Mein Zimmer lag genau zwischen deren Zimmer und ging auch noch auf den Hof hinaus. Wie befürchtet, war der vorgesehene Grillabend tatsächlich   feucht, fröhlich und laut. Super, und ich hatte mich auf einen ruhigen Abend und ein ruhiges Zimmer gefreut. Das war übrigens relativ teuer im Preis, aber nicht in der Ausstattung. Es war ein Zweibettzimmer, von dem aber ein Bett kaputt war und in Einzelteilen im Zimmer rumlagen. Was half's, alle anderen Zimmer waren besetzt, und ein neues Hotel suchen wollte ich nun wirklich nicht mehr. Also Ohropax rein und später versucht zu schlafen.  

 

 


7. Radtag: So., 19.09.2021: Von Emsdetten über Grefen und Telgte nach Warendorf (76 km)

Die Nacht war erwartungsgemäß nicht ganz so ruhig, so dass ich später als sonst frühstückte und losfuhr. Das Wetter machte es auch nicht gerade leichter, es war schlicht und ergreifend kalt. Daher dick eingepackt nochmal durch die Stadt gefahren, um schließlich auf "meinen" Weg einzubiegen. Aber der war nicht ganz so super. Sandwege über Sandwege hieß es ab nun zu bewältigen. Da musste ich manchmal höllisch aufpassen, um nicht zu stürzen. Dennoch war die Landschaft, durch die ich jetzt fuhr wunderschön. Auf den Feldern dominierten Maisfelder mit Futtermais, die jedoch schon zum größten Teil abgeerntet waren. 

 

Nach 15 km stieß ich auf den "Sachsenhof Pentrup", ein Freilichtmuseum, welches eine Rekonstruktion einer 1200 alten frühmittelalterlichen sächsischen Hofanlage mit Anbauversuchen von Kulturpflanzen und Ackerwildkräuter aus jener Zeit ist. Hier kann man einfach so rein- und rumspazieren. Schon interessant. Aber weiter. Kurz darauf hatte ich eine nette und zugleich interessante Begegnung. Ich machte gerade ein Foto, als mir eine ältere Radlerin entgegenkam. Und wie es so ist, kamen wir ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass sie auch auf Radtour, und, dass sie 87 Jahre alt war. Kaum zu glauben. Auf mich machte sie einen Eindruck, als ob sie irgendwohin gemütlich mit ihrem alten Rad zum Einkaufen führe. Hinten auf dem Gepäckträger hatte sie einen Einkaufskorb und vorne eine Einkaufstasche, tatsächlich mit einem Bikelineheft darin. Ich kam mir richtig komisch vor. Ich ausgerüstet mit Hightech Sachen, sie mit Einkaufstaschen und Strickweste. Seit ihr Mann vor fünf Jahren gestorben sei, führe sie solche Touren alleine. Sie managt auch alles selber. Einfach bewundernswert.


Etwas nachdenklich fuhr ich weiter und kam nun durch die Wentruper Berge. Hier ging es hoch und runter. Und alles auf Sand - und Waldwegen mit Wurzeln. Da hieß es ordentlich in die Pedale treten und zugleich höllisch aufzupassen. An der Stadt Greven am Rande und kurz darauf an den NSG Bockholter Bergen vorbeigefahren. Auch hier natürlich Wald- und Sandboden. Irgendwie war das heute nichts mit asphaltierten Wegen. Dafür war die Landschaft schön. Nach einer kurzen Pause fuhr ich weiter und, nicht weit vor Telgte, muss ich mich dann schrecklich verfahren haben. Es waren jetzt wieder so schöne, geteerte Wege und ich fuhr immer meinen Schildern nach. Zumindest dachte ich das. Bis mir das alles ziemlich komisch vorkam und ich umdrehte. Keiner da, den ich fragen konnte, bis ich am Eingang zu einem Friedhof einen einsamen Friedhofsbesucher mit Blumen sah. Obwohl es mir ausgesprochen peinlich war, sprach ich ihn an. Wir studierten gemeinsam mein Bikelineheft, und trotz seiner offensichtlich ausgeprägten Kurzsichtigkeit überzeugte er mich, dass ich völlig falsch war und wieder weit zurück müsse. Wie sich rausstellte, waren es über fünf Kilometer die ich falsch gefahren war. Nun ja, das kann immer mal passieren.

 

Ohne größere Pausen danach weiter Richtung Warendorf, meinem Zielort. Warendorf trägt auch den Beinamen "Stadt des Pferdes", da hier das Deutsche Olympia-Komitee für Reiterei seinen Sitz hat. Für mich galt es jetzt aber erst einmal mein Hotel "Hotel Sophia" zu finden. Es war ein kleines aber feines Hotel Garni mit großen und modernen Zimmern. Nach dem Üblichen, wie Duschen, Waschen etc., noch in die Stadt zum Essen. Das gestaltete sich etwas schwierig. Beim empfohlenen Italiener stand eine große Schlange Menschen vor der Tür, die alle auf Einlass warteten. Wegen Corona ging es nämlich nur mit Vorbestellung. Erst ein ganzes Stück weiter fand ich schließlich in einem Türkisch-Italienischen Restaurant eine Möglichkeit, wo ich auch ohne Vorbestellung etwas bekam. Daher später wohlgesättigt zurück ins Hotel, und bald darauf ins Bett. Die ganze Strecke heute war ziemlich hügelig und teilweise durch die Sandwege schwierig zu befahren. Landschaftlich aber war sie sehr schön.

 

 

8. Radtag: Mo., 20.09.2021: Von Warendorf über Marienfelde und Rheda nach Rietberg ( 64 km)

Da ich mir am Vortag nicht die Innstadt angeschaut hatte, sie aber absolut sehenswert sein sollte, holte ich das heute nach. Durch die noch leeren Straßen fuhr ich frühmorgens gemütlich durch die historische Innenstadt mit ihren Denkmalgeschützten Häusern. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn die Stein- und Fachwerkhäuser zeigten alle Baustile der norddeutschen Bürgerbaukunst auf. Anschließend noch etwas beim Bäcker gekauft, dann machte ich mich auf den Weg. Wie immer dick und warm eingepackt, da es mit 10 Grad wieder einmal ziemlich kalt war. 

Dafür aber war die Strecke sehr schön. Weit ab von bewohnten Gebieten konnte ich auf asphaltierten Wegen und einer wunderbar geführten Strecke durch Wald und Felder radeln. Hin und wieder kam ich an großen alten, aber hervorragend in Schuss gehaltenen Höfen, vorbei. Was mir dabei auffiel, waren die vielen großen und kleinen Kreuze und Bildstöcke an den Höfen selbst oder unterwegs. Selbst mitten im Wald stand eines. Sie alle sind Zeichen der besonderen Volks-frömmigkeit des 18. bis 20. Jh. Zum richtig Wohlfühlen machte allerdings der Wind nicht mit, der mir meist heftig entgegen blies, und die Kälte noch spürbarer werden ließ. 

 

Nach 36 km erreichte ich Marienfelde mit dem ehemaligen Zisterzienser Kloster Marienfelde. Heute ein großes Sporthotel. Einfach in den Park und rund um das ehemalige Kloster gefahren. Mein Teilchen vom Bäcker heute Morgen gegessen, dann weiter. Die Stärkung kam gerade recht, denn kurz darauf ging es durch das NSG Boomberge, was etwas Anstieg bedeutete. Aber die Strecke selbst war sehr ansprechend. An Harsewinkel, der "Mähdrescher Stadt", der Landmaschinenhersteller Claas ist dort der größte Arbeitgeber, vorbei. Vorbei auch an Gütersloh. Nach  dieser Ruhe in der schönen Landschaft wollte ich mir eine Großstadt nicht antun. Danach immer weiter durch pure Natur. Zwar ziemlich kreuz und quer, aber gut beschildert. 


Allerdings wechselten hier öfters die Schilder. Mal waren sie grün, dann wieder rot, das hieß dann doch etwas genauer die Karte studieren. Über die guten Straßen hatte ich mich allerdings zu früh gefreut. Schon kurz darauf waren sie wieder arg holprig. Auch wenn ich sehr acht gab, gab es jedesmal einen kleinen


Hüpfrer. Was beachtenswert ist, ist, dass es hier viele kleinere Naturschutzgebiete gibt. Etliche Kilometer nach Gütersloh ging es schon wieder durch eines. Dann durchquerte ich Rheda-Wiedenbrück. Eine Doppelgemeinde, die aus zwei wunderschönen Fachwerkstädtchen besteht. Wobei Wiedenbrück die ältere und schönere ist. Der Radweg führte mitten hindurch. Kaum aus dem Städtchen heraus, kam ich durch eine Kopfweidenalle, bei der ich ein richtig mulmiges Gefühl bekam, so gespenstisch sah sie aus. Dafür durfte ich dann kurz darauf durch eine Birkenallee fahren, die gerade das Gegenteil davon war. Und bald darauf erreichte ich Rietberg, mein Etappenziel. Mein Hotel "Hotel Restaurant Vogt“ hatte noch nicht geöffnet, so dass ich zu Fuß noch eine Runde durch den historischen Kern der Städtchens mit lauter liebevoll restaurierten Fachwerkgebäuden lief. Die Stadt heißt daher nicht umsonst auch die "Stadt der schönen Giebel". Auch das Hotel war in einem gelungenen restauriertem Fachwerkhaus. Aber nicht nur außen, sondern auch die Zimmer waren ganz modern ausgestattet. Das köstliche Abendessen im angeschlossenem Restaurant rundete den Tag daher optimal ab. Ein traumhafter Tag ging zu Ende. 

 

 

9. Radtag: Di., 21.09.2021: Rietberg - Emsquelle - Paderborn (59 km)

Wahnsinn, heute also schon der letzte Tag meiner Radtour 2021. Wie immer kommt es mir vor, als ob ich erst am Tag zuvor angefangen hätte. Aber so ist es halt. Wenn etwas schön ist, möchte man es behalten. Aber leider lässt sich das meistens nicht wahrmachen. Daher pünktlich mit dem 9 Uhr Glockenschlag losgefahren. Noch einmal kurz durch die Innenstadt, da das Hotel direkt am Radweg lag, der durch die Stadt lief. Alles ohne Probleme, denn kaum ein Auto oder Fußgänger war um diese Zeit unterwegs. 

 

Das Wetter war, wie konnte es anders sein, kühl, wenn nicht sogar mit 8 Grad kalt. Ich hätte gut Handschuhe vertragen, hatte aber leider nur Regenhandschuhe dabei. Dennoch war das besser als gar nichts. Und trotz der Kälte war es wieder schön, so morgens unterwegs zu sein. Ich fuhr zuerst Richtung Gartenschaupark, mit Blick in das Naturschutzgebiet Fischteiche. Und kurz darauf machte ich schon den 1. Stopp bei der Johanniskapelle. Die leuchtend weiße Andachtsstätte wurde zur Verehrung des hl. Nepomuk durch eine Gräfin von Kaunitz-Rietberg erbaut und 1748 geweiht. Sie stellt Rietbergs bedeutendes Baudenkmal dar.

Weiter ging es durch das NSG Rietberger Emsniederungen. Durch Natur pur. Sogar ein Fasan und mehrere Eichhörnchen kreuzten meinen Weg. Leider waren sie viel zu schnell für mich, um Fotos zu machen. Und über mir hörte ich Flugzeuggeräusche. Inzwischen ja auch selten geworden. Kaum dass man noch Kondensstreifen am 


Himmel sieht. Wenn es nicht durch Wald ging, fuhr ich an Feldern vorbei, auf denen überwiegend Futtermais angepflanzt war, wie schon die ganzen Tage. Etwas später umrundete ich das NSG Steinhorster Becken. Das ist ein 82,6 Hektar großes, künstlich angelegtes Natur- und Vogelschutzgebiet. 


Hier haben durch diverse Bauvorhaben verdrängte Tier- und Pflanzenarten einen neuen Lebensraum gefunden. Und 16 km später, die meist in Emsnähe verliefen, erreichte ich Hövelhof. Von hier waren es nur noch gut sechs Kilometer auf sehr guten Wegen bis hin zur Emsquelle. Für die meisten, die den EmsRadweg fahren, der Ausgangspunkt, für mich der Endpunkt, das Ziel. Dort traf ich zwar keinen Radfahrer, aber etliche Ausflügler. Einer davon machte von mir Fotos an der Stelle, wo die Ems hervorspringt. Ein winzig kleines Quellwässerchen, das sich bis zur Mündung in den Dollart, und damit später in die Nordsee, mit seinen größten Nebenflüssen Leda und Hase, zu einem der großen Flüsse Norddeutschlands mausert.  

Noch aber war für mich die Radtour nicht zu Ende. Ich musste noch weiter nach Paderborn, noch weitere 27 km. Aber auch das kein Problem. Zumal es auf dem Weg dahin das beeindruckende Weserrainessance Wasserschloss Neuhaus anzuschauen gab. Bei der Planung der Tour machte ich mir Gedanken darüber, wie ich von der Emsquelle nach Paderborn käme, aber wie sich herausstellte, gab es einen ausgezeichneten und beschilderten Weg dorthin. Und zwar auf wunderbar asphaltierten Radwegen. Und auf der Ausschilderung stand sogar "Paderborn Hbf." Genau dort hin wollte ich, zumindest ganz in die Nähe, da da das Hotel lag, in dem ich noch übernachten musste. Diese letzten Kilometer waren also total entspannend. 

 

Und irgendwann kam ich in Paderborn an. Mein Hotel ""Südhotel" war nicht gerade ein pompöses Hotel, eher das Gegenteil, aber es lag ganz nahe beim Paderborner Hbf, und der Preis stimmte auch.  Zum Abendessen musste ich quasi nur um die Ecke, und so fand die Tour einen schönen Abschluss.

 

 

Heimfahrt: Mi., 22.09.2021: Mit Zug von Paderborn nach Basel Bad. Bhf, und von dort mit Rad nach Hause (21km)

Kurz vor zehn Uhr morgens fuhr mein Zug von Paderborn nach Göttingen. Dort hieß es umsteigen und bis Basel Bad Bf zu fahren. Hier stieg ich aus und fuhr mit dem Rad die 19 km nach Hause. Meine Radtour war nun definitiv zu Ende. Es war wieder eine sehr schöne Tour. Zwar fast die ganzen Tage eiskalt, aber dafür können die beiden Radwege ja nichts. Mein Fazit: Ich kann beide Radwege, die Fehnroute und den EmsRadweg, nur empfehlen.